martedì 26 gennaio 2021

Zum Gedächtnis der Befreiung von Auschwitz - Marlen Fleischer und Roberto Graziotto

Die heutige Besinnung entstammt einer Zusammenarbeit von Frau Fleischer und Herrn Dr. Graziotto. Frau Fleischer hat sich mit Menschen beschäftigt, die Auschwitz überlebten (Teil 1), Herr Dr. Graziotto mit Etty Hillesum, die in Auschwitz ihr Leben verlor (Teil 2).



Teil 1:

Was ist ein Mensch imstande zu ertragen?


Manchmal können wir es nur schwer ertragen, wenn im Supermarkt unser Lieblingsjoghurt ausverkauft ist, oder wenn das Auto vor uns zu langsam fährt. Wenn wir einmal genau darüber nachdenken, sind das Banalitäten, die uns unnötig Kraft rauben und Dankbarkeit vermissen lassen, für das, was man besitzt. 


Es gibt Menschen, denen wurde jeglicher Besitz genommen: Haare, Wertsachen, Kleidung, Familie und schlussendlich ihre Würde. Sie wurden ihrer Menschlichkeit beraubt und ich frage mich: Welcher Mensch ist imstande, das zu ertragen? 


Wir wollen heute an die Menschen denken und erinnern, die imstande waren Unbeschreibliches zu ertragen. Die nichts mehr besaßen, aber unsere Welt reicher machen, indem sie darüber sprechen. Es sind Menschen, die den Holocaust erlebt haben, Menschen, die das Konzentrationslager Auschwitz überlebt haben. Heute, am 27. Januar, dem Gedenktag an die Befreiung von Auschwitz möchte ich euch die Begegnung mit Menschen ermöglichen, denen ich in den letzten Jahren begegnet bin – literarisch, in Podcasts und auch persönlich. Überleben – war das der Sinn in der Sinnlosigkeit für diese Menschen?


Auschwitz war die totale und systematische Entmenschlichung. Schon oft bin ich auf die Worte Primo Levis gestoßen, der einst sagte: „Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen: darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.“ Primo Levi war nicht imstande zu ertragen, was ihm angetan wurde. Er nahm sich 1987 das Leben, weil ihm Auschwitz 1944 das Leben genommen hatte.


Ganz anders Hédi Fried. Sie wurde 1944 nach Auschwitz deportiert. Sie überlebte. In Ihrem Buch „Fragen, die mir zum Holocaust gestellt werden“ beantwortet sie ehrlich und direkt Fragen, die uns alle beschäftigen: „Waren Sie die ganze Zeit hungrig?“, „Haben Sie nachts geträumt?“, „Gab es auch freundliche SS-Männer?“, „Was hat Ihnen geholfen zu überleben?“, „Können Sie vergeben?“ Gerade durch Frieds Erzählen im Konkreten wird das Grauen ein Stück weit greifbarer, rücken die unvorstellbaren Ereignisse näher an uns heran. Ihr zuzuhören ist ein Privileg. Sie selbst trieb viele Jahre die Frage um, warum sie überlebt hatte. Sie beantwortet sie mit den folgenden Worten: „Irgendwann wurde mir klar, dass ich überlebt hatte, damit jemand vom Holocaust erzählen konnte.“

Hédi Frieds Lehre aus dem Holocaust lautet: Gewöhne dich nie an Ungerechtigkeiten. 


„Das Überleben war irgendwann für mich ein Spiel geworden, das ich gegen Hitler, die SS und die Krematorien spielte. Ich wollte gewinnen.“ Nur zehn Jahre war er alt, da hatte Thomas Burgenthal bereits zwei Ghettos, Auschwitz, einen Todesmarsch und das KZ Sachsenhausen überlebt. Nach einer wahren Odyssee ist Thomas Buergenthal heute einer der weltweit angesehensten Juristen auf dem Gebiet der Menschenrechte. In seinen Erinnerungen erzählt er mit großer Wärme und Menschlichkeit von dem Schrecken, aber auch von dem Glück das ihn als Kind Mal um Mal überleben ließ. 


1943 verschleppten die Nazis die Jüdin Esther Bejarano nach Auschwitz. Sie überlebte, weil sie im Orchester mitspielte. Am 15. Dezember ist Bejarano 96 Jahre alt geworden. In einem Podcast mit Sandra Maischberger erzählt sie über ihre Zeit in Auschwitz: "Ich bekam die 41948. Namen wurden abgeschafft, wir waren nur noch Nummern." Sie wird gefragt, ob sie im Lager-Orchester mitwirken kann. Gesucht wird eine Akkordeonspielerin. Obwohl sie das Instrument gar nicht beherrscht, sagt sie zu. Es gelingt ihr, die richtigen Töne zu treffen. Das ist ihre Rettung. Bejarano erzählt auch, wie sie am Tor stehen und Musik machen mussten, wenn neue Opfer für die Gaskammern angeliefert wurden. "Als die Menschen die Musik hörten, dachten sie sicher, wo Musik spielt, kann es ja so schlimm nicht sein. Das waren die Momente, die ich kaum ertragen konnte.“

Bis heute setzt sich Esther Bejarano ein: gegen das Vergessen und für das Erinnern. 


Heinz Jakob Schumann überlebte Auschwitz, Dachau und den Todesmarsch. Schumann selbst zögerte lange, über seine Erlebnisse während der NS-Zeit zu sprechen. Zum einen stellten sie für ihn nach wie vor aufwühlende Erlebnisse dar, zum anderen wollte er immer als Künstler und Musiker, nicht jedoch als ehemaliger KZ-Häftling wahrgenommen werden. Schumann betonte immer wieder: „Ich bin ein Musiker, der im KZ gesessen hat. Kein KZ-ler, der Musik macht“.



Diese Menschen ertrugen Exzesse der Entwürdigung, hausten unter katastrophalen Lebensumständen und sahen die tägliche Vernichtung. Heute sind die Überlebenden um die 95 bis 100 Jahre alt und wir bewegen uns immer näher auf eine Zeit zu, in der es keine Überlebenden mehr geben wird. Aber was geschieht dann? Der Friedensnobelpreisträger und Auschwitz-Überlebende Elie Wiesel hat diese Frage so beantwortet: „Jeder, der heute einem Zeugen zuhört, wird selbst ein Zeuge werden.“ Das Wissen um Auschwitz muss also von Generation zu Generation weitergegeben werden. Wissen heißt allerdings nicht verstehen. Denn wer sich als Zuhörer oder Leser tief in das Innere dieser Mordmaschine begibt, steht am Ende wieder vor einem Rätsel.  


Liebe Schuldgemeinde, wir möchten heute zu Menschlichkeit aufrufen. Ein Überlebender sagte im letzten Jahr im Rahmen des Gedenkens an die Befreiung des Vernichtungslagers vor 76 Jahren, Auschwitz habe vielleicht das elfte Gebot hervorgebracht: „Seid nicht gleichgültig!“ Auch nach 76 Jahren sollten wir uns unserer Vergangenheit bewusst sein und den Frieden fördern. Die Wunde, vor allem bei den Überlebenden, ist auch noch nach Jahrzehnten offen und offene Wunden tun weh. Was hat all das mit mir zu tun? Es hat mit unserer Verantwortung gegenüber anderen Menschen heute zu tun. Was können wir dagegen tun? Erziehen zur Achtung und Wahrung der Würde jedes einzelnen Menschen. 



Teil 2:


„Trotz allem ist das Leben voller Schönheit und Sinn.“ (Etty Hillesum)


Die Begegnung mit Etty Hillesum, ein jüdischen Mädchen, das in Auschwitz umgebracht worden ist, die Begegnung mit ihrem 900 Seiten langes Tagebuch, ist die Begegnung mit einer der strahlenden Gestalten dieser schrecklichen und furchtbaren Geschichte, die eben den den Namen Auschwitz trägt.


In Wikipedia kann man in synthetischer Form einigen Daten Ihres Lebens nachlesen: „Etty Hillesum (geboren am 15. Januar 1914 als Esther Hillesum in Middelburg; gestorben am 30. November 1943 im KZ Auschwitz-Birkenau) war eine niederländisch-jüdische Intellektuelle. Während der deutschen Besetzung der Niederlande führte sie in den Jahren 1941 bis 1943 ein Tagebuch und hinterließ Briefe, worin sich ihre menschliche und spirituelle Entwicklung unter den Bedingungen von Krieg und Verfolgung widerspiegelt. Eine erste Auswahl aus dem Tagebuch wurde 1981 veröffentlicht und fand großes, auch internationales Interesse. Eine Gesamtausgabe ihrer Schriften erschien 1983.“


Etty ist voll des Lebens, auch des erotischen Lebens; sie kennt das Rauf und Runter der menschlichen Seele, aber je größer die Gefahr wird, desto lebendiger wird auch die Hoffnung, die aus ihrer Gestalt ausstrahlt und die nicht einmal ein geschlossenes Konzentrationslager aufhalten kann: das Licht, das ihrem Wesen am meistens entspricht,  lässt sich nicht von einem Stacheldraht erschrecken und bändigen. 


Und das wachsende Bekenntnis zu Gott - in dem Tagebuch entwickelt sich peu a peu ein intimes Dialog mit Ihm -  ist kein Bekenntnis zu einem Deus ex machina, sondern Bekenntnis zu dem Herzen der Wirklichkeit, die sie bejahen will, damit ein Ja, nicht ein Nein das letzte seinsmäßige Wort der Weltgeschichte und darüber hinaus sein möge: "Ich bin bereit für alles, für jeden Ort auf dieser Erde, wohin Gott mich auch schicken mag, und ich bin bereit, in jeder Situation und bis in den Tod hinein zu bezeugen, dass das Leben schön und sinnvoll ist und dass es nicht Gottes Schuld ist, dass die Dinge so sind, wie sie jetzt sind, sondern unsere eigene.". 


Und die Wirklichkeit ist für sie bunt und lichtvoll, geborgen und herzlich, frei und ungehindert:  „Es gibt Augenblicke, in denen ich mich wie ein kleiner Vogel in einer großen schützenden Hand geborgen fühle. Gestern war mein Herz ein in der Falle gefangener Vogel. Jetzt ist der Vogel wieder frei und fliegt ungehindert über alles hinweg. Heute scheint die Sonne. Und jetzt packe ich mein Brot ein und mache mich auf den Weg.“


Sie lernt in ihrem Leben ja zu sagen, zu der aufreibenden Suche nach dem Sinn des eigenes Ichs; des „Wir“, in dem sie lebte und entsteht peu a peu eine strahlende, stets überzeugende Bejahung des eigenen Selbst, der Wirklichkeit und schliesslich Gott selbst.  


Als junges Mädchen hat sich auch mit sehr starken Depressionen zu kämpfen gehabt, aber sie lernt damit umzugehen und schliesslich schreibt sie: „Pessimistische Depressionen sind als schöpferische Pausen zu betrachten, in denen sich die Kräfte wieder herstellen. Wenn man sich hiervon bewusst ist, so werden die Depressionen schneller vorübergehen. Man sollte sich nich deprimiert fühlen über eine Depression.“


Etty hegt keinen Hass, nicht eimal gegen Deutschen: „Und wenn es auch nur einen einzigen anständigen Deutschen gäbe, noch wäre er es Wert beschützt zu werden gegen die ganze barbarische Bande ,und diesem einen anständigen Deutschen zuliebe sollte man unterlassen seinen Hass über ein ganzes Volk auszugießen“, schreibt sie in Ihrem Tagebuch. 


(Quelle der Zitaten auf Deutsch: https://beruhmte-zitate.de/autoren/etty-hillesum/)


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Hier der Link zur Audiobesinnung von Frau Fleischer:


https://cloud.cjd.de/s/dP9yWF3x5W3s2BT


und eine weitere Variante:


Besinnung: Auschwitz-Gedenktag

domenica 24 gennaio 2021

Racconto di una malattia condivisa - di Giulia De Angelis

Proseguo con la pubblicazione dei brevi, ma intensi, qualitativamente significanti racconti di Giulia De Angelis, da cui imparo il mestiere di vivere


Quando la persona con la quale vivi si ammala di una malattia mentale, tutti i tuoi punti di riferimento vengono sballati, vanno in tilt. Tutto scompare amici, parenti, familiari e rimani tu e la malattia è entri nel panico. Poi ti rendi conto che tocca a te aggredire la malattia per poi imparare a convivere con essa, perché dietro la malattia c'è un uomo con il quale hai condiviso mezzo secolo di vita. Superi la malattia e come per incanto impari a rivivere, forse a rinascere con un uomo la cui mente si è consumata, affievolita, è tornata indietro e i suoi gesti sono mangiare e dormire, camminare, non poter usare la macchina per gli psicofarmaci che ingoia giornalmente. Vedi i suoi occhi tristi e impauriti quando sopraggiungono crisi di panico e il nostro vivere è diventato quasi una bolla di aria, una realtà ovattata e segreta dove ci siamo adagiati e accomodati e viviamo tenendoci per mano la nostra quarta età. 

Racconto di una malattia condivisa, 23 gennaio 2021, 

Giulia De Angelis

giovedì 21 gennaio 2021

Virginitas foecunda. Presepe e croce - verginità feconda. Un piccolo fratello pellegrino di Gesù

Dono questa mia traduzione (che compirò un po' alla volta) del piccolo libro sulla fecondità della verginità di Ferdinand Ulrich all'editore pro manuscriptu. Ferdinand Ulrich chiamava se stesso: Piccolo fratello pellegrino di Gesù. Prego Gesù che renda fecondo questo lavoro per me e i miei cari, per i miei amici e le persone che mi sono affidate. Questa mia traduzione e la meditazione della lettera apostolica di Papa Francesco su san Giuseppe, sono il mio modo di prendere sul serio questo anno dedicato a lui.  Roberto, un piccolo amico di Gesù. 

NB: Ho appena (16.2.21) ricevuto la notizia che questo testo verrà pubblicato dalla Johannesverlag, quindi dono la ventina di pagine tradotte all'editore. Interrompo la traduzione pubblica di queste pagine alla pagina 27 dell'attuale testo tedesco. Continuerò a tradurre in privato. Comunque le pagine tradotte fanno vedere lo spesso spirituale del piccolo fratello pellegrino di Gesù



Nascita di Gesù - Miniatura, 15. secolo Libro delle Ore di Besançon, Francia

Premessa 

Il testo presente nasce da una lettera del Natale del 2017, che originariamente non era inteso come "working in progress". Chi ha ricevuto la lettera espresse il desiderio che l'autore potesse sviluppare il tema centrale della lettera: "la fecondità dell'amore gratuito nel presepio e nella croce, con un approfondimento tematico, senza trasformare i pensieri nati dalla contemplazione in una forma differenziata, riflessa fino in fondo ed organizzata in modo del tutto coerente. 

Con grande fatica causata dalla malattia l'autore ha cercato di essere all'altezza di un lettore maturo e capace di "ascoltare nel silenzio". Questa accadde con tante interruzioni. 

Per questo, sia a causa della sua genesi  sia a causa delle condizioni di vita nelle quali questo testo è nato, esso è rimasto del tutto frammentario. 

Il Signore possa accogliere questi frammenti della lettera e dei pensieri per la Sua sempre più grande gloria e per il servizio ai suoi fratelli e sorelle: come panze spezzato. EGLI lo benedica attraverso il mistero della sua presenza eucaristica, in e tra di noi. Egli lo renda fecondo - unicamente e solamene come vuole Lui - anche e proprio nel senso che EGLI, attraverso la Sua grazia lo con-formi nella morte e lo lasci sparire sotto la terra: nel Suo essere sepolto, nel grembo della Sua tomba, che tra tutti i "luoghi" spazio temporali di questo mondo è, in un certo senso, più "prossimo" alla Sua Resurrezione, che è Egli stesso.

Ancora prima, però, che Gesù crocifisso e morto, è stato consegnato al grembo terreno della tomba, si è trovato già nel grembo-cuore vivente, nella grotta-tomba vivente, nella "terra immaculata", come la chiamano alcuni Padri della Chiesa, di sua Madre, Maria, di cui è il "frutto del grembo". Lei, la "Pietà", da cui è nato, lui, il Dio-uomo. Lei è la Dei genetrix e per questo non separabile neppure da colui che è stato sepolto. La sua com-passione (com-passio) e il suo con-morire con Gesù (una lancia trafigge la sua anima) giunge spiritualmente all'essere morto e sepolto del suo figlio. Lei, la nostra "madre, colei che è libera" è la più prossima al suo figlio, "Colui che è libero tra i morti", non solamente dal punto vista spazio-temporale, ma ontologico, personale. 

Per questo motivo sant'Ignazio di Loyola SJ può dire, che il Risorto "è apparso dapprima alla Vergine, anche se ciò non è detto esplicitamente nella Sacra Scrittura" (EB, 299) 

A voi è consegnato con cuore sincero questo frammento e attraverso la sua (della Vergine) mediazione a LUI, risorto dai morti! Egli vive. Halleluja! "Ero morto, ma guarda: ORA SONO IL VIVENTE, di eternità in eternità. Halleluja! 

Pasqua 2018

Virginitas foecunda 

Un piccolo, ma sentito di cuore saluto di Natale ("piccolo" nel senso del "petit néant" della nostra amica, della piccola Teresa del bambin Gesù) da R., dove nella casa accanto, da molte settimane tuonano ed urlano i martelli pneumatici e i trapani meccanici. La casa dei vicini è fatta quasi completamente di cemento e viene rinnovata dal tetto alla cantina - solo la facciata rimane così come era.  

