sabato 15 settembre 2018

Das Wagnis der Erziehung. Vom Staunen zur Verifizierung Vortrag in Yerevan am 20.9.18

Das Wagnis der Erziehung. Vom Staunen zur Verifizierung 
Vortrag in Yerevan am 20.9.18 

https://www.youtube.com/watch?v=X31Do7bhrU4&t=5s



  1. Warum gibt es etwas, statt lieber nichts? (Heidegger, Balthasar). Diese abstrakte philosophische Frage ist für uns Lehrer sehr wichtig. Der erste Schritt in der Begegnung der Wirklichkeit (Schüler, Kollegen, Eltern, Fach, das wir unterrichten) sollte das Staunen sein. Diese Warum Frage ist nicht im Sinne einer Neugier, sondern eines Staunens, dass etwas, das jemand ist statt lieber nichts zu verstehen. Wir neigen dazu schwierige Schüler, schwierige Eltern (besonders die, die sich als Gewerkschafler ihrer Kinder verstehen), etc. als ein Problem zu sehen. Es gibt freilich Schüler, die problematisch sind, aber in erster Linie sind sie eine Gegenwart, die uns zum Stauen auffordern kann. Wir vergessen dieses Blick des Staunens und deswegen sehen wir nur Probleme, in besonderer Weise problematische Schüler. Das verhindert uns die Schüler zu geniessen, die nicht problematisch sind und verhindert zu sehen, dass auch bei einem problematischen Schüler es sich um ein Wunder handelt, einer einmaligen Gegenwart, die uns bereichern kann. 
  2. Das Staunen gegenüber der Wirklichkeit sollte uns nicht vergessen lassen, dass wir sie nicht „schaffen“, nicht „produzieren“. Wir können mit unserem „Zeugnis als Lehrer“ (wie wir lehren, wie wir mitteilen, wie wir leben) Schüler „formen“, „zeugen“, nicht „schaffen“. Sie sind schon schon geschaffen! 
  3. Als Lehrer werden wir mit der Autorität (das Wort auf lateinisch aus dem Autorität stammt ist „augere“: vermehren, vergrößern; Autorität ist uns gegeben, um unsere Schüler zu verstärken, ihr Wissen zu vermehren, nicht zu knechten…), die aus unser Lebenserfahrung und aus unserem Wissen entsteht, einen Vorschlag machen, ein Angebot, manchmal auch ein Gebot aussprechen, die unser Schüler mit Respekt und in Gehorsam zu empfangen haben. Auch wenn es wichtig ist unsere Schüler zu zuhören, von ihnen zu lernen, ihnen kein Vorschlag zu machen wäre keine Stärkung ihrer Freiheit, sondern sie nur in der Verwirrung zu lassen.  Die Demokratie selbst und eine demokratische Erziehung leben von Elemente, die nicht zur demokratische Debatte zur Verfügung stehen. Der wichtigste Element ist der Gehorsam, vom Hören, nicht vom Knechten. Ohne Gehorsam an einem als "Lehrer" erkannte Autorität gibt es keine Erziehung. Und keine Ausweg aus der Krise. J.M. Bergoglio spricht von einem "gnostischen Mensch" (der viele Infos hat) ohne Zugang zu einer lebendigen "Einheit" unseres Menschsein: was für einen "einheitlichen Sinn" hat unser Leben?  J.M. Bergoglio beschreibt einige Punkte der Krise unserer Zeit. Zuerst der "Deismus": wir haben keinen echten einheitlichen philosophischen Vorschlag, sondern einen Supermarkt von pseudo religiösen und weltanschaulichen Angeboten. Der Relativismus: eine versteckten Form von Totalitarismus "der eigenen Wahrheit", die nur Auslieferung am Denken der Mächtigen ist (Transversalen Identitäten ohne eine kulturelle und religiöse Zugehörigkeit). Eine Sucht nach Reinheit, in dem Sinne von einer Schaffung von "Räume" in dem alles in Ordnung sein sollten, statt sich "Zeit" zu lassen für Prozessen, in dem das "Wagnis der Erziehung" versucht wird als einen Weg zur Reife und Freude.  Der Nihilismus: alles wird "verallgemeinert", "globalisiert" ohne echte Aufmerksamkeit "für die konkrete gesellschaftspolitische Aufgaben, für eine echte Teilnahme an lokalen Kulturen und Werten"(Bergoglio).  
