"Was ist die Kirche? Von dieser einfachen Frage hängt viel ab. Die Was-Frage ist die Wesensfrage. Ihre Beantwortung entscheidet darüber, wie man auf die Kirche blickt: auf Notwendigkeit und Zweck ihrer Existenz, auf ihre Ämter und Strukturen. Und auch auf Schuld und Versagen in der Kirche, in deren Gefolge Diskussionen über Begründung, Verteilung und Ausübung kirchlicher Macht unausweichlich geworden sind." (5). Um so zu sagen mein Versuch stellt die Frage: Wer nicht was ist die Kirche. Es gibt kein "Wesen der Kirche", die nicht in der Polarität von Sein und Wesen gründet und diese Polarität ist höchst "personal", Wir fragen auch nicht primär: was ist Gott, sondern "Wer ist Gott"? Der dreieinige Gott ist Geber des Sein und des Logos als Gratis Liebe. Und die Person des Geistes ist die letzte Begründung der Institution selbst. Dennoch verspreche ich mir von der Lektüre von dem Beitrag von Marianne Schlosser... viel, da er sehr authentisch wirkt und versucht nicht die Problemen zu verschleiern.
(22.9.21) Ich habe angefangen, dass Buch von Pater de Lubac SJ über die Kirche als Paradox und Geheimnis zu lesen (edizione italiana: "Paradosso e mistero della Chiesa); freilich ein Text, der sofort nach dem Konzil , sprich ca. 60 Jahre vor uns, geschrieben worden ist, muss in der heutigen Situation gelesen und interpretiert werden. Zum Beispiel, wenn damals die "bittere Kritik" vielleicht mehr von links kam, kommt sie heute mehr von rechts, auch wenn diese politische Kategorien cum grano salis zu benutzen sind. Und dennoch nicht nur ist es sehr aktuell sich nicht in einer "Kritik der Kritik zu verlieren", sondern dieser Text sagt, 2 Dinge, die total wichtig sind: 1. Die Kirche verkündet nicht sich selbst, sondern Christus. 2. Und sie ist unsere Mutter. Ja, nach den soviel Skandalen (Sex und Geld betreffend) sieht man mehr die Nutte als die Mutter, aber sie ist jedoch die einzige "überwesenhafte" (Ferdinand Ulrich) Mutter! Eine Mutter, die nicht in der Raum-Zeitlichkeit des endlichen Wesens reduziert werden kann. Und was für eine Gnade es ist eine leibliche Mutter zu haben, die mir dieses Geheimnis der Mutterlichkeit der Kirche überliefert hat und weiterhin tut. Und was für eine Gnade es ist Lehrer gehabt zu haben, dass es mir in überzeugender Weise bestätigt haben: Balthasar, de Lubac, Giussani... Die Kirche ist eine Mutter, die von der Mutter Gottes, Maria, das inkarnierte Wort zu hören und zu leben gelernt hat. Wie der Pater Congar OP sagt, wir haben alles von dieser Kirche gelernt und unsere Aufgabe ist nur ein kleines Dankeschön unserer kleinen Person und unserer kleinen Sendung für das, was wir empfangen haben. Womöglich wird es notwendig sein einige Akzenten auszusprechen, die zu unseren eigenen Mission gehören, aber ohne Gehorsam und Demut werden sie sicher keine Früchte bringen. Und noch ein Wort über die zwei "Zeugen" die am Ende des Kapitels de Lubac zitiert: Augustinus und Johannes XXIII - was de Lubac über den "papa buono" sagt, könnte man genau so auch über Papst Franziskus sagen. Die Neuheit beider Päpsten stammt aus einer Verankerung im Evangelium. Und was Augustinus anbelangt: unser psychologischer Zeithalter brauch mehr den je, jemand der uns lernt unser Ich zu forschen und die Catholica zu lieben.
PS Philosophisch ist von großer Wichtigkeit die Definition der Kirche als "complexio oppositorum".
(25.9.21) Bezüglich der Affaire Woelki sagt Daniel Deckers (DD) (FAZ von heute): „Es sieht eher danach aus, dass das „Vertrauen in die Führung des bischöflichen Amtes“ (Bätzing) weit über Hamburg und Köln hinaus unwiederbringlich verloren ist. Das Vertrauen in die Integrität des Bischofs von Rom auch“. Ob eine „geistliche Auszeit“ für den Kölner Bischof Woelki, der übrigens auch für DD sich keine „Pflichtverletzung zuschulden kommen lassen hat“, hinreichend wird, weiß ich nicht, aber ich weiß, dass die Härte des Urteils über den Bischof von Rom seitens DD nicht mit der Sache selbst zu tun hat: es ist ganz klar, dass die FAZ schon aus wirtschaftlichen Gründen mit dem Papst aus Argentinien nichts anfangen kann. DD schreibt interessante Dingen, wenn er nicht über die Kirche schreibt, sonst ist er einfach nur „ungerecht“ und „untheologisch“: mein Vertrauen in dem Papst hat mit dem Gebet Christi zu tun, nicht mit den Analysen eines verbitterten Journalisten.