Il rumore tenta di distruggere il silenzio, di ingurgitarlo, si soffocarlo, di assorbirlo - ma non ci riesce, infine, nella sua impotenza vuota. Non può colpire "oggettivamente" il silenzio, non può appropriarsene, non può logorarlo, stritolarlo. Il rumore non può impadronirsi del silenzio e quindi non può impossessarsene. Perché il silenzio è il respiro della vita, la luce dolce, casta, il canto tenero dell'essere che Dio ha donato e creato come amore, il mistero della "creazione pura di Dio", nel quale viviamo, ci muoviamo e siamo. - Così il cammino da pellegrino in questo periodo è molto pesante, ma pur essendo stentato è all'interno di ciò beato (mühselig - la parola tedesca contiene sia la fatica che la beatitudine. NdT): nella pace del silenzio della presenza nascosta del Signore. -  

Nella festa della "Madre di Dio di Guadalupe" (12. Dicembre 2017) mi sono imbattuto in un'immagine profonda e bella della nascita di nostro Signore (Miniatura, 15 secolo, Libro delle Ore di Besançon, Fr) e vorrei dirvi che cosa (chi) mi è apparso in ed attraverso esso e mi si è comunicato come dono.  

Maria, dopo la nascita e dopo aver avvolto in fasce il bambin Gesù non lo pose in una mangiatoia degli animali ricolma di fieno e paglia, ma nelle braccia di una "mangiatoia umana", nella culla personale di un cuore umano, in una "mangiatoia-padre-nutrimento": nel grembo vergine e paterno di san Giuseppe. Egli tiene il bambino sorridendo in un amore silenzioso, tenero e sanguigno: come sua Madre ha portato, fatto nascere e presentato al mondo in silenzio il bambino nel suo grembo verginale e materno, ricolma di "buona speranza" (questa formula in tedesco significa che si è in cinta; NdT), il bambino che "per opera dello Spirito Santo si è incarnato nel suo grembo": il dono, che l'Eterno Dio, EGLI, l'UNICO ("Ascolta Israele!") è Lui stesso: Dio da Dio, il VERBO eterno del PADRE, con il Padre e il Figlio, una sola natura, nella assoluta unità dell'unica natura divina: EGLI si è fece carne. Il VERBO non è la stessa cosa come la "carne". Il VERBO è l'unigenito Figlio del Dio vivente. Questo Figlio e la carne, che egli è diventato (Gv 1,14), non sono la stessa cosa, ma un UNICO: Deus caro (cfr. Leone il Grande, Trattato 71, 2-4). Questo UNICO tiene san Giuseppe, come bambino appena nato, nelle sue braccia.  

Maria ha "affi-dato" il dono del PADRE, la Sua PAROLA, diventata carne attraverso lo SPIRITO SANTO, a Giuseppe  e proprio in questo modo, come madre vergine del bambino, nello stesso SPIRITO SANTO, ha dotato (nella parola tedesca begabt, c'è di nuovo il verbo geben = dare; NdT) l'uomo Giuseppe con una paternità feconda e vergine. Come madre di un uomo non può far questo; ma lo può come madre del Dio vivente "fatto carne" (cfr. Gv 1,14; NdT): Dei genetrix. 

Maria, la madre creata del VERBO (traduco a volta Verbo a volte Parola, a seconda del contesto linguistico; NdT), generato dal silenzio eterno del PADRE, affida a Giuseppe, al "silenzioso", l'unigenito del PADRE, che è il suo primogenito. Che mistero meraviglioso! Giuseppe, interamente al servizio del PADRE eterno, attraverso la mediazione di Maria nello SPIRITO SANTO, vive totalmente per il FIGLIO del PADRE, ed è creato cosi: "virgo-pater". (La parola "virgo" per un uomo la uso qui  nel significato usuale del latino patristico: "uomo che vive senza il matrimonio e che non ha altri rapporti sessuali", cfr. Tertulliano, Gerolamo). 

Il Verbo eterno del Dio vivente, l'Unigenito (uni-genitus), che riposa sul cuore del Suo eterno Padre - Egli stesso riposa qui, attraverso la mediazione della maternità vergine di Maria, sul cuore del suo silenzioso e vergine padre terreno: una fecondità che fluisce vergine, da una mancanza di figliolanza sessuale e "carnale"! Il bambino si riposa sul cuore di un padre, che non è il suo padre naturale; che non lo ha generato; che non è il marito "reale", nella modalità "dell'essere un' unica carne" (cfr. Gen 2, 24; Mt 19,4-5; Mc 10, 7-8, etc.NdT), della sua madre naturale. Un padre, però, che, in questa sua povertà, senza frutto carnale, attraverso il Mistero di una povertà della paternità vergine, donata per grazia, dallo SPIRITO SANTO, dal "Padre dei poveri" (Veni, pater pauperum : inno di Pentecoste): partecipa profondamente alla fecondità vergine non creata del PADRE nello SPIRITO SANTO, che procede dal PADRE e dal FIGLIO, dal frutto vergine della sua generazione eterna. 

"Secondo la carne" ("secundum carnem" è da intendere in senso biblico), cioè da un punto di vista meramente mondano, questa "paternità vergine" di Giuseppe non è altro che la costruzione assurda e clericale di una "sublimazione nevrotica di una sessualità maschile immatura", che compensa la sua impotenza con  questa "sovrastruttura spiritale". In realtà Giuseppe sarebbe già a partire da una considerazione naturale un' esistenza psico-fisica sterile. Sarebbe per una "riproduzione del genere umano", a livello economico e sociale, che voglia essere redditizia in modo massimale (e in questo senso completamente programmata e controllata) del tutto inutilizzabile. 

Perchè? Egli non è schiavo del potere totalitario dell' "umanesimo sociale", in un sistema di "compra e vendita", ma un servo obbediente ed umile dell'amore gratuito (la parola "umsonst" significa sia "gratuito" che "inutile; NdT), diventato uomo, del PADRE; pastore vergine e paterno del "Gratis" dell'amore, che da cibo ai Suoi, che vengono nutriti nel tempo giusto. La sua creatività non è una "manovra del fare", ma una "testimonianza" di una fecondità vergine e paterna. Quindi per il mondo Giuseppe è un "qualcosa", non un "qualcuno", di inutile, non integrabile nel sistema funzionale. 

Come la pietra che i costruttori gettano via, perché non è adatta al sistema pianificato e stabilito di un "fabbricato umano" e per questo motivo non serve "a niente", non può essere utilizzata "per niente" (cfr. Mt 21,42), cosicché oggi, anche questa "paternità vergine", può essere gettata nell'immondizia, perché "spazzatura del mondo", "rifiuto di tutti" (cfr. 1 Cor 4,13). Questi "tipi che vivono nel celibato" dovrebbero o normalizzarsi  oppure, se non è possibile, si dovrà farli sparire". Sono inutili, paglia senza alcun seme, a-sociale. San Giuseppe agli occhi della "carne" è un uomo di paglia, il cui fallimento come marito e come padre, viene velato da un'illusione teologica di "paternità spirituale". Non corrisponde a questo uomo di paglia proprio questo bambino che giace sulla paglia che non porta frutti, in una mangiatoia (e che nella nostra immagine riposa sul cuore di questo uomo di paglia) e che finirà, nella sconfitta più completa, come un criminale maledetto, asociale e senza Dio, fallito nel mondo e crocifisso?   

La "carne" (in senso biblico) non conosce la fecondità svariata della verginità spirituale. Accresce ed aumenta non a livello personale, ontologico, ma quantitativo, di "ciò che conta" per la conquista del potere. È cieca per quanto riguarda la crescita paterna e materna dell'amore che non conta sulla mera massimalizzazione del profitto, dell'interesse egoistico, ma che dona completamente gratis (umsonst in tedesco è gratis und frustra; NdT), "per nulla" e che fa il bene per il bene, senza perché, nella modalità del servizio. Questo amore è creativo, libero: "liber agit ex seipso" (chi è libero agisce da se stesso, Tommaso D'Aquino). Opera "aut-ex-ousion", a partire dalla sua natura, cioè in forza di un potere autentico (ex-ousia), ricevuto dal creatore. 

La parola autorità deriva dal latino "auctoritas", sostantivo del verbo augeo, in greco auxanō: crescere, accrescere, far crescere, promuovere (favorire), permettere la conquista di potere, lasciar prosperare, aumentare. Un uomo ha realmente ed in verità autorità nella misura in cui è capace di fare crescere ontologicamente altri che gli obbediscono, in forza della fecondità creativa della sua libertà (e allo stesso tempo in forza della fecondità della libertà di coloro che gli obbediscono, e che egli nel suo operare servizievole pre-suppone): così permette loro di "crescere"  di diventare adulti (la parola tedesca "erwachsen" = adulto, contiene la parola "crescere" (wachsen); NdT); permette loro di maturare in una vero amore di sé, che è sempre disinteressato al sé, perché ha la sua radice in un' "accettazione di se stesso" (Romano Guardini), obbediente ed umile.  Autorità vera permette (lascia) di far fiorire nell'altro l'amore-gratis, il cuore dell'esistenza e di portare frutti. Questo "lasciare", nel senso di un lasciar essere ed accadere personale, non è un "Laissez-faire" qualunquista, ma un donare la libertà creativo e in servizio all'altro, nel mistero della fecondità del suo essere-se-stesso, che non sta a disposizione e così del suo sempre più profondo ritorno alla fonte della ricchezza dei rapporti umani. 

Anche le radici ebraiche del nome "Giuseppe" ["jsp": aggiungere, continuare a fare qualcosa, crescere]: josif-ja: JH(WH) aggiunge; per esempio: "più bambini", "più possedimento", ma anche "condono dei debiti", "eredità più ricca", "salute più forte", etc. rinvia a questo mistero della fecondità di un "più" ontologico: Dio opera "sempre di più": aumenta, lascia crescere, dona un fecondo prosperare. Così il nome di Giuseppe può essere tradotto con "Dio è fecondo", "Egli dona fecondità", "Egli rende fecondo". 

Agli occhi della carne l'autorità di questa paternità vergine impedisce ed ostacola tuttavia il "più", il "diventare di più", la "crescita" creativa dell'esistenza. La "carne" perverte il nome di Giuseppe e lo sostituisce con il "più" della "volontà di potenza". Lo de-personalizza per così dire nel "sempre di più" del mero sapere, dell'informazione trasformata, dell' efficacia mediale, della produttività economica; tutto ciò accade con il tentativo di eliminare i confine della crescita; attraverso il "più" astratto del denaro; con il più estatico di un'"auto-trascendenza" manipolata a livello psichico tecnico, nella quale con l'apparenza di un superamento-di-se-stesso e dei limiti dell'io, dello sfondamento apparente nella libertà-abisso dell'incondizionato, l'uomo rimane prigioniero nel carcere del suo io = io, che lo ubriaca e anestetizza emozionalmente e che lo curva in se stesso. L'io = io permane, con il pretesto di una pseudo-spontaneità senza sostanza, indifferente in una uguaglianza-con-se-stesso mortale. Il toccare sentimentale dell'altro, prodotto artificiosamente come estasi è solo un epifenomeno dello stato di aggregazione di un'emozione psichico-fisica dell'io = io, tuttavia ciò non ha nulla a che fare con l'atto dell' incontro fondato personalmente nell'essere-se-stesso della libertà.

Tutto ciò sono modalità di un sempre-più, che non nasce dal "Deus semper maior", dal Dio eternamente sempre più grande, dall' "omnia ad maiorem Dei gloriam", dal tutto compiuto per la gloria più grande di Dio (Ignazio di Loyola), che non nasce dall'amore-gratis (e più precisamente dal primerear (uso questa parola di Bergoglio, che sarebbe piaciuta tanto a Ulrich;NdT) eterno del Suo amore per noi), ma è piuttosto la scimmiottatura di tutto questo: con una mera finitezza, incapace di concepire e che tenta di partorire da sé l'assoluto, dalla potenzialità della propria relatività. La figura diabolica di una "finitezza" "pura" incinta, nella pseudo forza della propria natura,  dell'assoluto. Questa è la perversione terribile di "Dio in Maria, madre di Dio".

Guardiamo con la luce della fede nuovamente la nostra immagine: 
Come il VERBO, il frutto dell'amore eterno, non creato e vergine del PADRE, come frutto del corpo di sua madre Maria, creata e vergine,  questo bambino si lascia trovare nella paglia non feconda di una mangiatoia, così riposa il VERBO eterno fatto carne, qui nella nostra immagine, nel grembo non fecondo dell'"uomo di paglia" Giuseppe. A lui, in mezzo al vuoto della sua non fecondità carnale, viene donata dallo SPIRITO SANTO, dal "PADRE dei poveri", la povertà feconda dell'amore-gratis creativo. 

Ma: il vuoto della mera povertà "carnale" (del non-avere; della mancanza psico-fisica; di un quoziente di intelligenza basso; di un sottosviluppo della civilizzazione, ma anche il vuoto spirituale della "separazione dall'io" che viene perseguita in determinate forme della meditazione  e della contemplazione) non è identico con il vuoto dell'amore-povertà  (si può sciogliere i due sostantivi usati da Ulrich con povertà amorosa. NdT) che nasce dalla fecondità dello SPIRITO SANTO: "Beati i poveri in spirito, perché di essi è il regno dei cieli" (Mt 5,3) dice Gesù nella prima beatitudine.  

A partire da questa grazia Giuseppe è, in comunione con Maria, la povera, "ancella del Signore" nello Spirito Santo, cioè "la donna piena di grazia" (gratia plena), il vero esegeta della "sola gratia", affidato al mistero della paternità vergine di Dio. Partecipa per grazia al mistero della povertà-amore infinità della gloria del Dio vivente, che in Lui stesso, nell'assoluta unità della sua natura divina, è del tutto assoluto: amore infinto, che si dona e che è stato donato, che concepisce eternamente e che è stato concepito, a cui dobbiamo tutto e che si è fatto servitore di tutti: nella fecondità infinita e vergine, Egli è, l'Unico.  

E come il bambino della vergine-madre è il SI del compimento di tutte le promesse di Dio, di tutta la legge e di tutti i profeti, così la paternità vergine di San Giuseppe (in riferimento al bambino sul suo cuore) è la presenza del compimento della fecondità di Abramo, che sorge dalla fede (in riferimento alla generazione dei suoi figli in forza della promessa);  quella  fecondità, che in ed attraverso il "giorno del Signore" e del suo corpo, si compie per la Chiesa e in ed attraverso l'assoluto sempre-di-più della fecondità di Dio (in Lui stesso) è compiuta eternamente. 

(Prima nota del traduttore: ho parlato a volte dell'Islam con il piccolo fratello pellegrino di Gesù, che fondamentalmente aveva sul tema la posizione di Charles de Jesus (preghiera per la conversione dei mussulmani, ma anche riconoscimento della grandezza della loro fede), ma su questo punto seguirei Padre Paolo Dall'Oglio SJ, nel suo "Innamorato dell'Islam, credente in Gesù", dicendo che il sempre-di-più della fecondità di Dio, dovrà integrare non solo i profeti dell'AT, ma anche il profeta del Corano, che Dio lo benedica: Abramo è anche il padre del popolo mussulmano, perché l'escluso Ismaele è anche benedetto da Dio, non solo l'incluso Isacco. Cristo è e rimane "il SI del compimento di tutte le promesse di Dio", ma con una forza integrativa singolare di tutto ciò che è autentico e vero. RG) 

Abramo ha potuto guardare a questo giorno del Signore. Alla sua fede si è svelato questo "giorno" di Dio nella sua fecondità - "esulto nella speranza di vedere il mio giorno; lo vide e fu pieno di gioia" (Gv8,56)... Per questo motivo, "se appartenete a Cristo", al piccolo bambino, che sua madre Maria ha adagiato sul cuore di san Giuseppe, "allora siete discendenza di Abramo, eredi secondo la promessa" (Gal3,29). Così Beda Venerabilis può dire che quando allora Dio disse ad Abramo: "E ti renderò molto, molto fecondo; ti farò diventare nazioni" (Gen 17,6), Maria, da cui è nato Cristo, era già "nei lombi" (per la formula, cfr. Ebrei, 7,10; NdT) di Abramo" ( Beda Venerabilis, Lib. in Genesis, 3, 12, 1-3). Maria nel mistero della paternità vergine: nascosta nella paternità carnale, santificata dalla promessa di Dio.