  4. Unsere transparente Gesellschaft (Byng Chul Han) verbreitet Unstabilität in den Beziehungen, die sehr kurzlebig sind und Verwirrung. Das sei gesagt aller guten Chance der digitalen Revolution zum Trotz (vielleicht können wir in unserem Gespräch dieses Aspekt vertiefen). Wir sind überflutet von guten Informationen, aber auch von überflüssigen Informationen und auch von fake news. Angesichts der gigantischen Herausforderung, die unsere „flüssige Gesellschaft“ ( Zygmunt Bauman) darstellt, sind wir versucht „reaktionär“ zu werden und so dem Traum der alten guten Zeit zu verfallen. Aber Leben spielt sich jetzt ab und wir haben die Herausforderung, das „Wagnis der Erziehung“ (Luigi Giussani, Julián Carrón) jetzt zu leben mit Autorität und Formulierung eines Vorschlages, einer Aufgabe, aber auch in dem wir unsere Schüler verifizieren lassen, was wir ihnen vorschlagen anbieten und was von ihnen verlangen. 
  5. Wie funktioniert Verifizierung in unserer flüssigen, transparenten Gesellschaft? In dem wir auf ein alten Kriterium aufmerksam machen, dass die Bibel „Herz“ nennt. Herz nicht Gefühl. Herz ist für die Bibel und für die jüdische, christliche und humanistische Tradition der Ort in dem Intelligenz und Emotionen sitzen. Wir müssen die Intelligenz und die Emotion unserer Kinder vertrauen, sie prüfen lassen, ob das, was wir ihnen sagen, vorschlagen ihre Existenzen bereichert, ihnen hilft ein Sinn für ihr Leben zu finden. Ein Sinn, das in dem Leben selbst nicht ein Problem, sondern ein Gabe, einen Geschenk sieht. „Ein notwendiger Sinn“ (Ferdinand Ulrich) - einen Sinn, der die Not des Menschen „wendet“. Der Organ mit dem sie diese Verifizierung vollziehen ist eben das Herz, das auch Gabe ist. Ein Kriterium, das in ihnen ist (ich kann nicht für sie diese Verifizierung vollziehen), aber nicht im Sinne eines privaten Eigentums, sondern eine Gabe, die für allen uns geschenkt worden ist. Begabungen werden für die Gemeinschaft geschenkt. Von der Natur oder von Gott, ich lasse hier die Frage offen. NB: das Verifizieren ist ein vielfältiges Prüfen des Wahrheitsgehalt eines erzieherischen Angebotes. Genau so wie der Angebot auch das Verifizieren ist nicht nur ein Diskurs. Es gibt mehrere Wege eines erzieherischen Angebotes zu machen, z. B. mit kooperativen Lernformen, in denen die Schüler nicht nur passiv etwas hören, sondern selbst etwas gestalten. Jorge Mario Bergoglio hatte seinen Schüler Erzählungen schreiben lassen, die dann in einem Buch, mit der Einführung von Jorge Luis Borges, veröffentlicht worden sind. Auf der Ebene der Didaktik darf man durchaus experimentieren mit verschiedenen Medien, etc. 
  6. Zum Schluss würde ich sagen, dass wir unsere Kinder an einer vielfältigen Wirklichkeit einführen sollten. Man soll lernen die Wirklichkeit, der Möglichkeit nach, in der Komplexität aller ihrer Faktoren zu „beurteilen“ (nicht zu verurteilen). Und das benötigt auch eine Vielfalt von Methoden (hier befindet sich auch der letzte Grund einer demokratischen Erziehung und Bildung). Wenn ich prüfen will, dass es gut ist, dass Frauen und Männer gleichen Rechten haben, kann ich kein Chemieexperiment im Labor machen, sondern eine juristische und philosophische Methode anwenden; wenn ich verstehen will, wie leben entstanden ist eine biologische, wenn ich wissen will, wieso gibt es etwas statt lieber nichts, eine religiös- philosophische Methode.  Diese Vielfalt der Methode ist etwas gutes, nur Ideologien versuchen die Vielfalt in einer Pseudo Einheit zu reduzieren. Eine echte Einheit in der Vielfalt ist nur denkbar, wenn es ein Logos, der universal und konkret ist, gibt, und der ermöglicht alles in einem synthetischen Sinn zusammenzufassen - diese ist die christliche Arbeitshypothese. Die Hypothese der „Wahrheit“ als Person, nicht als „Lehre“.
  7. Alle Menschen guten Willens sollten von einer „Moralität des Erkennens“ (Luigi Giussani) erfüllt sein. Eine letzte Disponibilität, Bereitschaft die notwendige, aber nicht hinreichende Vorurteilen in echten „Urteilen“ zu verwandeln, ohne die andere zu täuschen und ohne sie zu knechten.  

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