(4.10.21) Mein Erster Brief an den Kirchenrat Dresden:
Sehr geehrte Frau (...),
vielen Dank für Ihre Email und für die Dokumenten, die ich nur heute nachmittags habe lesen können. Ich fand den Beitrag von der Vorsitzenden, Martina Breyer, sehr interessant und denke auch, dass zu dem Thema Kindermissbrauch absolute Transparenz nötig ist - freilich nicht nur in diesem Thema, sondern auch zum Beispiel in der Frage des Baus des neuen Ordinariats, der auch unsere Gemeinde vor Ort beschäftigt hat. Am 19.10. wird es Thema in unserer Gemeinde in Hermsdorf sein, die einen Brief an dem Ordinariat zum Thema geschrieben hat. Es wird auch jemand aus Dresden kommen.
Da ich seit 19 Jahren in einem ökumenischen Kontext arbeite, im CJD Christophorusschule in Droyssig (CJD = Christlicher Jugenddorf ist von einem evangelischen Pfarrer, A. Dannenmann, 1947 gegründet worden), bin ich sehr an das Entstehen eines Ausschuss "Ökumene" interessiert.
Meine geistige Position, mit der ich an die Arbeiten des Kirchenrates teilnehmen möchte (freilich zuerst als Zuhörer), lässt sich einfach und in twitterformat zusammenfassen: die Kirche ist complexio oppositorum (Umarmung der Gegensätzen) - die Polen in der Kirchen sollen ins Gespräch bleiben, damit die Gegensätzen nicht zu fruchtlosen Widersprüche entarten. Wir haben 4 Evangelien, nicht nur ein! Die respektvolle Art und Weise wie in den Dokumenten von Papst Franziskus die Rede ist, finde ich auch sehr gut. Das Wagnis im Denken ist immer auch eine Frage der Gabe von oben: ohne Gnade und geschenkte Gratis Liebe sind unsere Bemühungen nur eine neue Form des Pelagianismus (vgl. Gaudete et Exultate von Papst Franziskus).
Ich kann leider zum Symposium über Bischof Otto Spühlbeck nicht kommen, aber ich finde diese Bischofsgestalt, die aus dem Geist des Vatikanum II arbeitete, sehr anregend.
Vielen Dank für Ihren Zusendung und verbleibe ich mit herzlichen Grüßen, Ihr RG
(10.10.21) Predigt zum Wortgottesdienst in der 28. Sonntag des Jahreskreises - Notizen (also nur den Skelett der Predigt)
Gestern hat der Heilige Vater den synodalen Weg der gesamten Kirche mit einer Ansprache gestartet. Er hat 3 Gefahren genannt: Formalismus, Intellektualismus und Unbeweglichkeit. Und eine Einladung formuliert: zum einem gegenseitigen Zuhören im Geist der/des "Nähe, Mitleids und Zärtlichkeit". Kirche-sein auf den kleinen Weg. Die Beziehung zwischen Kleriker und Laien ist nicht im Sinne einer Beziehung zwischen Chefs und Untergeordneten zu verstehen. Der Priester ist in erster Linie "Hirte".
Die drei Lektüre des 28. Sonntag im Jahreskreis ermöglichen uns die erste Schritte dieses synodalen Weg zu machen. Reformen, die keine Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes sind, führen zu nichts: nur das Wort Gottes kann "unbestechlich" "unsere innerste und der Welt verborgenste Haltung" (Balthasar, Licht des Wortes) durchschauen. Und vor diesem Wort her dürfen wir "nackt und bloß" stehen und nur wenn jemand "nackt und bloß" vor dem Wort Gottes steht ist reformfähig und kann nicht in der Gefahr der Unbeweglichkeit verfallen. (cfr dazu die 2. Lesung: Heb 4,12-13). Weisheit allein ohne einen echten "Geist der Armut" kann in Torheit enden (1. Lesung Wh 7,7-11): Salomo selbst, der als weiser König angefangen hat, hat sich dann unterwegs verloren und im Alter war er ganz und gar unvernünftig. Formen allein und Intellektuelle Diskursen allein retten den Menschen nicht. Zum Schluss, das Evangelium (Mk 10,17-30) bringt uns vor dem je persönlichen Ruf Gottes. Die erste und zweite Phase des Evangeliums, sagt Balthasar, gehören zusammen und sie sind verbunden mit den Worten Jesus über die Schwierigkeit des Reichen im Reich Gottes einzutreten. Um welche Reichtum handelt es sich hier? Ist der Junge, der Jesus angesprochen hat, nur Reich an Geld und Vermögen? Man kann auch als armer Mensch an das Wenige, was man hat, hängen. Jesus bricht hier sehr barsch (er ist zärtlich, aber auch besonders mit den seinen ab und zu barsch) die Analysen (davon kann man auch sehr reich sein), weil er das Schrecken der Jungen sieht: für Gott ist alles möglich! Giussani: das Hundertfache hier und das ewige Leben. Balthasar: ja, das Hundertfache, aber mit der Klausel: "wenn auch unter Verfolgungen" und mit der Präzisierung: es handelt sich um mich, Jesus, nicht um einer Gemeinschaft, die nie einen "sicher Hafen" sein kann: "Kreuz in dieser Welt und Auferstehung in der jenseitigen".