Una coperta, rossa come il sangue, calda, disseminata di stelle, giace sul grembo della madre e riscalda "da di sotto" anche i piedi di san Giuseppe, che "in atteggiamento di servizio" siede per terra ai piedi di Maria, totalmente presente al bambino. Per vedere il suo bambino appena nato Maria deve guardare in quella direzione. Il bambino è, nascosto nel servizio di san Giuseppe, presente in carne: interamente presso il suo PADRE celeste , "Luce da Luce", "Dio vero da Dio vero" (cfr. Simbolo niceno-costantinopolitano";NdT)..."solo con il Solo" (solus cum solo, Ignazio di Loyola; NdT)  

Maria è seduta sul letto e... legge in un libro, nella Sacra Scrittura. Legge le parole, la parola-tessuto, il testo (testo, dal latino texere: tessere)  di questa Scrittura, nella sua carnale letteralità, ma nello Spirito Santo, dal e nel quale esso è stato "ispirato" e scritto da mani umane. Questo Spirito Santo è il medesimo, attraverso il quale lei , la "terra immaculata", la pura, senza macchia, schietta terra, come i Padri della Chiesa la chiamano, ha concepito la PAROLA eterna del Padre, nella carne, del suo cuore-grembo, che respira ed è irrorata del sangue dell'amore di Dio; ha concepito l'unigenito (uni-genitus) del Padre, che è il suo primogenito (primo-genitus), tra tanti fratelli e sorelle (cfr. Rom 8,29: "Poiché quelli che Egli ha da sempre conosciuto, li ha anche predestinati ad essere conformi all'immagine del Figlio Suo, perché Egli sia il primogenito tra molti fratelli"). Maria legge quindi la Sacra Scrittura , la quale con l'incarnazione del VERBO eterno è compiuta in lei, meglio è stra-compiuta, allo stesso tempo in modo letterale e in se stessa, nella sua intimità. In un certo senso è lei stessa incarnazione della Sacra Scrittura, scrittura-corpo del VERBO eterno. Poiché il "Vangelo è la carne di Gesù" (Ignazio di Antiochia, Lettera ai cristiani di Filadelfia).  

Ciò che è scritto con l'inchiostro sulla carta o meglio inciso con stilo di pietra o di ferro su tavole di pietra, anche se è ispirato dallo Spirito Santo, tuttavia è "parola di vita" diventata legale-oggettiva, cioè letterale, nella "condizione di servo" (cfr. Fil 2,6): è diventato comunque carne attraverso il medesimo Spirito Santo in Maria, nell'"ancella del Signore", nella "nostra madre, di noi che siamo liberi", nella Bibbia vivente (biblion enpsychon). In lei ed in tutti coloro che le appartengono, lo Spirito Santo, il "digitus paternae dextrae", l'indice della destra del Padre, la PAROLA della vita,  scrive con il sangue dell'agnello "su tavole di cuori umani" (2 Cor 2, 3). La lettera è risorta dai morti attraverso lo Spirito Santo del Verbo diventato carne. In Maria è diventata corpo vivo di Cristo, corpo d'amore, libertà-corpo dei figli di Dio, davvero un cibo: PANIS VITAE, pane della vita del PADRE. La Scrittura è spiritualmente "mangiabile" con tutti i sensi, molto preziosa ed assaggiabile in Maria, nella "sapienza creata" (sapientia, dal latino "sapere": assaggiare, degustare).

Si, pane della vita: per la vita del mondo ("pro mundi vita"), pane del PADRE, che nutre tutte le sue creature, donando a loro l'essere come amore e che loro mangiano: "tutte le creature mangiano l'essere" (Maestro Eckart). Lo ricevono gratis, umsonst (gratis et frustra),  per misericordia: da LUI, "che dona cibo a tutte le creature, perché la sua grazia dura per sempre" (Ps. 136:  "perché il suo amore è per sempre"). Per questo motivo: "venite, assaggiate e vedete come è buono il Signore". Mistero di Beth-lehem  ("casa del pane"); mistero della "madre di tutti i viventi" e in modo particolare del padre-adottivo (Nährvater: nella parola tedesca c'é il sostantivo "cibo": il padre che da il cibo. NdT)  Giuseppe, in servizio del PADRE nel cielo. Prega il suo popolo: "vieni, apra la tua bocca che la voglio riempire": "voglio nutrirti con il miglior frumento"; "EGLI provvede il cibo al bestiame, ai piccoli del corvo che gridano" (PS 147, 9). Per questo motivo: "Benedite animali tutti, selvaggi e domestici, il Signore, lodatelo ed esaltatelo nei secoli" (Dan 3, 81).

Giuseppe guarda la PAROLA eterna di Dio diventata uomo, avvolta in pannolini di stoffa, la guarda corporalmente nella luce della paternità vergine che gli è stata donata: VERBUM caro factum. Maria guarda lo stesso VERBO caro factum, velato nei pannolini della letteralità della Scrittura, nella luce della Sacra Scrittura compiuta, nel libro vivente, che in un certo senso lei stessa è attraverso lo Spirito Santo, per così dire lo guarda "fuori-dentro", corporalmente, come sua vergine madre. Entrambi, Giuseppe e Maria, LO guardano con il cuore: lui che si è spogliato di se stesso ed ha assunto la figura di servo (la "condizione di servo" (Fil 2,7) NdT) e ci ha reso ricchi con la sua povertà e in questo modo ha rivelato la sua gloria. 

Che cosa (chi) si rivela al mio cuore? Al tuo cuore?  

In mezzo alla paglia senza frutto, nella carne mortale, in tutte le nostre inutilità, nel fallimento impotente, nel vuoto di un tempo non compiuto, nella debolezza che manca di aiuto e nella nuda solitudine, nell' umsonst (frustra)  del "tutto è per niente", proprio lì dentro, non accanto o al di sopra: è, è presente, vive, cresce, opera, fiorisce e porta frutto la povertà creativa e vergine dell'amore-umsonst; respira la "gratuité de l'amor", l'umsonst abissale (senza motivo e senza perché ) della misericordia del PADRE. 

Il PADRE ha creato il mondo con la Sua PAROLA eterna, nello SPIRITO SANTO, in forza di un puro amore-umsonst, "per nulla" (pro nihilo), "dal nulla" (ex nihilo). Ha creato proprio questo mondo, che per il peccato dell'uomo Lo ha rinnegato, e che ha redento con l'amore-obbedienza del Figlio, che EGLI per amore "fece peccato in nostro favore" (2 Cor 5,21), "per nulla" (pro nihilo, Agostino, Sermone 27,13) - lo ha redento dal nulla mortale del peccato.  

L'amore crocifisso ha, con la sua morte d'amore, annullato la nostra morte del peccato,  e ci ha fatto rinascere nello Spirito Santo alla libertà e gloria dei figli di Dio: "quelli che (EGLI) ha giustificato, li ha anche glorificati" (Rom 8, 30, cfr. tutto il capitolo 8 della Lettera ai Romani, 8,30 NdT). 

Noi lo abbiamo ucciso, con i nostri peccati, che egli ha preso su di sé nel Suo proprio corpo, in modo assolutamente libero e senza alcuna colpa e che ha portato sul legno della Croce (cfr. 1 Petr. 2, 24: "Egli portò i nostri peccati nel suo corpo sul legno della croce, perché non vivendo più per il peccato, vivessimo per la giustizia, dalla sue piaghe siamo stati guariti"). In questo omicidio ci siamo trovati nel Suo amore, che ci abbraccia. Abbracciati da Lui nell'amore-umsonst lo abbiamo ammazzato: "O mi Jesu, totum me amplexus es in cruce" (Francesco Saverio SJ). Non è tornato indietro neppure di uno Jota per distanziarsi da noi;  per liberarsi da noi che lo rinneghiamo, noi bugiardi, ricolmi di odio, assassini. EGLI non ci ha "abbandonati" (entlassen) morendo, obbediente fino alla croce. Nelle ferite mortali del Suo corpo da noi frantumato, contro cui abbiamo sputato, che abbiamo inchiodato e trafitto ci fa vedere il Suo amore nella carne e nel sangue dei nostri peccati... dei peccati di tutto il mondo. Solo là e solo così possiamo percepire (wahrnehmen: prendere per vero) chi siamo noi peccatori e che cosa realmente e in verità sia il nostro peccato: unicamente e solamente qui, nell'amore crocifisso e che ci svela (chi siamo: NdT) e  per noi ed in noi confessa (bekennt; "beichtet": Adrienne von Speyr) il peccato   al Padre e nello Spirito Santo... Unicamente qui possiamo, nella capacità di soffrire dell'amore di Gesù, che ci dona lo Spirito Santo, pentirci e confessare autenticamente,  ed accoglierla (la capacità du soffrire e confessare il peccato: NdT) come pegno della Sua sempre più grande misericordia. Lo SPIRITO SANTO ci dona questa testimonianza: EGLI è risorto, EGLI vive! In ciò nasce la nostra conversione, il perdono per il sangue, che abbiamo mostruosamente e blasfemamente sparso. Proprio il sangue che abbiamo sparso ci ha redento  attraverso la gratia della conversione. "Giacché così è stato versato il sangue di Gesù per il perdono dei peccati, che ha potuto addirittura cancellare i peccati, in forza dei quali è stato versato" (Agostino, in Joan. Evang. Tract. 92, 1: PL 35, 1862). Questo mistero diviene fecondo solamente con lo Spirito Santo, poiché "la morte di nostro Signore, sarebbe stata per noi, senza lo Spirito Santo, senza alcuna utilità" (Jean-Marie Vianney, Curato d'Ars). "O felix culpa", o colpa beata, che ha meritato un così grande Redentore " - così giubiliamo nella notte di Pasqua.  

Mistero impenetrabile delle ferite del Crocifisso. Le medesime ferite mortali, che la nostra mancanza di amore, il nostro odio..."mi hanno odiato senza ragione" (Gv 15,25 - cioè per nulla, umsonst, "gratis" ...lo ha picchiato (il testo anche qui non si lascia ricostruire grammaticalmente, forse per la difficile grafia di cui si parlava nell'introduzione; NdT) (negli occhi della carne, del mondo, sono segni definitivi di un fallimento totale, dell'inutilità, di un umsonst senza senso, il tramonto definitivo di un maledetto), -- queste ferite mortali sono, nella gloria ed attraverso la potenza della morte dell'eterno amore-umsonst: luoghi di una fonte inesauribile della vita, a partire dall'abisso di una misericordia sempre più grande, sempre più fluente, porte aperte della nostra redenzione, della nostra salvezza, della nostra rinascita con lo SPIRITO Santo, nel sangue dell'amore, dell'acqua viva che esce dalle ferite del costato del corpo morto di Cristo: vita eterna dalla morte! "Quale modalità miracolosa possiede davvero la morte, visto che non le basta essere la pena (per i nostri peccati), se Egli al di là di ciò (insuper) non fosse nella delizia (in deliciis) dell'amore" (Agostino in Joan. Evang. Tract. 65: PL, 35, 1809). "Di questa notte è stato scritto: la notte splenderà come il giorno, è sarà fonte di luce per la mia delizia" (Inno della veglia pasquale nella notte santa). 

Le ferite mortali trasfigurate del Signore risorto non si "chiudono", non si "cicatrizzano", non "guariscono", non "spariscono" senza lasciar traccia, come se la sofferenza, il morire, la morte non fossero "davvero mai esistite". Ciò significherebbe la perversione della morte come rivelazione della gloria dell'amore in una "mancanza", "un difetto del tutto passeggero", il cui superamento servirebbe solo alla dimostrazione della potenza propria ad una vita, che non si possiede completamente e per questo motivo non si può neppure donare del tutto, fino all'essere-morto per amore.   

La "resurrezione dei morti"  prodotta da satana, il "padre della menzogna" (cfr. Ap. 13, 1-14) mette in scena la "bestia" che sale dal mare, a cui suo "padre", il drago (satana), che era per l'appunto arrivato alla spiaggia di questo mare, "le diede la sua forza (dynamis), il suo trono e il suo grande potere (exousia, mandato) " (Ap. 13,2). Questa bestia "aveva dieci corne e sette teste" (Ap 13, 1) - "una delle sue teste sembrò colpita a morte (esphagménen eis thanátou: macellata fino alla morte), ma la sua piaga mortale (plege toū thanātou) fu guarita (etherapeuthe). Allora la terra intera presa d'ammirazione, andò dietro la bestia" (Ap 13,3). Gli uomini si gettarono in ginocchio davanti al drago (satana) e  "adorarono la bestia", a cui suo "padre" aveva dato tutto il suo potere. Due volte viene detto che le ferite mortali della bestia sono state guarite. Questa è la forza satanica di auto-guarigione della bestia, il potere che origina dalla menzogna della sua pseudo vita, nella modalità del dominio diabolico sull'unità della vita e della morte: la figura-menzogna della morte e della risurrezione di Gesù: "ero morto, ma ora vivo per sempre" (Ap 1, 18). 

In Apocalisse 13, 3 si dice: "Una delle sue teste sembrò colpita a morte" (la traduzione che ci offre il piccolo fratello pellegrino di Gesù dice: "una delle sue teste era colpita a morte"; NdT). In Apocalisse 13,12 non si parla più di ciò, e cioè che una delle sette teste della bestia era ferita a morte, piuttosto viene affermato: la bestia (nella sua interezza, non una parte di essa)..., "la cui ferita mortale era guarita. Ma infine ascoltiamo in Apocalisse 13, 14: "la bestia, che era stata ferita dalla spada (che era stata colpita dalla spada: plegen tes machaíres) ma si era riavuta (era di nuovo viva: ezesen, von zaō: vivere". Quindi: la bestia   "stessa" era morta ed essa "stessa", con la sua forza, è ritornata dalla morte in vita, - non solo "guarita", ridivenuta "sana". Questa è la suggestione satanica del Mistero pasquale: la bestia, il "figlio" di satana è il "morto risorto", "colui che è libero tra i morti"... e tutti gli abitanti della terra adorano questa "risurrezione", come possiamo leggere nel passo dell'Apocalisse citato. Qui solo lo Spirito Santo può in noi "discernere gli spiriti". In noi stessi non abbiamo per questo compito alcuna luce e nemmeno una minima forza. Solo lo Spirito Santo che vive in noi può salvarci dalla potenza satanica di questa menzogna e liberarci dalla tentazione di questa interpretazione diabolica diversa, cioè dalla per-versione DELLA VITA del Dio trinitario, che diventato carne attraverso lo Spirito Santo, nato da Maria, madre e vergine, ci si è rivelato in Cristo, "nella vita" che è "unità carnale della vita e della morte", come viene rappresentata dalla bestia apocalittica nella figura menzognera della sua "risurrezione dai morti". 

(Seconda nota del traduttore: la critica all'uso "teologico politico" dei temi dell'Apocalisse per propagare un modo di vedere il mondo di estremo egoismo collettivo e populista, non significa il divieto di riflettere spiritualmente sui temi dell'Apocalisse, anche nel senso di un'autentica "teologia della politica". Il piccolo fratello pellegrino di Gesù qui ci mette all'erta da pseudo guarigioni terapeutiche, quasi che il male si possa essere superato con delle pseudo magie, ci aiuta in un vero ed autentico "discernimento degli spiriti"). 

Le ferite mortali del Signore sono ferite d'amore, segni della gloria dell'amore-povertà della vita eterna dell'amore crocifisso. In esse è rivelato il mistero della morte nella ricchezza dell'infinita delizia amorosa (Agostino). "Dalle sue ferite scorrono, alleluia, cinque laghi di gioia, cinque mari di gioia, alleluia" (Fr. von Spee, SJ, 1623, nel suo canto pasquale "Lass uns erfreuen herzlich sehr" (Donaci di gioire con tutto il cuore). La morte d'amore: linguaggio profondo della onnipotenza divina, che non è prigioniera in sé, che non è invasata di se stessa, che non considera la sua gloria come una rapina (Raub): "ouk harpagmon egesato to ísa theō" ( Fil 2, 6: non ritenne un privilegio essere come Dio", CEI 2009; "non considerò un tesoro geloso, la sua uguaglianza con Dio", CEI 1974). Non ha considerato il suo essere-uguale-a-Dio come una "rapina" (tesoro geloso, privilegio) che si strappa avidamente, a cui ci si avvinghia, e in cui ci si fissa, come se fosse qualcosa che viene nascosto ingiustamente. Questo accade sempre quando noi non abbiamo fiducia che il dono che Dio ci fa è profondamente umsonst (gratis); che Dio è amore, anche quando "dice di no", quando "non ci da" ciò che gli abbiamo chiesto o quando ci espropria e ci "prende tutto"...tutta la nostra libertà, la nostra memoria, il nostro intelletto, "l'intera mia volontà e tutto ciò che sono ed ho" (cfr. Suscipe di Ignazio di Loyola; NdT). La mancanza di fede in questa verità è la fonte dell'avidità, dell'avarizia, dell'idolatria dell'io come un homo-Deus, della nostra incapacità non solo del lasciar-andare, ma anche dell'essere ontologicamente calmo (Ge-lassen-sein), nel "morire per ed attraverso l'amore" (Teresa di Lisieux), dell'essere-sepolto con e nel sepolto unigenito del Padre  ( "uni-genito Tuo sepulto inhaerere" (Compieta del Venerdì).  

L'onnipotenza di Dio comunica (entäußert sich ihrer selbst - questo verbo, entäußern, non è facile da tradurre, ma non vorrei tradurlo con il termine filosofico di "alienazione"; forse significa: uscire da se comunicandosi; NdT) se stessa in libertà assoluta, senza riserve, completamente. La ricchezza infinita del suo essere-se-stessa è povertà infinita della sua calma ontologica, un essere-donata-in-se-stessa. Non ha (sit venia verbo!) "alcuna paura" del suo essere-morta, a partire da, attraverso e nell'amore, che è essa stessa. Non ha alcuna paura al cospetto delle sue ferite mortali trasfigurate, che lei porta eternamente. Per questo motivo: "Non temere! Io sono il Primo e l'Ultimo, e il Vivente. Ero morto, ma ora vivo per sempre ed ho le chiavi della morte e degli inferi" (Apocalisse 1, 17-18). Anche nell'essere-morto EGLI è il Vivente eterno, perché la morte appartiene alla delizia, alla gioia, alla gloria del Dio trinitario, dell'Unico assoluto. Le ferite mortali trasfigurati dall'eternità rivelano questo mistero. L'agnello, che è stato macellato (dall'inizio del mondo) possiede dall'eternità (Egli è il creatore!) "le chiavi della morte e degli inferi" (Ap 1,17-18 e 13,8). Le ferite mortali di Gesù sono i segni vittoriosi del "morto risorto", del Vivente, di eternità in eternità. 

