lunedì 8 marzo 2021

Die Kirche ist ein Leben - Erik H. Theilemann

Mit großer Freude veröffentliche in meinem Blog einen Aufsatz über die Kirche von meinem Schüler, Erik H. Theilemann (mit seinem Einverständnis) :  "...in vielen Kritiken der christlichen Glaubensgemeinschaften klingt ein Aspekt heraus. Es sei zu viel Dogma, zu viel Fundamentalismus zu finden. Giussanis Zitat zeigt, dass in einer eiligen Verurteilung der Kirche ohne adequates Zusammenleben derselbe Dogmatismus mitschwingt. Dieser verurteilt nach geringer „Seinsergründung“ dasselbe Sein kategorisch. Giussanis tiefer Blick weist auf, dass a) Beschuldigungen der Ketzerei/dogmatischer Ausschluss aus der Gemeinde und b) kategorische Verneinung des lebendigen Wesens der Kirche aus derselben bösen Wurzel erwachsen (Erik). Es handelt sich um eine letzte Klausur im Fach Religion.   





Inhaltsverzeichnis:


1. Auseinandersetzung mit der Kirche – wieso?

2. „Lebendige“ Kirche und vorschnelles Urteil

3. Kritik der Zeit – Versuch der Widerlegung 

4. Das unterschiedliche „Sein“ der Kirche + Folgen


1.) In einer Welt, wo nach 2000 Jahren sich Millionen von Menschen aus allen Winkeln und Himmelsrichtungen zu einem gemeinsamen Glaubensgrundsatz bekennen, ist derjenige höchst intolerant und weltfremd, der sich nicht mit der bewegenden Kraft der Kirche auseinandersetzt. Es lohnt sich unbedingt historisch und theologisch, doch sollte eine transzendentale Solidarität mit Milliarden von Mitmenschen der ausschlaggebende Grund sein. 

2.) Laut den Gedanken von Luigi Giussani ist die Kirche als sich regende, atmende und tätige Lebenseinheit nur durch das Zusammenleben, d.h. Mitregen, -atmen und -tun zu verstehen. Anknüpfend an diese These ist der Kirchennegierer also vorschnell. Wer die Kirche aus Erfahrungsbrocken verleugnet, trifft damit nicht sie selbst, sondern seine eigene Person, da er den „Lebenscharakter“ der Kirche nicht anerkennt. 

Betrachtet man aber darin ein im steten Wandel begriffenes Wesen, so erfordert es – wie Giussani sagt – eine „schwer abzuschätzende Zeitspanne“, um es zu wagen, ein finales Urteil zu fällen. 

Denn endgültige Kategorisierungen führen schnell zur Tyrannei. Man betrachte den jungen Raskolnikow, dessen Einteilung der „Wucherin“ nach kürzester Zeit zum Morde führt. Finale Urteile eilen finalen Handlungen voraus.

3.) Deshalb ist Giussanis These, die Kirche sei lebendig, ein so wichtiger Schritt. Natürlich lässt sich bei greisen Amtspersonen und Priestern, bei fallenden Kirchenmitgliedszahlen darüber diskutieren, ob die Kirche zwar „lebendig“ jedoch „im Sterben liege“. Doch Alter und Anzahl haben dem Wesen nichts an: solange Menschen „in der Kirche“ leben, lebt die Kirche durch sie; ähnlich wie: „Wo zwei oder drei versammelt sind, da bin ich mitten unter euch.“

Ein Leben, in dem Christus selbst weilt (vor dem sich nur weit Abgekommene der Bewunderung zu verschließen vermögen), kann nicht ohne Zögern abgeurteilt werden. Einem lebendigen Sein gebührt Achtung, gleich ob 200 oder 1,5 Milliarden sich diesem Sein widmen. 

4.) Ein weiterer Folgegedanke: Leben ist vielleicht im Sein, doch nicht im „So-Sein“ vollkommen. Die Kirche ist vom Anfang bis zum Ende das reflektierte Licht der Liebe Gottes. Da der Schöpfer vollkommen war und ist, ist das Geschöpfte in dem Wesen seiner Existenz vollkommen. Doch wie diese Existenz sich verhält, ist/sollte ein Streben nach Vervollkommnung sein. 

In metaphorischen Worten: die Kirche ist vom Licht (Sein), doch ist sie es aus sich selbst nicht (So-Sein). 

Das bedeutet: auch wenn uns unsere Eltern lieben und das Sein geschenkt haben, sind wir selbst zu Schaden, Lüge und Übel im Stande. In der Kirchengeschichte gibt es zahlreiche dunkle Momente; jedoch sind sie nicht Zeuge einer vermeintlichen Boshaftigkeit Gottes. Sie sind Ausdruck des Lebens, des unvollkommenen und schreckensreichen Lebens. Die Kirche soll Gottes Liebe widerspiegeln, doch ist dies eine unglaublich schwere Last. Daher ist der Papst – die Person, die an der Spitze der Liebesverkörperung steht – der tiefste, der „Diener aller Diener“.

In der Kirche leben heißt zweierlei: a) durch sie leiden, da sie nicht vollkommen ist und b) an ihr leiden, da sie immense Aufgaben stellt. Doch in diesem Leid liegt ein Reichtum an Liebe und Weisheit wie sonst nirgends. Es gibt – so auch Giussani – viel „zu entdecken und auszuloten“. Und wer im wahren Verständnis der Kirche lebt, lebt im Lichte des Herrn. 

Ein letzter Punkt: in vielen Kritiken der christlichen Glaubensgemeinschaften klingt ein Aspekt heraus. Es sei zu viel Dogma, zu viel Fundamentalismus zu finden. Giussanis Zitat zeigt, dass in einer eiligen Verurteilung der Kirche ohne adequates Zusammenleben derselbe Dogmatismus mitschwingt. Dieser verurteilt nach geringer „Seinsergründung“ dasselbe Sein kategorisch. Giussanis tiefer Blick weist auf, dass a) Beschuldigungen der Ketzerei/dogmatischer Ausschluss aus der Gemeinde und b) kategorische Verneinung des lebendigen Wesens der Kirche aus derselben bösen Wurzel erwachsen. 

Daher gilt gleichermaßen für Christen und Nichtchristen, sich sehr davor zu hüten, ein geschöpftes Wesen im Kern seiner Existenz zu negieren. Verlust an Wissen und Entdeckungsmöglichkeit sind womöglich die geringsten der folgenden Übel.

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