(28.10.21) Über den Ausdruck "veraltete Theologie"
In unserer Diözese wird um bestimmte theologische und liturgische Inhalten zu diskreditieren den Ausdruck "veraltete Theologie" benutzt. Dieser ist in sich schlicht und einfach "Blödsinn". Freilich der Heilige Geist hat nicht aufgehört in der Kirche und in der Welt zu wehen: aber eine Theologie entspricht oder entspricht nicht dem Schönen, dem Guten und dem Wahren. Ob sie alt ist oder nicht, spielt gar keine Rolle. Und wenn doch eine, dann eine gute Rolle: sie hat die Zeit und den Raum getrotzt.
(29.10.21) Nicht unsere Kämpfe, sondern nur der Herr kann die Kirche und in ihr uns von einer Sackgasse retten. Wir müssen im Herrn beitragen Frieden zu stiften und nie polarisieren, auch wenn wir Recht haben sollten (RG)
»Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.«
87. Diese Seligpreisung lässt uns an die zahlreichen Kriegssituationen denken, die sich wiederholen. Es kommt häufig vor, dass wir Auseinandersetzungen oder zumindest Missverständnisse verursachen. Zum Beispiel, wenn ich etwas über jemanden höre, zu einem anderen gehe und es ihm weitersage; dabei mache ich vielleicht eine zweite, etwas erweiterte Version daraus und verbreite sie. Wenn ich damit mehr Schaden anrichten kann, scheint es mir größere Befriedigung zu bereiten. Die Welt des Geredes, gemacht von Menschen, die gerne kritisieren und zerstören, baut den Frieden nicht auf. Diese Menschen sind vielmehr Feinde des Friedens und in keiner Weise selig.[73] - [73] Die üble Nachrede und die Verleumdung sind wie ein Terrorakt: Es wird eine Bombe geworfen, es gibt Zerstörung und der Attentäter geht glücklich und ruhig davon. Dies unterscheidet sich sehr von der Redlichkeit dessen, der sich mit gelassener Aufrichtigkeit annähert, um ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht zu führen und dabei an das Wohl des anderen (Papst Franziskus, Gaudete et Exultate, 87)
(6.1.22 Erscheinung des Herrn) Der Heilige Vater Franziskus hat in seiner Predigt zum Hochfest des Tages über den Unterschied zwischen Bedürfnis und Wünschen/Sehnsüchten gesprochen. Was wünschen wir wirklich? Oder sind wir schlicht und einfach von unseren Bedürfnissen gesteuert? Diese Frage sollte ein Leitfaden für den synodalen Weg sein.
Ich frage was wir, nichts was die Lobbies in der Welt und in der Kirche, wünschen. Ein ernsthafte Schritt zum Vater hin war der Wunsch des Heiligen Josephs. Sein "persönliches Priestertum" war die "Hinordnung" aller Menschen zum Vater hin, sagt Marie de la Trinité (Josephs Schwiegen, Freiburg , 2021). Man darf mich ruhig "vergessen", wenn mein Leben ein Beitrag ist, dass alle Menschen sich zu dem Geheimnis der Gratis Liebe einordnen lassen. Und ich mit Ihnen. Wenn der synodale Weg kein Weg der Gratis Liebe ist, dann ist er nur eine Angelegenheit der Macht. Aber mächtig ist nur Einer!
(21.1.22) Joseph Ratzinger war Erzbischof von München und Freising von 1977 bis 1982. Also der angeblich "belastende Material", von dem gestern als 1. Nachricht auch in MDR zur Sprache gekommen ist, betrifft eine Geschichte, die mindestens 40 Jahre alt ist. Und diese Anschuldigungen waren schon bekannt als er Papst war und darüber hatte er schon Stellung genommen. Was mich betrifft ist jemand unschuldig oder in diesem Fall unbelastet, bis man nicht das Gegenteil bewiesen hat; eine Nachricht im Fernsehen ist für mich keinen Beweis, auch ein Dossier ist kein hinreichender Beweis.
Die Attacken an Benedikt XVI sind also "alt"; sind sie auch wahr? Dass weiß ich natürlich nicht, da ich weder ein Richter noch das ganze Material gelesen habe. Ich weiß, dass auch heilige Männer, wie Johannes Paul II, gravierende Fehler begangen haben: es war der polnische Papst, der zum Beispiel Theodor E. McCarrick als Erzbischof von Washington D.C. gewollt hat, etwa gegen die Meinung von dem damaligen Erzbischof von New York. Ich weiß also nicht, ob es Benedikt, dem XVI Fehler unterlaufen sind, aber ich weiß, dass er in vordersten Front gegen die Pädophilie gekämpft und in Malta sogar geweint hat.