Gesù versa il suo sangue sulla Croce come sacrificio espiatorio, attraverso il quale il mondo senza Dio e perduto è di nuovo capace, viene messo nello stato di amare umsonst il suo creatore e redentore: con l'amore con cui Egli dall'eternità lo ha amato "per primo". Questo sacrifico redime il mondo dal nulla mortale del peccato, che è il padre della morte. Gesù muore per la vita del mondo. 

La bestia, "che era morta ed è diventata di nuovo viva" non può donare la sua vita umsonst, non può versare il suo sangue per amore. Non si trova, come il suo "padre", satana, nella verità, che rende liberi. Vita e morte cortocircuitano nell'Es (L'Es (o Id), corrispondente al pronome italiano «esso», secondo la teoria psicoanalitica di Sigmund Freud è quella istanza intra-psichica che «rappresenta la voce della natura nell'animo dell'uomo». Wikipedia. NdT) come medium dell'uguaglianza carnale in se stessa (io = io). Sono condizioni a-personali nel medium carnale viscoso del "muori e divieni". Sono in un certo senso aggregati-stati irreali della carne, "del serpente antico", del drago. 

(Terza nota del traduttore: il giudizio sul cortocircuito di vita e morte del piccolo fratello pellegrino di Gesù e sulla condizione a-personale dei rapporti tra gli uomini centra del tutto correttamente e senza moralismi ciò che accade nella nostra società trasparente e pornografica (Byung Chu-Han), espressione ultima di quella bestia apocalittica citata. E visto, come diceva l'altro grande filosofo cattolico del XX secolo, Robert Spaemann, che il nostro problema non è quello di adeguarci al mondo, questo lo siamo già, per il solo fatto, che siamo nel mondo, ma di come diventare santi, sarà del tutto necessario tenere conto del cortocircuito di cui parla Ulrich, proprio nel nostro debole tentativo di dire sì al dono dell'essere come amore gratuito, che si gioca sempre nella piccola via della santità, come ci ha insegnato la grande e piccola Teresa di Lisieux.)   

Nel giugno del 1895, due anni prima della sua morte, pregava la piccola Teresa di Lisieux: "Gesù, spero, nel cielo di diventare simile a Te e di vedere splendere (illuminare) nel mio corpo trasfigurato le stigmate sante (segno: in greco: stigma: ferita) della Tua passione". 

E proprio in questo punto emerge di nuovo il tentatore, il "nemico dell'umana natura" (Ignazio di Loyola, Esercizi spirituali,  334), che ci domanda: "Se allora queste ferite mortali di Gesù, questo segno del peccato mortale, nel corpo di Cristo, peccato che ha ucciso Dio e l'uomo, è "allo stesso tempo" la fonte dell'amore misericordioso che si dona, allora i segni del male e i segni del bene, della vita e della morte, non sono in fondo indifferentemente identici?" [Non riconosciamo in questa domanda il miracolo satanico della bestia apocalittica, che era morta ed è ritornata in vita?] Non è il "perdono" forse null'altro che il processo automatico di una "riconciliazione" tra cielo e terra, tra Dio e satana? Non è forse il male null'altro che un utile collaboratore di Dio? Non è forse il menzognero dall'inizio un creativo 'co-operator veritatis'? Se infine il peccato-morte e l'amore-morte sono entità così 'convertibili', è davvero sensato prendere sul serio il sacrifico della Croce come, il cuore-centro della redenzione? Sono davvero sensati: pentimento, confessione del peccato, penitenza, sacrificio espiatorio? Non significa allora "redenzione" in fondo null'altro del dominio già cominciato dell' "Aldilà del bene e del male"? L'epifania di una tale trasformazione strisciante non significa l'assorbimento della gloria dell'essere come amore-umsonst all'interno di un essere dominato dall'Es, come un realtà neutrale senza volto e a-personale (quella della grande bestia)? Se Dio ha reso peccato il Suo Figlio in forza dell' amore per noi, perché non si dovrebbe (perché non dovresti) potere concludere da ciò che il nostro peccare (il tuo peccare) in fondo non è altro che una modalità in cui appare l'operare amoroso di Dio? Insomma non abbiamo a che fare con una specie di unione 'mistica' del peccatore con il Dio, presente in lui "per amore", per lui "fatto questo peccato"?   

(Quarta nota del traduttore: ancora una volta il piccolo fratello pellegrino di Gesù coglie il punto nodale in cui ci troviamo. Come ci ha insegnato Papa Francesco, come in vero ci ha insegnato Gesù, siamo tutti peccatori e come dicevo prima, noi siamo già adeguati al mondo, ma non lo siamo per fare per parte del mondo; questo è il punto di partenza e con la tenerezza e la pazienza di Dio, che ci ama per primo, possiamo fare alcuni passi in direzione della nostra santità. Il problema secondo me non è che siamo peccatori (perché lo siamo tutti, in un modo o nell'altro), ma quando vogliamo giudicare il peccato con una sorta di "unione mistica" tra Dio e satana. Certamente la Chiesa nella sua storia si è fissata spesso solo su certi peccati o presunti tali, ma la tentazione di cui parla Ulrich è e rimane la grande tentazione, che non ha risparmiato neppure persone che hanno fatto del bene, ma che sono scivolate nel dominio dell' "Aldilà del bene e del male", nella pseudo unione mistica di cui parla Ulrich! ) 

In questo orizzonte si sviluppa il satanico "Aldilà del bene e del male", nel quale il mistero dell'amore crocifisso e della gloria delle sue ferite mortali si è spento. "Sarete come Dio, conoscendo il bene e il male" (cfr. Gen. 3, 5). Qui parla la luce sterile dell'amore pseudo logicizzato (logi-fizierten: nella parola tedesca mi sembra esserci il termine "fittivo", che non riesco a rendere in italiano, se non con un "pseudo"; NdT),  presente nel sapere, reso dal peccato, solo apparentemente chiaro ("lucido): la "menzogna-logos" di Lucifero, che per così dire ha risucchiato in se stesso, affocato, congelato  il Santo pneuma, "il respiro d'amore di Dio", attraverso il quale la PAROLA è diventata carne; attraverso una concettualizzazione, che rende sterili, del pneuma in un sapere senza amore del "puro" spirito, ha disdetto al PADRE l'obbedienza umile dell'amore. 

Questo esegeta menzognero del Mistero dell'amore crocifisso non si trova in una sincera com-passio, in un'amorosa con-sofferenza con Gesù in Croce; con Maria, con Giovanni, con la sorella di Maria e Maria di Magdala (cfr. Mc. 15, 40), sotto la croce, piuttosto si insinua, senza legame alla terra, senza fondo, come "colui che conosce tutti i segreti", come l'osservatore gaudente della distruzione terribile dell'uomo, estraneo in una mancanza-di-luogo. "Non stava saldo nella verità, perché in lui non c'è verità" (Gv 8, 44). È separato dal Padre e dallo Spirito Santo, è il "padre della menzogna": è "Simia Dei", la scimmia di Dio. "Conosce" la verità, ma non la fa. Per questo è buio. Solamente "chi fa la verità viene verso la luce" (Gv 3,21). 

Il pseudo "puro" sapere della verità non è creativo, ma sterile. Non vi è in esso una sola goccia del sangue-amore dell'agnello. Non vi è in esso neppure il minimo respiro dello Spirito Santo d'amore: è in se stesso non fecondo, incapace di ricevere e di partorire. Le sue opere sono parti con feti morti, perché non sono "state fatte in Dio" (cfr. Gv 3,21). Non rivelano la fecondità dell'amore eterno. Non testimonianza della verità, che la PAROLA diventa carne del PADRE è in se stessa. 

La "luce" del menzognero è in realtà oscurità. Rifiuta di pronunciare il si obbediente all'incarnazione della PAROLA, attraverso lo SPIRITO SANTO, in Maria e si autocondanna, giudicato da Dio, a pervertire la vera kenosis (uscita da sé) della PAROLA eterna nella riproduzione della figura menzognera della sua "caduta sulla terra". Questa è incarnazione satanica, la fusione del "puro" sapere, particolarmente nella forma di un' "intelligenza lucida", con i fatti del mondo materiale. 

Il "padre della menzogna" non cade sulla terra come chicco di grano, non lo fa in obbedienza umile nei confronti del PADRE, liberamente e con calma ontologica, per mezzo dello SPIRITO SANTO  della verità, non cade in una "terra immaculata" (Maria) che lo accoglie, nella Mater Dei, in colei che partorisce il Dio vivente fatto carne. Cade dal cielo nell'abisso muto, incapace di concepire, infecondo, senza il respiro caldo dello Spirito Santo, nell'abisso di una mater-ia fredda, pseudo-vergine, "frigida". Questa è una potenzialità spaccata e staccata dall'essere come amore, dal "bonum diffusivum sui ipsius", "dal bene che emana se stesso" (Tommaso d'Aquino). Essa affonda nella potente vita apparente, nel violento mare di menzogna, dal quale suo "figlio", la bestia (Ap.13,1), sale come il morto pseudo risuscitato, come  la figura satanica della vita, "che era morta e che è ritornata in vita": homo-Deus, non Deus homo, che gli abitanti della terra adorano. Che è adorato da tutti coloro che dall'inizio del mondo non sono scritti nel libro-vita dell'Agnello, che è stato macellato (cfr. Ap. 13,8), che non sono nascosti nel libro vivo della PAROLA, libro di carne e sangue, non sono accolti dalla "madre dei viventi. 

(Quinta nota del traduttore: chi ha conosciuto personalmente il piccolo fratello pellegrino di Gesù sa come egli abbia incarnato quelle tre parole care a Papa Francesco, quando si parla di Gesù: compassione, vicinanza e tenerezza (cfr. per esempio catechesi del mercoledì sulla preghiera, il 10.02.21)  Ma come il Papa sa dire cosa molto dure a proposito di persone che vendono altre persone, etc. così anche in Ulrich si possono trovare parole e frasi realmente "apocalittiche". E se si pensa a persone pseudo-vergini che hanno fatto tanto male alla Chiesa se ne capisce bene l'importanza, senza dimenticare che ogni avvenimento in grande ha anche un suo corrispettivo nella quotidianità di noi tutti.) 

Questa "mater-ia" dell'Homo Deus è un grembo morto, pseudo vergine di possibilità nella modalità dell'Es, a-personale; indifferente  "potentia pura infoecunda". Questa deve essere, attraverso il potere-conoscenza del pseudo Logos, "risvegliata alla vita", che ombreggia nel suo essere-morta, aspettando la risurrezione da questo suo essere-morta. Così la pseudo-vergine  diventa apparentemente madre: "la sterile diviene madre di molti bambini"; "la ricca di figli sfiorisce" (cfr. per esempio 1 Sam 2,5). Questa pseudo fecondità satanica è il mistero della sua sterilità, della sua verginità diabolica. Darà vita finalmente all'Homo-Deus, lo produrrà da sé come il suo "massimo frutto", attraverso e nella quale compie/termina se stessa.

Ora la "scienza" prende in consegna, nel medium del pneuma logicizzato in modo fittivo l'incarnazione e la nascita del Logos nel contesto "femminile" dell'economia umana (il centro Babilonia). Si deve insomma "fecondare" la "pura possibilità, che è in sé senza forma e senza natura, e questo nel significato odierno di "illuminare"( = rendere razionalmente disponibile, sollevare al livello del sapere); di "costruire", cioè per così di renderla "esistente" (di organizzarla a livello costruttivo); "lasciarla crescere e divenire feconda ( = produttiva in senso tecnico ed economico e di svilupparne il profitto): fin che questa "possibilità pura" si riveli come la madre, la "partoriente"di  una ricchezza senza limiti e di un lusso traboccante: Babilonia, la grande città, sotto il cui dominio tutto è trasformato in "merce" comprabile, in un oggetto della brama inappagata ed insaziabile e viene ucciso tutto quanto è partecipazione al mistero incondizionato ed assoluto dell'amore-umsonst: ciò che è da percepire, ricevere, affermare "per se stesso". 

(Sesta nota del traduttore: credo che il pontificato di Papa Francesco, nella sequela dei suoi predecessori, abbia masso in luce, già nel suo scritto programmatico, la lettera apostolica "Evangelii Gaudium", la logica della città grande Babilonia, dentro e fuori la Chiesa.)

In questa pseudo-madre domina la strategia dell' "omicida fin dal principio" (Gv 8,44 sg.), il cui veleno di una brama corrosa dall'invidia, insaziabilmente e inestinguibilmente, ha fame e sete di carne e sangue divino-umani e desidera divorarli, fin dall'inizio. Apocalisse 12: la donna e il drago. "Il drago si pose davanti alla donna, che stava per partorire, in modo da divorare il bambino appena lo avesse partorito" (kata-pháge: inghiottire, divorare). La comunione di Satana, la brama-fame di "se stesso come Dio nella carne". La pseudo-eucarestia del Homo-Deus sotto il dominio di satana. Per questo Maria, la vergine-madre, la partoriente il Dio vivente in carne e sangue, è il suo nemico mortale (cfr. Ap 18,24). Così cresce il "corpo della menzogna", il corpo globale dell'Homo-Deus-Umanità: nella creazione di un regno totalitario, sotto ogni aspetto trasparente e del tutto controllato; un sistema in sé chiuso di una reciprocità universale e simmetrica di "dono e restituzione", di "do ut des", di "compra e vendita" (cfr. Ap 13, 11-18): nel medium dell'"unico corpo" (della anti-chiesa) della "bestia", nel quale domina lo spirito "puro". 

NB: Ho appena (16.2.21) ricevuto la notizia che questo testo verrà pubblicato dalla Johannesverlag, quindi dono la ventina di pagine tradotte da me in italiano all'editore. Interrompo la traduzione pubblica di queste pagine alla pagina 27 dell'attuale testo tedesco. Continuerò a tradurre in privato. Comunque le pagine tradotte fanno vedere lo spesso spirituale del piccolo fratello pellegrino di Gesù

lunedì 18 gennaio 2021

Vom Leben des Geistes - im Gespräch mit Hannah Arendt

 In diesem Post handelt es sich nur um Notizen meiner Lektüre von 

Hannah Arendt, Vom Leben des Geistes, München 1979, 1998, 2020, versehen mit kurzen Kommentaren von mir:



1. "Denn genau wie die Krisis der Theologie ihren Höhepunkt erreichte, als die Theologen selbst - im Unterschied zu den schon immer vorhandenen Haufen der Ungläubigen - über die Behauptung "Gott ist tot" zu sprechen begannen, so wurde auch die Krisis in der Philosophie und Metaphysik offenbar, als die Philosophen selbst das Ende der Philosophie und der Metaphysik zu verkünden begannen" (ibidem , 19) - Ich denke, dass tertium datur. Die Krisis selbst ist weder für die Philosophie noch für die Theologie ein Problem, die Frage ist nur wie das Thema der Verlassenheit (Gott verlässt Gott) und die Frage nach der "selbigen Verwendung von Sein und "Nichts" (Krisis der Metaphysik) thematisiert werden. Hans Urs von Balthasar, Adrienne von Speyr und Ferdinand Ulrich hätten einiges zu sagen, dass Tatsächlich ein "zu den Sachen selbst" und "Gespräch" ist. 

2. "Wenn etwas tot ist dann kann es nur die herkömmliche Vorstellung von Gott sein. Und ähnliches gilt für die Philosophie und Metaphysik: nicht, dass die Frage, die so alt sind wie die Menschen selbst, "sinnlos" geworden wären, sondern, dass die Art, wie sie gefasst und beantwortet wurden, nicht mehr einleuchten" (ibidem, 20) - auch hier tertium datur. Ich denke her, dass einiges nicht mehr einleuchtet, weil die Personen nicht mehr glaubwürdig sind. Erneuerungen der Sprache, ohne Erneuerung des Geistes bringt nichts. Adrienne konnte in ihrer Praxis als Ärztin geistige Dinge sagen, die von einem Priester nicht mehr zugehört worden wären. Nicht primär die Sprache war neu, sondern sie war glaubwürdig.   

3. Hannah Arendt sagt uns ziemlich bald im Buch, was ihr wichtig ist: "Gedankenlosigkeit ist nicht Dummheit; sie findet sich auch bei hochintelligenten Menschen, und ihre Ursache ist nicht ein schlechtes Herz; wahrscheinlich kann umgekehrt Schlechtigkeit durch Gedankenlosigkeit entstehen" (ibidem, 23) - da sieht sie etwas sehr tiefes und Elite des Denkens und Volk sind auf den selben Boot. Wenn jemand "Klischees, gängige Redensarten, konventionelle, standardisierte Ausdrucks- und Verhaltensweisen" statt "Denken" verwendet, macht keinen besonderen Unterschied ob die Klischees, die der höheren Klassen sind oder der niedrigen. Man kann sich der Bildzeitung oder des Feuilleton der FAZ bedienen, aber wenn man nicht "denkt" macht kein wesentlichen Unterschied.  