Das bedeutet nicht, dass der Pädophilie Skandal etwas ist, dass man auf Akte legen werden sollte; es ist eine Tragödie, die die Kirche an Glaubwürdigkeit kostet und das Drama ist leider noch nicht zu Ende. Es wird immer mehr der Ausmass des Problems bekannt. Zu sagen, dass es hauptsächlich die Einstellung zur Sexualität der 68-Jahren Schuld daran ist, ist schlicht und einfach frech: das bedeutet keine Verantwortung übernehmen zu wollen. Der sexuelle Diskurs in der Kirche ist oft verlogen und überspringt die naturwüchsige und polymorphe Dimension der Frage. Die undifferenzierte Art wir zum Beispiel zum Thema Pornographie geredet wird, die Unfähigkeit zu unterscheiden was in der "Fantasie" und was in der "Wirklichkeit" möglich ist, um nur zwei der Probleme zu nennen, ist katastrophal. Es gibt freilich heiligen und zarten Seelen in der Kirche (und in der Welt), aber Anweisungen, die für Milliarden gelten sollten, zum Thema Masturbation, voreheliche Beziehungen als wäre es möglich für allen ohne Surrogaten zu leben, sind schlicht und einfach verantwortungslos.
Womöglich ist das, was Papst Benedikt XVI über eine mögliche "Theologie der Geschlechter" sagt für mich nicht hinreichend; ich brauch die Auseinandersetzung auch mit nicht christlichen Autoren (Etty Hillesum, Ayelet Gundar-Goshen, Michel Houellebecq...) oder auch mit christlichen, aber die nicht vergessen, dass man auch Hoden und nicht nur eine Seele hat (Walker Percy...), aber mein ganzen Instinkt (der des Heiligen Geistes) sagt mir, dass er ein Heiliger ist und dass ich von ihm sehr viel zu lernen habe.
Das heutige wahre Problem der Kirche ist nicht mehr die Frage nach der Sexualität, sondern die Diktatur der Befindlichkeit: rechts oder links, Progressiv oder Traditionalist, jeder bleibt nur gefangen in den eigenen Befindlichkeiten und das macht die Kirche noch mehr unglaubwürdig, da "nur die Liebe ist glaubwürdig" (Hans Urs von Balthasar) und Liebe ist nicht eine Befindlichkeit, sondern eine ontologische Einstellung.
(2.2.22) Mit der Zusammenlegung von Pfarreien verschieben sich die Aufgabe in der Kirche und womöglich passiert, dass einige Priester, die Pfarrer waren, nun in einer Abhängigkeit von einem anderen Pfarrer geraten. Es ist nur ein Beispiel, worum es mir in dieser kurzen Überlegung geht, sind die Demütigungen, die oft im Spiel sind, bei solchen Verschiebungen. Jemand, der den Gekreuzigte folgt, sollte keine große Schwierigkeiten mit den Demütigungen haben und dennoch, da wir auch Fleisch sind, ist es nicht so einfach. Wir müssen für die Einheit arbeiten, so wie sie in Johannes 17 (besonders Vers 21) beschrieben steht und Priester sollten in dieser Arbeit an vorderem Front stehen, sonst ist ihre Verkündigung absolut unglaubwürdig; nicht die "technische" Fragen (Gottesdienstordnungen...) sollten im Vordergrund stehen, aber die menschliche Bereitschaft (nicht nur beruflichen) mit dem anderen Kollege in Einheit zu leben. Und dafür ist sehr viel Geduld nötig und Demut (Mut zur Demut). Eine Kirche, die diese "menschliche" Arbeit der Einheit nicht leistet ist total unglaubwürdig: es geht nicht darum, wer Recht hat, sondern um die Hoffnung auf Einheit, auf gegenseitige Zugehörigkeit. Oft werden zu viele Kräften verschwendet, um sich zu verteidigen, statt im Zeugnis geben, dass nicht wir, sondern der Herr uns verteidigt.
(3.2.22) Die MZ titelt heute der Hauptartikel zu dem kirchlichen Skandal: " Der Missbrauch weitet sich aus"; das ist freilich problematisch, da nicht der Missbrauch, sondernd das Wissen über den Missbrauch sich ausgeweitet hat. In dem Zitat von Bischof Gerhard Feige (Magdeburg), der auch von der MZ unterstrichen ist, versteht man, dass es sich um die Vergangenheit handelt: Es ist unglaublich, was sich abgespielt hat". Der Kommentator an der Seite 6, Hagen Eichler, "informiert" uns, dass die Verantwortung in München "bis hinauf zum späteren Papst Benedikt XVI", durch "akribischer Arbeit externer Juristen" festgestellt worden ist. Freilich wird nicht gesagt, dass wir gerade Papst Benedikt XVI eine der härteste Versuche das Ganze des Skandals aufzuklären verdanken und dass die Verantwortung, von der hier die Rede ist, als er noch Erzbischof von München und Freising war, betrifft ein einziges Dokument, im dem nicht um die Verschiebung eines pädophilen Priester von einer Stelle zur anderen, sondern um seine Einweisung in einer psychologischen Klinik, die Rede ist und der zuerst nicht erwähnt worden ist (und das nicht absichtlich).
Die weltliche Journalisten brauchen es nicht zu wissen, dass eine katholische Position nur sub et cum Petro eine solche ist, aber sie sollen uns auch nicht dis-informieren. Es gibt ein offener Brief an die dritte Versammlung in Frankfurt (3-5.2.22) von Gruppen von Reformatoren, die kein Beitrag zur Liebe und Wahrheit ist, sondern, dass es tut, was heute Mode ist: Verbreitung von Empörung.
Damit es klar ist, dass ich diese Präzisierungen nicht erwähne, weil ich denke, dass der Missbrauch nicht so wichtig wäre, sage ich sofort, dass es sich um eine Tragödie handelt. Es gibt eine prophetische Seite in dem Tagebuch von Adrienne von Speyr, "Herde und Himmel" (wenn ich mich richtig erinnere, in dem Band 1/3, ca. in den 40-Jahren des letzten Jahrhunderts verfasst, in dem die schweizerische Ärztin sagt, dass fast alles in der Kirche nur Fassade ist, die bald (vielleicht 40 Jahre) einstürzen wird. Als ich neulich diese Stelle erwähnte, einige Priester haben sich lustig über mich gemacht, während diese Stelle sagt, das, was jetzt geschieht: wenn wir wirklich eine kirchliche Präsenz sein wollen, müssen wir von vorne anfangen, als wären wir gerade 12, die mit eben der Verkündigung anfangen, und nicht mit der Verbreitung vo Empörung. Das nicht wahrnehmen zu wollen, ist schlicht und einfach dumm. Ein spanischer Philosoph, Mikel Azurmendi, bringt das ganze auf den Punkt: es gibt kaum Christen, die sich um Christus interessieren. In den Sitzungen in den Pfarreien spielt die Präsenz Christi kaum eine Rolle. Christus hat höchstens mit Liturgie, aber nicht mit dem Leben zu tun. Seine Worte sind nicht das Kriterium mit dem man handelt; nehmen wir zum Beispiel Joh 17, 21 ("Sie sollen allen untrennbar eins sein, so wie Du, Vater, mit mir verbunden bist und ich mit Dir. Dann können auch sie mit uns verbunden sein. Dann kann auch diese Welt glauben, dass du mich gesandt hast"): dies ist oft nicht das Kriterium mit dem Christen handeln. Etc.
Wir brauchen eine Theologie, die in einer Diskussion immer die beiden Polen fruchtbar in Kontakt bringt - so wie die zwei Naturen Christi eine fruchtbare Polarität bilden (nicht vermischt und nicht getrennt). Jungfräulichkeit und Erotik sind keine Gegensätze, sondern Polen innerhalb der Kirche. Staat und Kirche, Philosophie und Theologie, Laien und Kleriker, Männer und Frauen etc. als das dine keine widersprüchliche Gegensätzen.
(4.2.22) Die spießbürgerliche und geschmacklose Aussagen von Bischof Bätzing über Joseph Ratzinger/Benedikt XVI sind peinlich, frech uns sehr "mondän" - sie passen eben zum politischen Salon von Anne Will. Entscheidendes jedoch in der katholischen Kirche passiert in der Verborgenheit: in Tamanrasset in Algerien (Charles de Foucauld), in Regensburg in Deutschland (Ferdinand Ulrich)... das Schicksal der Kirche, ganz im Geist von Nazareth und nicht von der ARD, tragen Menschen in Verborgenheit. Und diese Menschen würde nie von Papst, oder von einem Papst emeritus so reden.
Und was sogenannten Reformbewegungen in der Kirche, die sogar die Verantwortung von der Kirche in der ganze Welt tragen wollen, anbelangt, sie sind nur Formen vom neuen (nicht mal so neuen) Klerikalismus. 95% der Diskussionen in der Kirchen (inklusive Frauenpriestertum, der in der evangelischen Kirche schon vorhanden ist) öden mich an und haben mit meinen Problemen als Laie gar nichts zu tun.
In dem Passauer Bistum Zeitung hat eine Frau, Johanna Grassl, sehr gut die Gründe vorgetragen, wie so sie in der Kirche bleibt: "Wenngleich ich alle verstehe, die so wütend und enttäuscht sind, dass sie es nicht mehr aushalten können, Teil dieser Kirche zu sein, ich für mich kann diese Kirche nicht aufgeben – dafür ist mir die Vision von Kirche zu heilig, dafür sind mir die Begegnungen mit kirchlichen Menschen zu wertvoll, dafür sind die in dieser Kirche geschenkten Glaubenserfahrungen für mich zu existentiell lebensstiftend. Aber es wird immer ein Kompromiss sein – ein Balanceakt zwischen aus dem Glaubensethos heraus notwendigem Widerstand, erforderlicher klarer Abgrenzung zu den Sündenstrukturen dieser Kirche und der in der Glaubenserfahrung getragenen Liebe und Zugehörigkeit zu ihr.