Was bedeutet denken? Den Unterschied zwischen Vernunft und Verstand bewahren; die Zwecke des Verstandes sind legitim: ich brauche diese Art von Intelligenz, die erlaubt ein Auto zu bauen und ein Auto zu kaufen, aber Vernunft will mehr. Der Preis der Arendt dafür zu bezahlen bereit ist, ist mir zu hoch, aber die Herausforderung ist gigantisch. Welcher Preis? 

"Die Vernunft ist nicht auf der Suche nach Wahrheit, sondern nach Sinn. Und Wahrheit und Sinn sind nicht dasselbe" (ibidem, 25) - aber Wahrheit ist nicht nur eine Sache der Erkenntnis und des Verstandes, weil Wahrheit ist mehr als aletheia, sie ist auch emeth (Vertrauen) - Vertrauen in jemandem, der die Wahrheit selbser ist. Ich verlange nicht von einer jüdischen Denkerin, dass sie das versteht oder gar bejaht, aber ich muss die Identität bewahren, die mich ausmacht, auch wenn sie eine offene und keine identitäre Identität ist: sie besteht in einem Bekennen aus Gnade. Nicht eine "Wahrheit des Seins" (Heidegger), sondern eine Wahrheit, die keine Angst hat sich zu exienanieren, also sich zu einem liebenden Nichts zu machen. Die Weisheit und nicht "Wissenschaft" sein will. Und die der Weg von Parmenides bis heute nicht folgt: "Von Parmenides bis zum Ende der Philosophie waren alle Denker einig, dass zur Beschäftigung mit solchen Fragen (was heisst denken?) der Geist von den Sinnen losgelöst werden musste, und zwar von der durch sie gegebenen Welt wie auch von den durch die Sinnesgegenstände hervorgerufenen Empfindungen und Leidenschaften" (ibidem, 22,23) -  "Homo Abyssus" von Ferdinand Ulrich dagegen will keine von Sinnen losgelöste Philosophie und gerade weil diese auch Bekenntnis ist: Logos ist sarks geworden.  

(19.1.21) Der sehr große Vorteil von Arendt im Unterschied zu Heidegger (aber nicht nur) ist, dass sie keine Hypostasierung des Seins vollzieht. Das Sein ist keine Hypostasis, keine Person, Person ist der, der das Sein schenkt. Das Sein ist nicht die Wahrheit, sondern die Wahrheit ist derjenige, der das Sein gratis schenkt und derjenige, der es offenbart: der universelle und konkrete Logos, der auf seine Göttlichkeit nicht festhält (wie ein Raub, sagt Paulus in einem Hymnus). Der zu höhe Preis für diese Entdeckung, die ich nicht bereit bin zu bezahlen, ist die Trennung zwischen "Sinn" und "Wahrheit" - hier folge ich Robert Spaemann und Ferdinand Ulrich, der übrigens die Versuchungen der Theologie und der Metaphysik genau kennen. Aber in erster Linie folge ich eine dreifaltige Logik, die Geist als Person und als Liebe zwischen Vater und Sohn ist. 

Formulierungen wie "Wahrheit des Seins", "göttlicher Gott" (Heidegger) sind lügnerisch, wir haben Schwierigkeit mit dem Verstehen (sowohl im Sinne von Vernunft wie auch im Sinne von Verstand) eines Virus, stellt euch vor, mit dem Verstehen von Sein. Arendt nimmt dieser Lüge nicht teil! Und das macht sie so lebendig und attraktiv! Auch so unbequem! 

(19.1.21; nachmittag) "In dieser Welt, in dem wir aus dem Nirgends eintreten und aus der wir wieder ins Nirgends verschwinden, ist Sein und Erscheinen dasselbe" (Arendt, 29).  Zuerst hat Arendt die Bedeutung des Wortes "Erscheinen" erklärt: alles was wir hören, sehen, fühlen, schmecken und riechen erscheint. Wir erscheinen auf einer Bühne: die Welt, in der wir hören, sehen... können. Und noch mehr wir können gehört und gesehen werden. Etc. Welche ist die christliche Hypothese über die Existenz: dass, das "Nirgends" von dem wir stammen, nicht das nihilistische Nichts, sondern das Nichts der Liebe ist, der Gratis Liebe, die wir mit Jesus gelernt haben "Abba" (Vati) zu nennen. Also das Sein bewegt sich von diesem "Nichts der Liebe" (der Vater liebt uns gratis) zu ihm zurück. In Unterscheid zu der Arendt Jesus sagt, dass wir in dieser Welt sind, aber nicht von dieser Welt. Arendt insistiert mehrmals zu diesem Thema: wir sind nicht bloss in dieser Welt, sondern von dieser Welt. Und wir sind in dieser Welt als Zuschauer und als Geschaute mit einem sehr starken "Drang zur Selbstdarstellung". In einer gewissen Hinsicht hat sie recht, wenn sie behauptet, dass Sein und Erscheinen dasselbe sind. Das Sein jenseits dieses Erscheinen ist "nichts", deswegen spricht Ulrich von der "selbigen Verwendung von Sein und "Nichts"". 

Die Auseinandersetzung mit Hannah Arendt ist anregend, weil sie zwingt mir die Erscheinungswelt erst zu nehmen und zwar als Subjekt und Objekt: wir schauen nicht nur, sondern wir werden geschaut, wir berühren nicht nur, sondern werden wir berührt...In der Zeitspanne in der wir in der Welt sind leben den wir gleichen, auch wenn nicht denselben Drang zur Selbstdarstellung. Die christliche Hypothese verwandelt uns nicht in Engel; es gilt auch für uns Christen: "jedes Seiende soll von jemandem wahrgenommen werden". Auch die Eremiten, wie Antonius aus Ägypten, sind sogar in der Wüste wahrgenommen worden. Und unsere Existenz ist eine Existenz des Hören, Sehen, Berühren, etc. "Die Welt, in die die Menschen hineingeboren werden, enthält viele Gegensände, natürliche und künstliche, lebende und unbelebte, vergängliche und dauernde, und alle haben sie dies gemeinsam; dass sie erscheinen, dass sie also gesehen, gehört, gefühlt, geschmeckt, gerochen werden sollen von empfindenden Wesen mit den entsprechenden Sinnesorganen" (ibidem, 29). In der ignatianischen Tradition, alle meine LehrerInnen (Adrienne von Speyr, Hans Urs von Balthasar, Luigi Giussani, Ferdinand Ulrich...) waren fest überzeugt, dass diese Ebene der Erscheinungen (Vielfalt) und der Sinnen nicht übersprungen werden darf: gratia perficit naturam, non tollit!  

Noch ein Gedanke zum Thema "Drang zur Selbstdarstellung". In der "Fratelli tutti" schreibt Papst Franziskus: 

32. Eine globale Tragödie wie die Covid-19-Pandemie hat für eine gewisse Zeit wirklich das Bewusstsein geweckt, eine weltweite Gemeinschaft in einem Boot zu sein, wo das Übel eines Insassen allen zum Schaden gereicht. Wir haben uns daran erinnert, dass keiner sich allein retten kann, dass man nur Hilfe erfährt, wo andere zugegen sind. Daher sagte ich: »Der Sturm legt unsere Verwundbarkeit bloß und deckt jene falschen und unnötigen Gewissheiten auf, auf die wir bei unseren Plänen, Projekten, Gewohnheiten und Prioritäten gebaut haben. […] Mit dem Sturm sind auch die stereotypen Masken gefallen, mit denen wir unser „Ego“ in ständiger Sorge um unser eigenes Image verkleidet haben; und es wurde wieder einmal jene segensreiche gemeinsame Zugehörigkeit offenbar, der wir uns nicht entziehen können, dass wir nämlich alle Brüder und Schwestern sind«.

Das krankhafte und narzisstische Drang zur Darstellung unseres Ego in dem Sinn des Papstes ist nicht gleichzusetzen mit dem "Drang zur Darstellung" von dem Arendt redet; bei der Arendt ist er eine Modalität der Existenz, was Papst Franziskus mit Recht kritisiert ist eine Degeneration davon. 

(20.01.21) Auch wenn Ferdinand Ulrich Christ ist und Hannah Arendt es vermutlich nicht ist, beiden habe auf ihre Weise versucht die Zwei-Welten-Theorie zu kritisieren. Die Alternative zwischen wahrem Sein und bloßen Erscheinung ist irreführend. Das wahre Sein ist eine Fixierung des Seins in einer Schwebe, die mit unserer Existenz nichts zu tun hat. "Niemand ist gelungen in einer Welt zu leben, die sich nicht von sich aus offenbart" (Arendt, 36). Der Philosoph oder der Wissenschaftler der sich zu von den Erscheinungen zurückzieht, um die Wahrheit zu suchen, können die Priorität der Erscheinungen nicht negieren: keine wissenschaftliche oder philosophische Negation führt zu der Negation der Erscheinungen, der Dinge, der Tiere und der Personen, die wir mit unserem Sinnen wahrnehmen. Und dieser angebliches wahres Sein hilft uns auch nicht das Verschwinden der Dinge, Tiere und Personen, die erschienen sind, zu verhindern. Wenn jemand für Christus 20 Jahren in einem Gefängnis in Albanien verbracht hat, ohne den Glauben zu verlieren, hat es nicht gemacht wegen des wahren Seins, nicht wegen des wahren Gottes, sondern weil er durch einen "religiösen Sinn" (Luigi Giussani) Christus als nicht weniger gegenwärtig als die Wächter in Gefängnis wahrgenommen hat. 

In unserer transparenten und pornographischen Gesellschaft haben auch die Reproduktionen von Erscheinungen mehr kraft als geistige Vorsätze: dies zeigt uns wie kräftig Erscheinungen sind. Die ganze Spiritualität, die kirchliche Macht, die theologische Sätze haben nicht verhindert, dass Theodor McCarrick oder Marcial Maciel sich an Erscheinungen festgeklebt haben und so, was dem ersten betrifft, Priesterweihe und Kardinalswürde verloren hat. Diese ganze sexuelle Skandale in der Kirche sollten uns Christen mindestens das beibringen: Erscheinungen sind mächtig. Weil wir leben in der Welt der Erscheinungen, nicht des wahren Seins.  

(22.1.21) Über den Wert der Oberfläche

"Was sehen kann, möchte gesehen werden; was hören kann, gehört werden; was berühren kann, möchte sich berühren lassen. Es ist gerade so, als hätte alles was lebt - neben der Tatsache, dass seine Oberfläche zum Erscheinen da ist, dass sie gesehen werden und anderen erscheinen soll -, einen Drang, zu erscheinen, sich in die Welt der Erscheinungen einzufügen, indem es - nicht sein "inneres Selbst", sondern - sich als Individuum darstellt und zeigt" (Arendt, ibidem 39).

Womöglich reicht es schon Instagram, um den "Drang zur Selbstdarstellung", von dem Arendt spricht, zu belegen. Diesen Drang zum "Schau der Gestalt" lässt sich nicht funktionalisieren: sicher spielt im Leben das Erhaltungstrieb eine Rolle oder die sexuelle Anziehungskraft, aber der Drang zur Selbstdarstellung scheint nicht von diesem Treib oder Kraft gänzlich absorbiert zu werden. Auch das Berührt-werden-wollen lässt sich nicht in dem sexuellen Trieb reduzieren (das in der Pandemiezeit zu bedenken, dürfte sehr wichtig sein). An der Oberfläche spielt sich mehr als was in dem Inneren sich abspielen kann, meint Arendt. In einer gewissen Hinsicht ist richtig, da das Schauen von Gestalten (Goethe, Balthasar), wichtiger ist als jeglicher transzendentaler Versuch (Kant, Rahner) die Subjektivität zu verstehen. 

(23.1.21)

"Ohne den sexuellen Drang, der aus unseren Fortpflanzungsorgane kommt, gäbe es keine Liebe; der Drang ist immer derselbe, doch wie groß ist die Vielfalt der tatsächlichen Erscheinungen der Liebe! Natürlich kann man die Liebe als die Sublimation der Sexualität verstehen, wenn man sich nur vor Augen hält, dass es ohne sie nichts vom dem gäbe, was wir als Sexualität verstehen, und dass ohne eine Mitwirkung des Geistes, d.h. ohne bewusste Entscheidung zwischen Zusagendem und nicht Zusagendem, nicht einmal die Wahl eines Sexualpartners möglich wäre" (Arendt, 45). In dem Kapitel "Körper und Seele; Seele und Geist" fehlt total eine "Theologie der Geschlechter" (Adrienne von Speyr) oder eine "Theologie des Leibes" (Johannes Paul II), was selbstverständlich ist, aber auch eine "Philosophie des Leibes und der Geschlechter" ist nicht wirklich zu Ende gedacht, womöglich weil in Arendt fehlt die katholische Idee der Sakramentalität des Leibes und dennoch in dem Zitat, mit dem ich diese kurze Überlegung angefangen habe,  ist die Antinomie: sexueller Drang und geistige Entscheidung sehr schön zur Sprache gebracht und im Allgemeinen die Antinomie Seele und Geist ist in einem "offenen Denken" gehalten. Seele kann sich ausschliesslich mit Gebärde des Leibes ausdrücken (die Wut kann man in meinem Gesicht ablesen); der Geist braucht die Sprache und das Denken um sich auszudrücken. Ein Gefühl ist Sache der Seele; das Überlegen über ein Gefühl die Sache des Geistes. Heuchelei ist nicht ein Phänomen der Seele, weil die Seele laut Arendt ziemlich einfach dem Drang der Selbstdarstellung (ohne Doppelspiel) unterliegt, während der Geist in seiner Selbstpräsentation reflektiert ist: man kann sich entscheiden das Gute zu verbreiten oder nur so tun als ob, wie die Heuchler machen. Etc. 

(26.1.21) 

Der naive Positivismus, denkt Hannah Arendt, "glaubt einen unerschütterlichen Grund der Gewissheit gefunden zu haben, wenn er nur alle geistigen Vorgängen von der Betrachtung ausschliesse und sich an die beobachtbaren Tatsachen halte" (vgl. Vom Leben des Geistes, 48) - es handelt sich um eine Täuschung zu denken, wir hätten einen Zugang zu den Tatsachen, ohne geistige Wahrnehmung. Eine sehr allgemein verbreitete Täuschung, wie die, dass Technik neutral sei. Wir gestalten nicht nur die Technik, sondern die Technik gestaltet uns. Und auch wenn der Vergleicht nicht ganz symmetrisch ist, zwischen Tatsachen und geistige Vorgänge gibt es eine reziproke Beeinflussung.


(27.1.21) Das Denken ist für Hannah Arendt so wichtig, dass sie meint, dass so etwas wie das Mitmachen mit der Naziherrschaft, nicht primär mit apokalyptischer Bosheit, sondern mit Mangel am Denken zu tun hat. In dem Kapitel: "Das denkende ich und das Selbst: Kant" (ibidem 50-55) versucht sie zwischen dem Denken, der nicht "erscheint" (wie Gott ist es ein "Ding an sich", der Erscheinungen verursacht, ohne selbst zu erscheinen, meint Arendt) und dem Selbst, der mitten in den Erscheinungen/Schein ist, zu unterscheiden (und dies in einem sehr interessanten Dialog mit Kant).

Wir sind nicht nur in der Welt, sondern von dieser Welt, meint Arendt (im Unterschied zu Jesus, der christlich gesprochen, in der Welt der Erscheinungen erschien ist, und zwar als Fleisch) und dennoch meint sie auch, dass dort wo unsere Existenz ganz von den Erscheinungen bestimmt ist (vgl. 54), zu den Mangel an Denken kommt. Das Denken kennt keinen Altersunterschied, meint sie und auch keine geschlechtliche Differenz. Bis dato ist jedoch nicht ganz klar (mir nicht ganz klar), wohin sie uns führen will. Aber mindestens das würde ich festhalten wollen: das Denken hilft uns "dogmatischen Anschauungen und willkürlichen Annahmen" zu überwinden. Arendt denkt, dass auch ein Wesen, das durch und durch in der Welt der Erscheinungen lebt "Scheinbilder" von echten Bildern unterscheiden lernen kann, auch wenn er sich in der "paradoxen Situation eines Lebewesens" befindet, das ganz in der Welt der Erscheinungen ist. Arendt nimmt also die kantianische Hypothese ernst, dass dem Denken un dem Geist möglich ist, "von der Welt zurückzuziehen, ohne sie freilich jemals verlassen oder transzendieren zu können" (ibidem, 55). 

Auch wenn die christliche Hypothese, dass man auf Erde und in dem Himmel leben kann (Adrienne von Speyr) ausgeschlossen ist, die Arendt's Herausforderung ist durchaus wichtig; zwar denke ich nicht, dass das Böse einer Mitmachenschaft mit dem Nazi oder mit Stalin meinetwegen, nur auf ein Mangel an Denken zu reduzieren ist, aber womöglich ist auch ein bisschen eine ernstzunehmende Hypothese. Auch heute angesichts der Herausforderungen unserer historischen Existenz.