Ich bete um Geist und Kraft für alle, die diese Spannung und Zerrissenheit spüren, um die Fähigkeit zum Wandel durch Widerstand aus und in Liebe, dass Kirche allumfassend ein guter, menschen- und gottwürdiger Ort werden möge." Und sie erinnert sich auch an das Gute, das in der Kirche herrscht und nicht nur im verborgen, ohne das Böse zu verheimlichen: "Eigentlich fehlen die Worte. Aber wie soll man schweigen angesichts dessen, wie jetzt die Abgründe der Realität unserer Kirche noch weiter aufklaffen. Man würde meinen, auch die Verantwortlichen dürften nicht schweigen können und hätten nie schweigen können dürfen. Was soll man sagen, angesichts dieses Entsetzens und dieser Wut und dieser Ohnmacht darüber, wie Menschen, die „Jesus Christus repräsentieren“, Menschlichkeit verraten, Verantwortung und Mitgefühl verraten, die Wahrheit verraten – systematisch alles verraten, was Christus ist. Was soll man sagen, wenn man damit konfrontiert ist, als katholische Christin Teil dieser Kirche zu sein? Ich weiß es nicht. Es macht mich sprachlos. Was ich weiß, ist, dass es sich für mich anfühlt wie ein Verrat an den Betroffenen, sich nicht abzuwenden und zu distanzieren. Was ich auch weiß, ist, dass es sich für mich, wenn ich diese Kirche verließe, andererseits anfühlen würde wie ein Verrat an all den vielen Katholikinnen und Katholiken, die tagtäglich in Gemeinden, in der Krankenhausseelsorge, in der Trauerbegleitung, in der Jugendarbeit, in der Telefonseelsorge, in der Obdachlosenhilfe, in der Seniorenseelsorge, in qualitätvoller theologischer Bildungsarbeit, in der Hospizarbeit, in der Frauenseelsorge, in der Notfallseelsorge, in der Pflege, in der Präventionsarbeit, im Einsatz für Menschen mit Flucht- und Verfolgungserfahrungen, in der Seelsorge für queere Menschen, im Einsatz für soziale und ökologische Gerechtigkeit und Frieden, in der sinnvollen und stärkenden Gestaltung von Liturgie und Sakramenten, in der humanitären Hilfe, in der ökumenischen und interreligiösen Dialogarbeit, in der Begleitung von Exerzitienangeboten, die Menschen Kraft geben, und in so vielen anderen Bereichen mehr und in der Gestaltung ihres persönlichen Lebens und ihrer Beziehungen ihr Bestes tun, im Namen des daseienden Gottes der Liebe für andere da zu sein und einzustehen. Denn sie sind doch die Kirche und sie repräsentieren die Liebe und die Wahrheit und die Vision Jesu Christi für Seine Kirche. Christus ruft so in Seine Nachfolge und Er will, dass die, die Seine Kirche sind, solche Menschen sind." (Passauer Bistumsblatt, 6.2.22, S. 3).
(12.2.22) Offener Brief an Bischof Stefan Oster
Lieber Bischof Stefan,
ich lese grundsätzlich keine religiöser Blätter (mit einigen Ausnahmen), da ich denke, dass das was die Kirche zu sagen hat, soll ganz einfach in der zivilen Qualitätspresse auch zu lesen sein, da die Christen in der Welt zu wirken haben) und sowieso durch die Soziale Media hat man ganz viele Informationen, viel mehr als was man überhaupt wahrnehmen kann. Da aber Sie in Ihrem Pinnwand uns auf den Blatt Ihrer Diözese und dessen Fusionierung mit dem "Altöttinger Lebensfragen boten" uns aufmerksam gemacht haben, habe ich mir ein Abo besorgt, in dem ich richtig wunderschönen Zeugnissen gelesen habe, zum Beispiel, den vom Johanna Grassl, am 6.2.22 über ihre Gründe in der Kirche zu bleiben und den Sr. Lea Ackermann "Hoffnung ist eine Lebensquelle in der Ausgabe dieser Woche, 13.2.22). Es hat mich auf gefreut über Ihre Verteidigung von Papst emeritus Benedikt XVI etwas zu lesen (6.2.22) und von Ihrer Predigt über don Bosch und dessen Freundschaft mit Jesus. Sehr wichtig fand ich auch den Bericht von Roland Juchem über die "Kinder Abrahams" (13.2.22, 8). Auch das Photo an der Seite 40, "zwischen den Heiligen" fand ich sehr interessant: es gäbe viel darüber zu sagen.