(28.1.21; Thomas von Aquin) Die Wirklichkeit und das denkende Ich; der kartesische Zweifel und der sensus communis (Thomas von Aquin) (Ibidem, 55- 62)

Hannah Arendt überrascht mich sehr und hilft mir Ordnung zu machen in dem Werdegang der Philosophie von Thomas durch Descartes bis zum XX Jahrhundert. Nach der kopernikanische Wende Kants und Schopenhauers bringt sie die Philosophie dort wohin sie zu gehen hat: "Das Wirkliche in einer Welt der Erscheinungen zeichnet sich vor allem durch "etwas Stehendes oder Bleibendes" aus, das solange währt, dass es Objekt der Erkennung und Anerkennung durch ein Subjekt werden kann" (ibidem 55). Die kopernikanische Wende Kants bringt mit sich eine Überakzentuierung des Subjekts, des erkennenden Subjekts und in der Version Schopenhauers eine Überakzentuierung des Mitleidenden Subjekts (das sei gesagt, auch wenn Mitleid uns Solidarität (Horkheimer) durchaus etwas gutes sind). Arendt ist keine Pessimistin (versus Schopenhauer), noch weniger eine Metaphysikerin. Sie hat einen echtes Interesse an das, was die Sinnen wahrnehmen und auch an diesem sechsten Sinne, das mit Thomas sie "sensus communis" nennt und der womöglich sehr ähnlich ist mit dem "religiösen Sinn" von Luigi Gussani. 

Sehr beeindruckend finde ich, dass sie eine Kritik des Solipsismus macht: das cogito, ergo sum verkündet nicht nur die Abhängigkeit des "sum" vom "cogito - es ist fraglich, ob dies wirklich zum modernen Atheismus geführt hat; vielleicht hat Massimo Borghesi recht, wenn er sagt, dass das nicht der Fall ist (womöglich hat der Dreissigjähriger Krieg mehr zum Atheismus beigetragen als die Gedanken des frommen Descartes). Aber die Gewissheit des cogito (der wegen des Wissenschaft seine Gewissheit verloren hatte) betrifft nur cogitationes, nicht das Wirkliche, wie Nietzsche gesagt hat; aber die Kritik der Arendt ist noch stärker: die Überakzentuierung des cogito führt zum Solipsismus und dieser vergisst, dass das Sein Mitsein ist: "Die Wirklichkeit dessen, was ich wahrnehme, wird durch seinen welthaften Zusammenhang gewährleistet, zu dem einerseits andere gehören, die wie ich wahrnehmen, und anderseits das Zusammenspiel meiner fünf Sinne" (ibidem 59). Also wir denken in einer gemeinsamen Welt und wir wahrnehmen durch die Sinne und deren Rekapitulation in dem gemeinsamen Sinn.

Arendt kennt die Überwesenhaftigkeit des Seins (Ferdinand Ulrich) nicht, sprich das Geheimnis des Seins als Gabe der Liebe Umsonst, aber sie hat genug Mitseins-Verständnis, dass sie die solipsistische Engführung des cogito, ergo sum überwinden kann; sie kennt also das "Über" einer katholischen Philosophie nicht, aber sie hat ein universelles Sinn, die sie erlaubt die Sackgassen einer solipsistischen Philosophie zu sprengen und zwar durch einen gemeinsamen Sinn, der sehr verwandt ist mit dem religiösen Sinn: ich höre und sehe und taste nicht nur, aber ich kann unterscheiden, was ein gutes Hören, Sehen und Tasten ist... Also es gibt in ihr einen Zugang zu das, was Stehendes oder Bleibendes (das lateinische manere, und mit Johannes: manere in dilectione mea) ist, und das mitten in einer Welt der Erscheinungen und des Scheins. Sie verstehet auch, dass das Denken immer riskiert die Existenz aufzulösen und das passiert - Gott sei Danke - dennoch nicht, weil auch der größte Philosoph auch nur ein Mensch ist, der nicht nur denkt. Sie kennt jedoch die notwendige epoche, die im Denken impliziert ist; wenn man denkt, man denkt und man registriert nicht nur Erscheinungen. Das Denken ist also eine schwache Tätigkeit, die das "manere in der Liebe" (manete in dilectione mea) nicht gewährleistet und die dennoch wir brauchen, wenn wir nicht von den Erscheinungen verschluckt werden wollen. Das "bios xenikos" des Philosophen (das Leben des Fremden) rettet die Welt nicht und dennoch kann nicht fallen gelassen werden für (propter) eine reine Abhängigkeit von "Fakten", die mitunter auch nur Erscheinungen sind.

(29.1.21) Wissenschaft und gemeiner Verstand (über den Unterschied zwischen Verstand und Vernunft (Denken) - Wahrheit und Sinn

Arendt kritisiert die Reduktion von "Wahrheit" auf "Richtigkeit" und stellt die Frage nach dem "Sinn". Sehr gut finde ich ihre Idee, dass es zwischen "Wissenschaft" und "alltäglicher Verstand" mehr Analogie gib, als zwischen "Denken" und "Wissenschaft". Hören wir genau den Wortlaut:

"Selbst die Unaufhaltsamkeit des Fortschritts der modernen Wissenschaft, die sich ständig korrigiert, indem sie Antworten fallen lässt und Fragen neu formuliert, widerspricht nicht dem Grundziel der Wissenschaft - die Welt, wie sie den Sinnen gegeben ist, zu sehen und zu erkennen -, und ihr Wahrheitsbegriff leitet sich von der Alltagserfahrung her, dass es unwiderlegbaren Daten gibt, die Irrtum und Täuschung beseitigen. Doch die Fragen, die das Denken aufwirft und die der ureigensten Beschaffenheit der Vernunft entsprechen - nämlich Fragen des Sinnes (die Fragen, die Robert Spaemann "letzte Frage" nannte; RG) können der gemeine Verstand und seine Verfeinerung, die Wissenschaft, grundsätzlich nicht beantworten. Die Frage nach dem Sinne ist für den gemeinen Verstand "sinnlos", denn der sechste Sinn hat ja der Funktion, uns in die Welt der Erscheinungen einzufügen und in der von unseren fünf Sinnen gelieferten Welt heimisch werden zu lasse; und damit ist die Sache für ihn abgeschlossen" (ibidem, 67-68).

Also ich muss mich korrigieren (vgl. was ich gestern geschrieben habe), der sechste Sinn ist nicht vergleichbar mit dem "religiösen Sinn", der uns nicht mit der Welt heimisch machen lassen will, sondern mit dem Geheimnis, das in der Welt anwesend ist. Wenn das "Denken" für die letzte Fragen (Sinnfragen) zuständig ist, dann wäre es mit dem "Geheimnis" beschäftig; aber ich forciere den Arendt's Text, die eigentlich ganz im Sinne Aristoteles, Metaphysik nicht als "Geheimnis", sondern als die Frage nach dem Sinn von Seienden sieht. Παντες ανθρωποι τον εἱδεναι ορεγονται φυσει - und der erste Schritt des Denkens ist in dieser Aussage enthalten: "alle Menschen streben von Natur aus nach Wissen" oder wörtlicher: "Alle Menschen möchten sehen und gesehen haben". 

(30.1.21) Gestern habe ich auf den Unterschied zwischen Vernunft/Denken und Verstand/Wissenschaft (Kant) verwiesen. Wir wollen auch den Unterschied zwischen Vernunftwahrheiten und Tatsachenwahrheiten (Leibniz) durchdenken - die erste haben mit der Vernunft und dem Denken zu tun und sind notwendig und deren Gegensatz ist unmöglich, während die zweite sind nicht notwendig und das Gegenteil wäre durchaus möglich gewesen. Der Coronavirus ist eine Tatsachenwahrheit: wir haben ihn, aber es hätte auch in der Form, die er angenommen hat, auch nicht geben müssen. Arendt sagt mit Recht: "Nur Tatsachenwahrheiten sind wissenschaftlich verifizierbar" (ibidem 70) und sind Gegenstand von wissenschaftliches Interesse. Dass es in Europa auch die Position von Ärzten gibt, dass die Gefährlichkeit des Coronavirus in Frage stellen, hat nicht mit Verstand, sondern mit Chaos zu tun: man benutz die hinterfragende Vernunft für einen Gegenstand des Verstandes. Zwar kann man Verstand und Vernunft nicht total trennen, aber auch nicht vermischen, sonst kommen zu Tage Aussagen, die gänzlich sinnlos sind und man diskreditiert das Denken oder die Philosophie Tatsachen leugnen zu wollen. Das Denken lässt sich nicht von Tatsachen oder vermeintliche Tatasche verschlucken, es ist die Aufgabe der Wissenschaft vermeintliche Tatsachen zu widerlegen. Diese Widerlegung hat nur eine vorläufige Bewandtnis, weil die Wissenschaft sich eben mit dem vorläufigen Richtigen beschäftigt. Wissenschaft ist "datenhaft" - eine Theorie, die bis zu einem bestimmten Punkt als richtig empfunden ist, kann nach einem bestimmten Datum sich als falsch oder nur partiellen richtig erweisen.  

Was tut das Denken? Das Denken denkt letzten oder sinnvollen Fragen, die nicht wissenschaftlich verifizierbar sind. Ist der Mensch frei? Ist seine Seele unsterblich? Ist es sinnvoll an Gott zu glauben? Etc. Ich habe die Beispiele Kants übernommen. Mit Recht sagt Arendt, dass wenn diese letzten Fragen nicht mehr gestellt werden, werden wir keine Kunst mehr haben, aber letztendlich wird der Mensch auch das Feuer erlöschen mit dem er wissenschaftlich tätig ist: die Neugier hat mit Tatsachen zu tun, aber sie selbst keine Tatsache, sondern eine sinnvolle Bewandtnis. Soweit für heute! 

(2.2.21) Es ist für den Philosoph, aber auch im allgemeinen für den denkenden Menschen, unerlässlich nachzudenken, was eigentlich "geistige Tätigkeit in einer Welt der Erscheinungen" sind. Und zuerst sagt Hannah Arendt, dass sie etwas unsichtbares sind und einen Rückzug von dem, was man sieht, hört, etc. beinhalten. Die geistige Tätigkeit des Denkens, Wollens und Urteilen werden von ihr durchdacht. Die drei Bereiche sind nicht völlig unterschiedlich, aber man kann sie auch nicht  "selbig füreinander verwenden" - ich kann eine vorzeitige und ökonomisch gute Rente wollen, aber ich kann sie nicht mit "Denken" hervorbringen. Und ich kann im Allgemeinen nicht mit Denken mein Wollen vollständig steuern. Die Formel von Duns Scotus bringt es auf den Punkt: "Nichts anders als der Wille ist die Gesamtursache des Wollens" (zitiert in Arendt, ibidem 75). Ähnliches gilt es auch für das Denken, so das Kant von einem "Bedürfnis des Denkens" spricht Auch die Urteilskraft: das ist gut, das böse, etc. hängt nicht 100% von unserem Wollen oder Denken. Was ist diesen Unsichtbaren Tätigkeiten gemeinsam? Dass sie eine gewisse "Stille der Leidenschaften" voraussetzen. Wenn ich total Hunger habe, kann ich nicht gut denken, etc. 

Arendt ist viel differenziert als ich und ich schlage dem Leser dieses Post sich einmal das Buch von ihr zu kaufen und zu lesen (vgl. oben die bibliographische Angaben). 

Was unterscheidet das Bedürfnis, etwas zu essen von dem Bedürfnis sich spekulativ zu betätigen? Was unterscheidet ein "Gefühl" vom "Denken"? Das Bedürfnis zu essen, kann man spüren. Wenn ich wütend werde, kann ma sehen - etwa in meinem Gesichtsausdruck. Das Denken kann ich nur in einer Geistesabwesenheit merken (die aber auch eine andere Ursache haben könnte), aber grundsätzlich ist dabei nichts zu spüren, sehen, hören...Diese geistige Tätigkeit setzt eine Entsinnlichungsarbeit  voraus: wenn ich denke erinnere mich auch zwar an etwas, zum Beispiel habe ich ein Abbild im Kopf, von dem Gegenstand meines Nachdenkens, aber schon das aktive  Sich-erinnern ist etwas anders (Augustinus) und das Denken ist noch einen Schritt ins Abstrakte hinein. 

Philosophen und denkende Menschen denken freilich nich nur: sie essen, sie haben ein sexuelles Leben, etc., aber in ihnen ist das Bedürfnis zu denken mindestens so stark wie der sexuelle Wunsch (es kann punktuell ein Widerspruch zwischen den Beiden entstehen, aber ich würde behaupten, dass der erste, wenn auch nicht punktuell, aber im Allgemeinen stärker als der zweite ist) - geistige Bewegungen, die zum Beispiel ein totales Gehorsam von seinen Mitgliedern verlangen, sollten darüber nachdenken, besser die Leiter dieser Bewegungen, sollten es tun. 

Heraklit bringt auf den Punkt worum es hier geht: "Das Weise (der Geist) ist etwas von allem Abgesondertes" - dieses Bedürfnis nach Abgesondert-Sein ist im denkenden Menschen total stark, auch wenn er bereit ist zuzugeben, dass die Existenz der Anderen zu seinem Dasein, gestern, heute und morgen, wesentlich ist. Er lebt in und von dem, was in der Welt erscheint, aber er kann das Bedürfnis zum Denken nicht fallen lassen. Warum? Darum! In diesem sich absondern liegt die Gefahr der Abstraktion (die auch moralische Abstraktion hervorbringen kann), aber auch die Chance eines Unterscheiden der Geister, das nicht gewöhnlich ist: was für ein Geist ist im Spiel in unsern leiblichen und geistigen Tätigkeit? Was für einen Geist ist im Spiel in das, was wir sehen, direkt oder fiktiv (Instagram, Netflix...)? M.E. die Gemeinschaft mit Anderen ersetzt nicht dieses Alleinsein im Denken, auch wenn sie eine Hilfe gegen die Abstraktion sein kann! 

(14.2.21) Über den Bürgerkrieg zwischen Denken und gemeinem Verstand (Hannah Arendt und Ferdinand Ulrich) 

Wenn wir die Aussage von Hannah Arendt über die Banalität des Bösen ernst nehmen, dann werden wir sehen wie viel Wert sie dem "Denken" beimisst und dennoch ihre "Kritik" an dem "Denken" ist erfrischend. Ja, es hat einen Kampf zwischen den Philosophen und dem gemeinem Verstand gegeben, aber nicht in dem Sinne, dass die erste die Opfer von Gewalt gewesen wären - vielleicht ist das nicht einmal der Fall bezüglich von Sokrates. Aber wie es auch sei, das Bedürfnis sich zu differenzieren kommt von den Philosophen her, nicht von dem gemeinem Volk, das falls es sich das Problem der Philosophie stellt, stellt es sich als Unverständnis oder als lächerliche Tätigkeit dar und nicht als Kampf. Der Philosoph meint, dass es notwendig sei eine "Seinsvergessenheit" (Heidegger) zu beklagen, also dass die Leute das Wesentliche vor den Augen verloren hätten, der nicht Philosoph höchstens wird zu lachen anfangen, wenn man den "Himmel" forscht und in einem Brunnen fällt. Und wir Philosophen sollten dieses Gelächter aushalten und dankbar sein dafür, damit wir nicht die Beziehung zur Wirklichkeit verlieren. 

Nicht die Philosophen, sondern die Menschen sind manchmal Objekt von bösen Geschwätz, der wirklich uns "töten" kann und so etwas schlimmes wie Auschwitz oder der Archipel Gulag war nicht gegen Philosophen. Ich sehe in dieser kritischen "Erdung" des Philosophen einen gemeinsamen Anliegen von Hannah Arendt und Ferdinand Ulrich, der über das absolute Wissen von Hegel, das sich als "Wissenschaft" verstehen will, als "logifizierten" Liebe spricht - also von einer Liebe, die nicht dort wo die Menschen sind ausstrahlt, also in der Welt der Erscheinungen, sondern in der Fiktion des Philosophen, in der fiktiven Wissenschaft der Philosophen. Hannah Arendt meint, dass die Geburt ein Hineinkommen in der Welt der Erscheinungen ist und der Tod ein Verschwinden von ihm, Ulrich denkt das Leben als Einheit von Leben und Tod, aber ohne zu denken, dass nur er als Philosoph das Wesentliche kennt. Der Philosoph ist einer der pilgert untern anderen Menschen, die auch pilgern. Und dieses Pilgern ist eine Form des Handeln, aber Handeln "kann man nur   'konzertiert', in der Gemeinschaft und mit der Zustimmung der Mitmenschen"(Hannah Arendt, ibidem 96). In dem "Höhlengleichnis" wird nur die Arroganz der Philosophen ausgedrückt und nicht ein "wesentlichen Dienst", den sie den Mitmenschen leisten würden. 

Etty Hillesum meint, dass die innere Welt nicht weniger "präsent" ist als die äußere, aber auch diese innere Welt ist nicht Eigentum der Philosophen, sondern "Mit-gut" von allen Menschen, die nicht nur "erscheinen" wollen und die dennoch gerade im Erscheinen unter anderen eine Form des befreienden Gehorsams sehen. Sicherlich besteht einer gewissen Größen in den Menschen, die nicht aufhören können zu denken, auch wenn sie freilich nicht nur das machen können oder wollen (sie müssen zum Beispiel auch schlafen) und ich fand es immer sehr beeindruckend, dass Kant bis er dann Alzheimer bekommen hat,  sich immer wieder in Frage hat stellen lassen, auch von Studenten: "Ich bin nicht der Meinung... wenn man einmal sich wovon überzeugt hat, daran nicht mehr zu zweifeln" braucht. Diese Penelope-Arbeit des Philosophen ist großartig, aber schon ein echter Zuhörer, auch wenn er das Ganze nicht systematisch denken kann, tut es so, dass er ein Offener bleibt. Ich weiss noch nicht wohin die Hannah Arendt uns führen will, aber ich fand ihre Kritik an das Pseudo-Wesentliche der philosophischen Tätigkeit sehr hilfreich - in einer gewissen Hinsicht eine echte Einführung zur Überwesenhaftigkeit der Gabe des Sein als Liebe (Ulrich) - weil das Sein ist kein Wesen untern andern, aber auch nicht etwas, dass man vergessen könnte, weil Liebe, die konkrete Liebe das Einzige ist, was wir wirklich brauchen, egal ob wir Philosophen oder nicht Philosophen sind. 

(17.2.21) Über den Unterschied zwischen Denken und Urteilen, über die Rolle des Zuschauers und über die chinesische Sprache 

Im Durchdenken des Werkes von Hannah Arendt "Vom Leben des Geistes" möchte ich mich auf 2 Probleme fokussieren: ein theoretisches Problem und ein für mich praktisches Problem, da ich in meiner Klasse eine Schülerin aus China habe.

Das theoretische Problem ist die Frage nach dem Unterschied zwischen Urteilen als Zuschauer und dem Denken. Beide sind geistige Tätigkeiten, aber während das Denken ein sehr radikales sich Zurückziehen aus der Welt beinhaltet, so dass der Philosoph der Los der Einsamkeit (im Sinne Arendt's, den wir am 14.2.21 durchdacht haben), aber auch die Arroganz, die in dieser impliziert ist, für sich beansprucht und an ihm klebt,  das Urteilen des Zuschauers findet untern anderen Zuschauern, auch wenn die Ähnlichkeit mit dem Denken darin besteht, dass er nicht an dem Ereignis teilnimmt den er betrachte: als Zuschauer kann ich die französische Revolution betrachten, ohne an den Ereignisse in Paris teilgenommen zu haben (wie Kant in Königsberg tat). Dieser Zuschauer-Status haben wir in der heutigen Transparenz-Gesellschaft als Massenphänomen vor Augen. Wobei m.E. wir nicht nur, wie die Arendt meint, sinnvolle Sätze brauchen, sondern auch wahren - um ein Beispiel von Glenn Greenwald zu übernehmen: dass ein Polizist mit einem Feuerlöscher von den Protestierenden in Washington D.C. umgebracht worden ist, ist ein sinnvoller Satz, aber keinen wahren, wenn Greenwald recht hat. Und die Referenz unserer Sätzen zu einem wahren Inhalt, und nicht nur sinnvollen Satz per se, gehört m.E. entscheidend zur Dimension des Zuschauers. Der Unterschied zwischen "Sinn" und "Bedeutung" in Frege hat gerade mit diesem Unterschied zu tun. Nur subjektiven sinnvollen Sätzen erlauben mir meine Rolle als Zuschauer ernst zu nehmen. 

Nun zu chinesischen Sprache: im Allgemeinen müssen wir sagen, dass das Urteilen des Zuschauers findet in der Sprache statt. Allein die Sprachen sind nicht alle gleich: unsere Sprache ist von abstrakten Worten gebildet, während die chinesische Worten sind "Bilder" - für das Wort Freundschaft wird das Bild zweier verschränkten Händen verwendet. Während man in dem deutschen Wort "Freundschaft" oder in dem italienischen "amicizia" , nichts "sieht", in dem chinesischen Wort für Freundschaft sieht man die symbolisierte Freundschaft. Wir haben zwar mit der chinesischen Kultur das "Sehen" als wichtigste Sinne gemeinsam, aber die Chinesen können auch in ihren Worten sehen, was sie ansprechen. "Was uns von den Chinesen unterscheidet, ist nicht "nous" (Denken), sondern "logos" (Sprache)" (Arendt, 106)  - in uns gibt es auf Grund der Verfassung unserer Worten eine Überbetonung des "Rechenschaft ablegen" (erörtern...), des "Rechtfertigen". Das zu wissen hat für mich als Lehrer auch praktischen Konsequenzen: eine "Erörterung" oder "Reflexion" einer Chinesin mit unseren Kriterien beurteilen zu wollen, dürfte ein Ding der Unmöglichkeit sein. Und dennoch ist ein Dialog mit dem "Anderen" absolut not-wendig. Aber wie Pierre Claverie sagt, wir müssen aufpassen mit dem "Schubladieren" in unseren "Etiketten"; jeder Dialog ist ein solcher, wenn wir die Einzigartigkeit des Anderen ernst nehmen; freilich wir können es nur auf Grund unseres "Selbstsein" tun, aber uns muss immer sehr konkret präsent sein: " Ich denke, dass das Vorhandensein der Verschiedenheit, des Andersseins, deren Anerkennung und Annahme für alle Menschen und Menschengruppe die größte Schwierigkeit darstellen" (Pierre Claverie, An der Nahtstellen zweier Welten, Freiburg, 202077-78) - wir neigen dazu uns zu verteidigen oder unsere Identität zu verteidigen, aber diese Not (die Andersartigkeit) kann nur überwunden werden, wenn wir fast a priori zu uns sagen: die Begegnung mit dem Anderen als Anderen muss klappen. Im Spiel ist das große Projekt, dass Papst Franziskus "Fratelli tutti" nennt. 

(19.02.21) Von dem wichtigen Kapitel über die Metapher als "Übertragung" (metapherein) will ich am Beispiel der Ontologie des "Seins als Gabe" (Ferdinand Ulrich) nur diesen Punkt festhalten: die Übertragung, von der hier die Rede ist, bewegt sich von einer Dimension, die man nicht sieht, in der Dimension der "Erscheinungen". "Sein" sieht man nicht, die Gabe auch nicht, aber man sieht konkrete Geschenke, etwa eine "Rose". Wenn ich also sage, dass das Sein geschenkt wird, kann sich jeder und kann ich unter dem Wort "Geschenk" durch meine/unsere Vorstellungskraft etwas konkretes vorstellen. Durch die Metapher wird also die Ontologie, schon an der konkreten Ebene der "Sprache", "gezwungen" wieder in der Welt der Erscheinungen zurückzukehren - das hilft der Ontologie, um nicht nur ein abstraktes und fiktives Gedankengebäude zu sein. Hannah Arendt formuliert es ganz präzise: "Wenn die Sprache des Denkens (hier des ontologischen Denkens; RG) wesentlich metaphorisch ist, so folgt, dass die Erscheinungswelt in das Denken, auch abgesehen von den Bedürfnissen unseres Körpers und den Ansprüchen unseren Mitmenschen, hineinkommt, welche uns ohnehin wieder in sie zurückholen. Wie nahe wir auch beim Denken dem Entfernten sind, und wie weit weg vom Nächstliegenden, das denkende ich verlässt offenbar die Erscheinungswelt nie völlig" (ibidem 114) - wie weit auch vom Nächstliegenden eine ontologische Überlegung über das Sein sein mag, durch die Metapher der "Gabe" wird sie zurückgeholt in der Welt der Erscheinungen. Also die Sprache selbst ist ein wichtiger Beitrag um die Arroganz und Illusion der "Zwei-Welten-Theorie" zu überwinden. Mindestens was die Illusion anbelangt können wir mit Kant und Arendt sagen, dass es sich um "eine metaphysische Täuschung", nicht um eine "willkürliche oder zufällige" und dennoch nicht nur die Arroganz, sondern auch sie muss überwunden werden, und zwar auf den kleinen Weg der alltäglichen Erfahrung, in dem zu prüfen ist, ob Sein tatsächlich Gabe ist. Ferner sei hier nur erwähnt: wenn das nicht der Fall ist (dass das Sein Liebe ist), dann hilft auch nicht auf eine allgemeine Gesetzlichkeit zu denken oder zu verweisen, die angeblich die Menschen Orientierung anbieten würde. Wieso nicht? Weil glaubhaft ist nur die Liebe (Hans Urs von Balthasar). 

(25.2.21) Über den Kapitel "Di Metapher und das Unsagbare" (ibidem, 115-129) gäbe es viel zu sagen, sowohl akademisch (in erster Linie über den Übergang von einem kontemplativen zu einen formalen Denken, also von einem Denken, das eine Referenz zur res suchte zu einem Sprach-Denken) wie auch menschlich (Verlust an Tiefe, da das Unsagbare ist auch die Tiefe des Wirklichen, sprich von dem was erscheint); ich halte hier nur 2 Punkte fest. 1. Dass einige Menschen denken ist zweifelsfrei, also ist eine Tatsache - ich meine richtig "Gratis Denken", nicht um ein Ergebnis zu erzielen (wie oft im Alltag und in einer raffinierten Ebene in der Wissenschaft geschieht). Diese Tatsache des "Gratis Denken" soll gerettet werden, auch wenn das Denken nie die Evidenz des Schauens erreichen wird, sagt mit Recht Arendt. "Ohne den Lebenshauch ist der menschliche Körper ein Leichnam, ohne das Denken ist der Geist tot" (ibidem, 128). Und wenn der Geist tot ist, sind wir kur vor der Barbarien oder mittendrin und können keinen Sinn mehr "sehen". Allein um dieses Sinn, besser den "not-wendigen Seinsinn" (ferdinand Ulrich) zu spüren, zu kennen, ist ein Merkmal mehr als das reine Leben, ist die Liebe entscheidend.  2. In der abendländische Kultur hat das Sehen eine Priorität; das Sehen erlaubt eine gewisse Distanz - wenn ein Objekt zu nahe ist, kann man ihn nicht sehen. Das Hören scheint eindringlicher zu sein, wie zum Beispiel im Fall eines Tinitus sehr ärgerlich ist, und dennoch eine Überakzentuierung des Sehens bringt Probleme mit sich (die Probleme unserer Transparenzgesellschaft (Byung-Chul Han);  nur durch das Hören können wir wirklich in die Tiefe gehen; und dass Gehorsam mit Hören zu tun hat, ist m.E. etwas gutes und nicht problematisches, wie Arendt meint. 

(27.2.21) Über das Bedürfnis zu denken 

Die Frage: "Was bringt uns zum Denken?" antwortet Hannah Arendt zu erst in Bezug auf  "Die vorphilosophischen Annahmen der griechischen Philosophie". Wenn ich mein Anthropologie- Kurs in der 11. Klassen in Religion halte, fange ich dort an, präziser von Homer, der freilich auch Arendt zitiert; die Fragestellung von Arendt ist aber nicht: wer ist der Mensch?, sondern eben: "Was bringt uns zum Denken?"

"Unsere Frage, was uns zum Denken bringt, fragt weder nach Ursachen noch nach Zwecken" (ibidem, 130); deswegen habe ich von "Gratis-Denken" gesprochen, so wie ich bezüglich des Christentums von "Gratis-Liebe" spreche. "Sie setzt das menschliche Bedürfnis zum Denken einfach voraus und geht von den Annahme aus, dass die Denktätigkeit zu jenen energeiai, die, wie etwas das Flötenspielen, ihren Zweck in sich selbst haben und kein greifbares Endprodukt in der von uns bewohnten Welt hinterlassen" (ibidem, 130).

In dieser ersten griechischen Phase sind "Denken und Sein" eine Einheit und das Denken beschäftigt sich nicht mit "Meinungen", sondern mit dem, was stabil ist und das "geschaut" werden kann; die Wahrheit hat mehr mit dem Logos als mit dem Sein und mit dem Denken zu tun: es ist ein Aussprechen (Logos) von dem, was unaussprechlich ist, ohne Täuschung (in dem Sinne, dass man die andere nicht täuschen will). Wenn wir denken, sind wir sehr mit den Göttern verwandt: wir werden "unsterblich", wobei der Begriff der Unsterblichkeit ist nicht mit dem Begriff des Unendlichen zu ersetzen. Wenn das Christentum die Weltbühne betritt, wird nicht durch Denken, sondern durch Glaube Unsterblichkeit erlangt.  

So wie wir nichts anders können als zu sehen, was zu sehen ist, sagt Arendt, können wir, solange wir Menschen sind, nicht anders können als zu denken. Und das hat mit Meinungen gar nicht zu tun. Diese ändern sich ständig, während das Denken gerade das Unveränderliche denken will. In Griechenland waren Philosophie und Theologie dasselbe. Der Übergang von der Mythologie zur Philosophie ist der Übergang, sagt Arendt, von Göttern, die entstehen, aber nicht sterben zu dem göttlichen Sein, das weder anfängt noch endet. Aber dies m.E. ist nicht nur vom Vorteil, darin liegt eine große Versuchung, die Arendt bestehen kann, weil sie mehr an der wirklichen Erfahrung als an Lehrbücher interessiert ist (cfr. 142). 

(5.3.21) Was bringt uns zum Denken? Die Antwort Platons

"Denn dies ist in erster Linie die Leidenschaft (pathos) des Philosophen, sich zu wundern (thaumazein). Es gibt keinen anderen Anfang und Grundsatz (arche) der Philosophie als diesen" (Platon, zitiert in Arendt, ibidem 143). 

Leibniz, Heidegger, Balthasar haben dieses Staunen mit der Frage zur Sprache (Logos als Sprache und vernünftiges Argumentieren) gebracht: "Warum gibts es Seiendes statt lieber Nichts?"  Der Kapitel von der Arendt (142-152) müsste sorgfältig durchdacht werden, hier versuche ich nur die erste Schritte zu wagen. Gegenstand des Staunens ist das Ganze, nicht das isolierte Bestimmte und das Ganze ist nicht die Summe von Bestimmten, sondern Geheimnis, Mysterium. Von Ulrich habe ich angefangen das Geheimnis philosophisch zu buchstabieren als "Gabe" gelernt. Und Balthasar hat recht wenn er sagt, dass das Sein im Seiende nicht nur Bewunderung, sondern Verwunderung auslöst. Die Bewunderung empfindet man auch, wenn jemand eine sehr sorgfältige mathematische Kompetenz vorweist, die Verwunderung gerade eben angesichts des Überhaupt Da-sein des Ganzen und des Ganzen im Fragment. 

Gabe setzt ein Geber voraus und wenn der Geber als nicht seiend betrachtet wird, dann ist der "Ekel" (Sartre) vor dem Ganzen die logische Konsequenz. Die Genialität von Ulrich besteht darin, das Problem des Nichts, das man in Verbindung zum Sein "automatisch" denkt, nicht nihilistisch (Sartre), sondern, in der "selbigen Verwendung von Sein und "Nichts", als Liebe zu deuten: das Ekel vor dem nihilistischen Nichts kann von innen her nur auf Grund des liebenden "Nichts" aufgehoben werden. Nur wenn jemand Gratuität des Seins und so der Liebe erfahren hat, ekelt er nicht. Die selbige Verwendung von Sein und "Nichts" ist auch die Antwort auf die offene Frage des Bösen. "Das bewundernde Staunen als Ausgangspunkt der Philosophie lässt keinen Raum für das tatsächliche Vorhandenseins von Disharmonie, Hässlichkeit und letzten Ende des Bösen" (Arendt, ibidem 151). Ja, so ist es wenn das Staunen nur theoretische Ausdruck der Unsichtbarkeit einer astronomischen und moralischen Harmonie ist, wenn aber das Sein Gratis Gabe ist, wenn das Sein Liebe umsonst ist, dann ist das Umsonst (gratis und frustra) gerade die Antwort an das tatsächliche Vorhandenseins des Bösen, der die Liebe zu negieren versucht. Eine Antwort, die nicht "contra", sondern "Integration" ist.  

Allein um das auch nur inchoativ zu verstehen, müsste auf die Weltbühne Christus als der Logos auftreten: ein Logos, der die Auserwählung (Abraham-Sarah-Isak) wie auch die Ausschliessung (Abraham-  Agar- Ismael) zu integrieren weisst und der durch seinen Hinabstieg in die Hölle, auch jede Form der Ablehnung Gottes zu retten vermag. Die Hölle ist dermassen das Nichts der Zerstörung jeglicher Form, die mit Recht Swetlana Alexijewitsch in Verbindung mit Tschernobyls sieht, dass sie  nur von innen überwinden werden kann, in einem Akt der absolut Gratis Liebe, damit Auschwitz, Hiroshima, Tschernobyl nicht die "Chronik der Zukunft" werden.

(17.3.21) Was bringt uns zu denken? Die römische Antwort (cfr. ibidem 152-166)

Bevor ich einiges über diese römische klassische Antwort sage (in Anlehnung an Arendt), möchte ich gerne einen kurzen Exkurs in die Rechtsphilosophie versuchen; ich beziehe mich auf ein Buch von Christoph Menke, Kritik der Rechte, Berlin 2015 und zwar nicht auf die Hauptthese des Buches (der Kampf um die individuelle Rechte entkräftet die politische Möglichkeit, die Gesellschaft radikal sozial zu ändern), sondern auf den dort besprochenen Unterschied zwischen Athen (Aristoteles), Rom (Cicero) und London (Hobbes). Athen steht für eine pädagogische Idee des Rechtes: die Bürger werden durch das Recht zur Wahrheit erzogen; in Rom das Recht hat eine Zwangsfunktion: die Bürger müssen gezwungen werden das Wahre zu tun, während die Reflexion gehört der Philosophie. In London gibt es gar keine Wahrheit mehr: die Rechtsordnung dient dem Schlichten der unterschiedlichen Wünschen der Individuen. Der Wille des Individuum ist der "Gott". Das ist die Geburtsstunde des Liberalismus, aber auch die Sterbestunde des Denkens. Zurück zu Rom. Die rechtliche und politische Ordnung ist das, was die Seele der Römer ausmacht - in dem sind sie viel konkreter als die Griechen mit ihren erkenntnistheoretischen Theorie und mit ihrer pädagogischen Idee des Rechts. 