Mir ist es bewusst, dass Sie nicht der Verantwortlicher des Blattes sind, aber ich lese ihn nur, weil Sie dort Bischof sind und deswegen wollte ich Ihnen auch einigen meiner Problemen mit dem Blatt mitteilen. Ich übersetze hier auf deutsch ein Teil meines "diario notturno" von gestern, den ich in meiner Pinnwand in Facebook regelmässig auf italienisch veröffentliche:
Heute habe ich das Passauer Bistumsblatt erhalten, in dem der Frankfurter Synodentagung viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Obwohl ich in den Diözesanrat in Dresden gewählt worden bin (aus Covid Gründen habe ich noch an keiner Sitzung teilgenommen), fühle ich mich als einer der Gläubigen des "normalen" Kirchenvolkes, wie der Papst das "heilige Volk Gottes" nennt. Die Begeisterung, mit der von diesem Treffen in Frankfurt gesprochen wird, und auch der Wert, der der "Deutschen Bischofskonferenz" und überhaupt einer "Bischofskonferenz" beigemessen wird, ist mir völlig fremd, zum einen, weil ich von Hans Urs von Balthasar gelernt habe, dass die Bischofskonferenz nicht die theologische Würde des einzelnen Bischofs hat (wie es auch sei darüber lässt sich vielleicht auf Grund des Akzentes an einem synodalen Weg, der Franziskus der ganzen Kirchen der Welt vorschlägt theologisch streiten) zum anderen aber auch, weil mir der Gedanke, die deutsche Bischofskonferenz "neben" dem Papst und den Konzilien "eine offizielle Instanz des Lehramtes" zu geben, nichts sagt. Die Kirche ist kein demokratisches Gebilde, auch wenn man mit teilweise demokratischen Methoden bestimmte Entscheidungen treffen kann, und Petrus steht nicht "neben" (vgl. Bericht von Ludwig Ring-Eifel, S.4-5) all den anderen genannten Dingen, sondern die anderen Dinge stehen "sub et cum Petro" (und darüber lässt es sich nicht streiten, wenn man römisch-katholisch ist). Was nicht heißen soll, dass ich immer mit einem "petrinischen Zensor" denke oder mein Tagebuch schreibe, der mir verbietet, dieses oder jenes zu denken, und ich glaube auch nicht, dass ich bei den Themen, über die in Frankfurt abgestimmt wurde, nicht auch schreibe oder zumindest nicht mutige Dinge denke. Die Frage der Verwaltung der bischöflichen Macht, des Zölibats, der Transparenz in der Frage des Missbrauchs, einer Theologie der Geschlechter, die nicht nur eine Wiederholung des Katechismus ist, über all das denke ich frei (zum Beispiel, indem ich den Papst mit Etty Hillesum in meinem Tagebuch in Interaktion bringe), nur dass ich letztlich weiß, dass der Gehorsam gegenüber dem Papst wichtiger ist als meine eigenen Gedanken: Und der Gehorsam ist nicht das Gegenteil der Freiheit, sondern ihr letzter Garant. Das letzte Kriterium dafür, ob es in der Kirche einen "Tiefschlag" (Vgl. was der Chefredakteur in der S. 2 sagt) gibt oder nicht, hängt nicht von den "demokratischen" Entscheidungen in Frankfurt oder in der Herbstversammlung ab, sondern von unserer echten Freundschaft mit Jesus.
Ich verbleibe mit alter Verbundenheit, Ihr Roberto
(Pfingsten, 5.6.22) Vielleicht ist es eine der größten Gaben, die wir Christen brauchen: dass jeder uns in seiner eigenen Sprache sprechen hört (Apg. 2,11-11) - wenn das nicht geschieht, bleibt die Verkündigung des auferstandenen Christus völlig abstrakt. Als ich auf der Homepage der Kirche von Mailand einen Artikel über das geweihte Leben und die Synodalität las, kam mir in den Sinn, dass das Thema des Titels der Weltsynode das ist, was wir alle - Bewegungen, Gemeinschaften, Orden, Pfarreien, Diözesen... - am meisten brauchen: Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilnahme und Mission. Wenn auch nur auf der sprachlichen Ebene: Gemeinschaft, Teilhabe und Mission, ist es ein sehr stilvolles Programm. Und vielleicht bin ich zu sehr ein Einzelgänger, um dazu beizutragen. Un dennoch auch für mich gilt: Gemeinschaft mit den Menschen, die mir anvertraut sind und denen ich anvertraut worden bin. Teilnahme an der Friedensarbeit der Kirche. Mission als Verkündigung Christi: tot, in die Hölle hinabgestiegen und wieder auferstanden! Zu diesem Thema - synodaler Weg - ist letzte Woche in unserer Pfarrei ein Treffen organisiert worden, aber während der Woche bin ich sosehr von der Schule und von meiner Arbeit als Philosoph in Anspruch genommen, dass ich keine Kraft dazu hatte. In normalen Leben der Pfarrei war dieses Thema bei uns kaum präsent. Ich nehme eine Kirche wahr, die total zerstritten ist und in der jeder dem anderen verdächtigt, wenn er nicht so genau ist wie ihm selbst. Man sollte einfach aus der einfachen Wahrheit starten, dass wir von Gott geliebt sind und als solche unsere Aufgabe erledigen und ernst nehmen können. Wer ständig meckert wird von niemand ernst genommen. Meine Hoffnung liegt in all den Menschen, die im Lauf der Jahrhunderten bis heute, versucht haben Christus, nicht selbst, zu bekennen; nicht Problemen, sondern eben und allein Christus! Versuchen wir mit der Person, die gerade neben uns lebt: Communio, Teilnahme und Mission (nicht Proselytismus) zu leben.