Arendt reflektiert nicht auf diese rechtsphilosophische Ebene, sondern stellt sich die Frage, was uns zum Denken bringt, aber die von Menke beobachtete "Konkretheit" der Römer wird auch von ihr festgestellt. Die erste Frage, die Römer stellen, ist ob die Philosophie zu etwas taugt: dient sie der politischen und juristischen Tätigkeit oder ist sie reine Theorie? Sicher ist einem Römer wie Cicero die Frage: warum gibt es etwas, statt lieber nichts? sehr fremd. Und dennoch denkt auch Cicero, dass die Philosophie die römische Kultur verschönern kann und und dem Menschen einen Trost anbieten kann, wenn man die Handlungsmöglichkeit des Politikers und des Juristen gescheitert sind. Und wenn jemand für die eigene Heimat sein Leben riskiert hat, kann er, durch Philosophie, ein ewiges Ruhm erlangen. 

In Epiktet, der unter die Herrschaft Neros lebt, hat die Philosophie sogar einen erkenntnistheoretisches Wert: nicht die Gegenstände, sondern den Eindruck, den sie in dem Bewusstsein des Menschen hinterlassen, ist "wirklich". Und durch die Reflexion über die Eindrücke können wir uns der Wirklichkeit entledigen, so dass auch jemand wie Nero uns nicht weh tun kann. Dieser Versuch den politischen Leid durch Arbeit mit dem eigenen Bewusstsein zu entfliehen geht bis Boethius, der unter der Herrschaft des Ostgotenkönigs Theoderich  gelebt und umgebracht worden ist. Mit Etty Hillesum gesprochen: Hitler kann mein Körper töten, meine Psyche beschädigen, aber mich nicht in seinem Griff bekommen. Im Unterschied zu dem Philosoph Epiktet oder dem Christ Boethius ist aber die Hillesum viel realistischer, da sie nicht weißt ob sie stoisch in Auschwitz reagieren kann und sie denkt nicht, dass der eigene Wille entscheidend ist, sondern das sich im Gebet einen rettenden Gott öffnen. 

Also kurz gesagt, bei den Römern das Scheitern bringt uns zum Denken und das und nur das ähnlich zu den Griechen, in einem sich von der Welt abwenden, so dass nicht nur "Denken und Verstehen bloße Vorbereitung zum Handeln sind" (155), sondern auch einen Trost anbieten, wenn das Handeln nicht mehr möglich ist. 

(25.3.21 - Verkündigung des Herrn) Heute, beim erklären von Edmund Husserl in der 11/12. Klasse, hatte ich die Möglichkeit über den Begriff der "Erscheinungen", die in diesem Post durchdacht wird, weiter zu denken. Phänomenologie ist mit der Maxime "Zu den Sachen selbst", zusammenfassen; zu den Phänomenen! Wie müssen um dieses Programm durchzudenken eine falsche Antinomie, eine unfruchtbare Polarität überwinden und eine fruchtbare Polarität suchen. Unfruchtbar ist die Antinomie zwischen reinen Objektivismus und Psychologismus - der reine Objektivismus riduzuiert die Wirklichkeit in "nur Fakten", der Psychologismus  in "nur Psyche" (Nur Gefühle habe ich für die Jugendlichen übersetzt). Die Philosophie hat nicht mit Gefühlen zu tun und auch nicht mit "nur Fakten": eine fruchtbare Polarität besteht in der Spannung zwischen objektiver Gültigkeit und subjektiver Gewissheit. Es geht tatsächlich um den Sachen und es geht tatsächlich um meine Gewissheit (die nicht auf einen Gefühl, sondern auf eine Arbeit mit sich selbst basiert). Um uns zu erklären worum es hier geht, Husserl verwendet einige sehr gute Formulierungen: "sachnah", "originär", "leibhaft gegeben"  - das Gegenteil davon ist "sachfern", "nichtoriginär (vgl. Otfried Höffe, Kleine Geschichte der Philosophie, München 2001, 264) - und wenn es um uns geht, dann ist es klar, dass wir weder in einem "nur Faktum" noch in einem "nur Gefühlt" reduziert werden wollen, sondern eben "originär". 

(15.4.21) Für eine Verteidigung der Ratlosigkeit und des aporetischen Denkens - Arendt begegnet Sokrates 

Denken hat mit Ratlosigkeit zu tun, sagt mit Recht Hannah Arendt - wir neigen dagegen zu Patentrezepten, mit denen wir meinen alle Probleme der Welt zu lösen. Die Art und Weise wie Sokrates denkt, soweit wir es überhaupt feststellen können, ist aporetisch. Er hat keine Eindeutige Definition von Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Glück, etc. Er fragt sich einfach und er fragt dem anderen, ob das, was er*sie so mit großer Überzeugung vorträgt, tatsächlich wahr ist. Und die Spezialisten, ich meine di akademische Philosophen*innen, sind in der Urerfahrung des Denkens als Bedürfnis nicht besser als einfachere Leuten, die angesichts eines Leidens oder einer Freude, sich nach deren Sinn fragen, also denken. Die Spezialist*innen neigen alles was sie hören in einer Schublade zu stecken, eine etwa raffinierte Schublade, aber immer hin eine Schublade. 

Ich habe eine Allergie gegenüber jeden Formen von Indoktrinierung, auch die religiöse Indoktrinierungen und Wiederholungen sind mit suspekt und gerade in einem solchen Kontext kommt ganz stark in mir das Bedürfnis zu denken, eine gewissen Ratlosigkeit auszudrücken, nicht eine Ratlosigkeit, die zum Nihilismus führt, sondern eine Ratlosigkeit, die dem Staunen eine echte Chance gibt. Nihilisten staunen nicht, sondern sie sind "dogmatisch"; echte Dogmen, dagegen führen zum Staunen: zum Beispiel angesichts der Verkündigung, dass Gott Mensch geworden ist, entsteht Staunen im großen Format. 

Hannah Arendt vergleicht das Denken mit dem Eros: "Das, was ich Sinn-Suche genannt habe, heisst in Sokratischer Sprache Liebe und zwar in der griechischen Bedeutung des erōs, nicht in der christlichen der agape. Liebe als Eros ist in erster Linie ein Begehren; es begehrt, was es nicht hat" (Arendt, 178). Ich denke mit Benedikt XVI (Deus Caritas est), dass eros und agape etwas gemeinsam haben, obwohl sie nicht dasselbe sind. Gemeinsam haben sie die Gratuität. Man*frau denkt (eros) gratis und man wird geliebt (agape) gratis. Zwar in der agape, der der liebt ist Anwesend, aber als Geheimnis, das man nicht ableiten oder besitzen kann. Während der, den ich begehre, ist abwesend. Und dennoch wir sind gratis geliebt und wir lieben gratis. Ohne Gratuität gibt es gar keine Liebe. Der Nationalsozialist Eichmann, dessen Prozess Hannah Arendt in Jerusalem folgte, war jemand, der nicht gedacht, der nicht geliebt hat (im Sinne des Eros) und der sich nicht als Geliebter wahrgenommen hat. Er war jemand der in "Besitz von Regeln" (Arendt, 177) war und der auf Grund dieser Regeln bereit war zu töten.

In dem heutigen Debatte der Pandemie sowohl die, die den Virus negieren wie die, deren Existenz als wahr annehmen, fühlen sich ohne Ratlosigkeit in Besitz der richtigen Regel. Die Wissenschaftler, die den Virus bekämpfen sind nützlicher, sie mache eine ehrliche Arbeit, aber sie "denken" nicht und das ist vielleicht gut so, sonst hätten wir heute keine Impfung. Aber die Gesamtprobleme der Pandemie lassen sich nicht nur mit Regeln lösen, sondern mit einem echten Denken, das nicht nur die einfache Rezepte folgt, da nach der Pandemie, wie oft der Papst sagt, kommt eine ernsthafte Lage und nicht das Paradies. 

Und viele der Problemen, die uns beschäftigen, habe keine eindeutige Lösung, sondern wir müssen die Polarität der Lösungen immer vor Augen haben, sprich aporetisch denken. 

(06.05.21) Lothar Waehler, ein Politiker der AfD für den Wahlkreis 41 in unserer Region hat seinen politischen Flugblatt  auch mit Zitaten von Philosophen (Nietzsche, Kant) gestaltet. Die Botschaft ist klar: Leben braucht Freiheit und Mut (Stärke) und wir sollen unseren eigenen Verstand bedienen, etc. "Denken" im Sinne Sokrates und Arendt ist das alles aber nicht, da denken ist "Verzögern", es ist aktive "Ratlosigkeit" im Sinne der aporetischen ersten Dialogen Platons, die am sokratischsten sind. Aporetisch heisst, dass eine Lösung nicht im Sicht ist; das wir sie zu suchen, ohne Belehrungen. 

Ich habe gehofft, dass die AfD auch bei uns in Sachsen-Anhalt entzaubert sei, wie im Westen (Baden-Württemberg; Rheinland-Pflaz) , aber vermutlich wird es nicht so sein. Schuld daran ist auch die belehrende und moralisierende Art wie man alle die, die mir der Gesundheitspolitik der Regierung nicht einverstanden sind, begegnet werden. Für alles wird nur eine Lösung als möglich und die, die sie nicht teilen, sind die "Bösen" - und die vermeintliche Böse wählen dann AfD, die hier in Osten seinen Spektrum erweitert zu haben scheint: sie kapitalisieren Stimmen nicht nur mit dem Thema Migration, sondern auch nun mit dem, der "Gesundheitspolitik". 

Die Pandemie war und ist noch eine ernste Sache (10 mal gefährlicher als eine starke Grippewelle)  und dennoch muss besonders jetzt gegen Ende ein bisschen mehr "Ratlosigkeit", "Aporetik" gezeigt, statt "moralisierende Belehrungen, die dann oft erteilt werden von Personen, die nicht im entfernt den Grad der Reife erreicht haben, die jemand der aporetisch denkt erreicht hat. Offenheit im Denken ist Reife. Besserwisserei ist eine pubertierende Resthaltung. 

Ich möchte gerne, dass der aktuelle Ministerpräsident Reiner Haseloff wieder Sachsen Anhalt regiert und jedoch nicht alles was die CDU macht, besonders in der Besetzungen von einigen Kandidaten, ist gut und in erster Linie eine Partei ist soweit gut, wenn sie nicht alle Räume des Denkens besetzt. Auch wenn die AfD nicht den Mut hat sich des eigenen Verstandes zu bedienen (Kant), dennoch hat soweit politisches Vermögen so zu tun als würde sie es tun.

(8.5.21) Impfstoff ohne Patent?


Ich wünsche mir einen Journalismus mit mehr "Aporetik" und "Polarität". Es gibt zu diesem Thema keine einzige richtige Meinung, mit dem amerikanischen Präsident untern den Guten und Deutschland (Merkel) und China (Xi Jinping) untern den Bösen.

Freilich es hat auch Forscher und Erfinder, die ihre geistige Früchte gar nicht patentiert haben: das gilt für Penicillin, Fotografie, Röntgenstrahlen, Karaoke, World Wide Web... (siehe Stefan Finsterbusch, FAZ, 8.5.21), aber es ist interessant die Antwort zu hören, die etwa Alexander Fleming gegeben hat, weil er seine Entdeckung nicht patentieren wollte: er habe den Pils nur entdeckt, nicht erfunden.

CureVac- Gründer Ingmar Hoerr empfindet den Vorschlag von Biden, die Patente für Impfstoff fallen zu lassen, für "populistisch"; die Konsequenz davon wäre nicht Solidarität, sondern "Gepansche" (er erklärt das Wort so: "Mit Patenten hat man bestenfalls ein grobes Rezept, mit dem man irgendwie versuchen kann, etwas nachzumachen") und eine "Gefährdung für die Gesundheit" (cfr. FAZ, 8.5.21, S. 28). Er sagt auch: "Ein ganz anders Problem ist, dass die USA momentan Grundstoffe zurückhalten, die wir für die Impfstoff-Produktion dringend brauchen, die unter Verweis auf die nationale Notlage nicht exportiert werden dürfen". Also es scheint, dass der Vorschlag von Präsident Biden gar nichts mit dem Thema Impfstoff für allen zu tun hat. "Wie soll man dieses Jahr noch die Welt durchimpfen, wenn die Lieferketten reißen, weil nationalen Interesse verfolgt werden?" (Hoerr).

"Die Fotografie (um ein Beispiel zu machen) ist quasi ein Geschenk von Frankreich an die Welt" (Finsterbusch) und dennoch stellt sich die Frage: "Wer sollte in Zukunft noch die Erforschung neuer Medikamente und Therapien investieren , wenn man Ende ohnehin alle Erkenntnis verschenkt werden müssen?" (Hoerr).

Und was uns Katholiken anbelangt: Der Papst mit seinen Wunsch, dass die ganze Welt, insbesondere die Armen, geimpft werden, kann nicht mit einer politischen Einstellung identifiziert werden; also weder mit Biden noch gegen ihn. Es handelt sich hier um ein "Sachproblem" - wie wird am besten das solidarische Ziel des Papstes erreicht? Und auch in diesem Punkt brauchen wir "Denken" im Sinne Hannah Arendt's. Ein bisschen mehr "Aporetik", ein bisschen weniger "Besserwisserei". Und es wäre so schön, wenn man sich ab und zu als "Fratelli tutti" wirklich betrachten würde.

(13.1.22) Selbstreflexion und der Verlust des Gemeinsinns und das Denken- und Erkenntnisvermögen und das neuzeitliche Weltbild (vgl. Hannah Arendt, Vista activa, Numeri 39 und 40).

Synthetisch zusammengefasst: Die moderne gilt als die Geburtsstunde der Wissenschaft, die heute als sicheres Wissen in Frage gestellt wird. Tatsache ist, dass der Vater der Moderne, Descartes, Philosoph und Mathematiker, nur ein Problem hat: Welche Gewissheit haben wir angesichts des Zweifels, dass die ganze Wirklichkeit eigentliche eine Täuschung sein könnte? In der heutigen Querbewegung befinden sich "Gegensätze" (Menschen, Denkarten) zusammen: es handelt sich um eine Bewegung, in der die rechten und die linken Szene etwas gemeinsam haben: den Verdacht getäuscht zu werden. Ein echtes "modernes Problem"! Wer meint, dass einen starken Verweis auf die Autorität von Wissenschaft und Fakten genüge um solchen Menschen zu überzeugen, vernachlässigt, dass der Zweifel selbst der Motor der Wissenschaft ist und dass die einzige Gewissheit, die Descartes hatte war: cogito me cogitare. Ich denke, dass ich denke und so bin ich. Also das Sein des Menschen hängt von seinem Denken ab, der ihn versichert, dass er tatsächlich ist. Allein diese Versicherung ist inhaltslos oder rein formal, sie versichert nur, dass wir "gleich" denken oder dass 2 mal 2 4 ist, aber sie gibt uns keine Sicherheit was daraus in der äußeren Welt resultieren könnte. Sagen wir es so: Descartes denkt um den Zweifel zu überwinden, aber gerade dieses Zweifel wird "Methode". Die Aussenwelt ist nicht gesichert: "die Gemeinsamkeit, die sich dem Menschen kundgab, war nun nicht mehr die dem Gemeinsinn zugänglichen Gemeinsamkeit einer Aussenwelt, sondern lediglich die Tatsache, dass er als Räsonnement in allen Menschen gleich funktioniert; was die Menschen des gesunden Menschenverstand miteinander gemein haben, ist keine Welt, sondern lediglich eine Verstandesstruktur, die sie zudem genau genommen gar nicht gemein haben können, es kann sich höchstens herausstellen, dass sie in jedem Exemplar der Gattung des Menschengeschlechtes gleich funktioniert" (Hannah Arendt, ibidem 275-276). Womöglich um das Phänomen der Querdenken zu verstehen, müsste man Psychoanalyse, kritische Theorie bemühen, aber als Philosoph würde ich sagen, dass die Verlust des Gemeinsinnes, also die Verlust eines gewissen gemeinsamen Zugang zur äusseren Welt nicht durch Wissenschaft allein gesichert werden kann, weil diese in sich methodischer Zweifel ist. Was wieder zu erlangen wäre, wären eine Art gemeinsamen Sinn, dass die Wirklichkeit geschenkt ist, sinnvoll geschenkt ist, und keinen Projekt eines bösen Geistes. Als wir brauchen eine Ontologie des Seins als Gabe und in ihr auch eine Wertschätzung von der wissenschaftlichen Methode, die grundsätzlich, wie "Don't look up" kinematographisch zu zeigen versucht, einfache Beobachtung durch Teleskop und Mathematik ist . Aber ohne die ontologische Wertschätzung, dass wir als Menschen Gaben sind, wird die Wertschätzung der Mathematik nicht möglich sein, weil sie zu abstrakt ist. Auch was ein Virologe sagt, ist für den gemeinen Menschen zu abstrakt: er sieht, dass er nicht "umarmbar" ist und dass er so viel zu verzichten hat, was er zutiefst braucht. Also nur wenn wir vermitteln können, dass die Menschen Gabe sind, egal was sie über Impfung, etc. denken, werden wir nicht nur noch mehr den Verdacht getäuscht zu werden vertiefen...