(8.6.22) Während ich gegessen habe, habe ich den Vortrag von Bischof Oster über das Thema: Warum überhaupt die Kirche?“ (YouTube, vor drei Tagen) gehört. Auch wenn er Bischof ist und ich „nur“ ein Religionslehrer in der Diaspora bin, haben wir, einiges gemeinsam: wir bekennen unsere Liebe für Christus (und auch für Maria) in der katholischen Kirche; wir lieben don Bosco: ich bin in einer Salesianer Schule in der italienischen Mittelstufe gegangen (und in Malta seit Jahren lassen wir unsere Jugendlichen mit einem Salesianer Pater treffen, der für uns einen Paulusabend gestaltet) und er ist Ordensmann in dem Orden, der von don Bosco gegründet worden ist; wir haben beiden eine entscheidende Begegnung mit Ferdinand Ulrich gehabt. Und dennoch eine Erfahrung ist Bischof in Bayern und eine andere ist Religionslehrer in der Diaspora, mit 2 % Katholiken, zu sein. In seinem Vortrag spricht er von der Kirche als Verwandtschaft, in der man nicht in der Beobachterolle, sondern in der Teilnehmerolle eintreten darf. Er sagt, dass die Kirche eine Mutter hat und eine Mutter ist: Maria ist diejenige, die vollkommen an dem Geheimnis der Inkarnation teilgenommen hat. Ferner redete er von der Kirche als Wohnung Gottes in der Welt und von der Möglichkeit der Beichte. Meine Leute in Sachsen-Anhalt haben normalerweise eine positive Erfahrung von „Verwandtschaft“ (aber auch die Erfahrung des für sie normalen Vorganges, wenn sie ein Jahr alt sind, in einer Krippe gegeben worden zu sein), aber der Rest des Vortrages wird es hier schwierig zu vermitteln sein. Oster’s „katholische Sprache“, die er wunderbar einfach für die Jungendliche verwendet, wird bei mir in Sachsen-Anhalt sogar im ökumenischen Dialog, schwierig zu verwenden sein, geschweige in dem Dialog mit dem Konfessionslosen, aber ich würde sagen, dass es einen Punkt gibt, den er im Bezug auf die Gestalt von don Bosco erklärt, der auch hier in der Diaspora eine Hilfe sein kann: die erfahrene Begegnung mit einem real-existierenden Vater, mit einer real-existierenden Mutter, aber da der alte Adam und die alte Eva in uns allen am Werk sind, wird es schwierig zu sein, gerade an diese Aufgabe teilzunehmen: Mutter und Vater sein für die, eine tiefe Erfahrung von Mutterschaft oder Vaterschaft nur auf der ebenen der Biologie gemacht haben und die oft nicht so tief und nicht so „umsonst“ war, wenn man die so viele gescheiterte Ehen - ich sage es ohne Urteil - betrachtet. In einer flüssigen Gesellschaft wie die unsere, in der man oft in einer nur institutionellen (Schule) oder oberflächlichen Beziehung bleibt, wird es schwierig zu sein eine solche Mutter oder ein solcher Vater oder meinetwegen einen solchen Freund oder Freundin, Bruder oder Schwester zu sein, und deswegen werden alle andere Worten: Christus, Maria, Wohnort in der Welt, nur Worten bleiben. Aber jenseits aller klerikalen Disputen über die Kirche, gerade diese Erfahrung: eine Mutter zu sein, ein Vater zu sein, etc. ist das, was wir wirklich brauchen. Und manchmal das überfordert uns, uns der tatsächlich an der Kirche teilnehmen wollen, da wir in uns selbst und nicht nur in den andern zentrifugalen Kräften erleben. Es liegt auf der Hand, dass in einer Situation wie der unseren, in der Diaspora, in der es nicht viel kirchliche Erfahrung gibt, belasten Nachrichten über Katastrophen in der Kirche (Pädophilie, Korruption...) die Wahrnehmung der Kirche natürlich noch massiver, zumal die Sünden nie nur die der anderen sind, sondern auch meine, auch wenn ich sie nicht persönlich begangen habe. Veni Sancte Spiritus, veni per Mariam!
(29.6.22) Ich stehe mehr mit Menke als mit Streit, der sich an Kant und Habermas beruft. ich lese gerade das letzte Buch von Habermas: "Auch eine Geschichte der Philosophie" und in meinem Tagebuch habe ich mich mit dem Problem befasst, aber meine Sendung seit 20 Jahren findet in einer Region mit 2% Katholiken und deswegen sind nicht die Inhalten, aber sicher die Betonungen anders als die von Menke..
In dem Sinne, dass der Versuch gestartet werden muss zu sagen, dass die Heilige Schrift und das Lehramt nur insofern von Hilfe sind, wenn sie dem "interior intimo meo" entsprechen. Freilich habe ich nicht einen "libertarischen Freiheitsbegriff", weil dann kein Katholik mehr wäre, aber meine Freiheit ist durchaus mir sehr wichtig und ich sehe die Kirche selbst, mit allen ihren Widersprüchen" als einen Ort der meine Freiheit mehrt und nicht zügelt...
Manifest neuer Anfang
Als katholische Christen bekennen wir uns zur Notwendigkeit grundlegender Reformen der Kirche. Noch nie gab es jedoch wirkliche und tiefe Erneuerung ohne Umkehr und die lebensverändernde Neuentdeckung des Evangeliums. Deshalb verfehlt der Synodale Weg auf dramatische Weise den Ansatz wahrer Reform. In seiner Fixierung auf die äußere Struktur geht er am Kern der Krise vorbei; er verletzt den Frieden in den Gemeinden, verlässt den Weg der Einheit mit der Weltkirche, beschädigt die Kirche in der Substanz ihres Glaubens und läuft auf ein Schisma hinaus.
Wir bekennen uns zum lebendigen Wort Gottes, in dem Licht und Wahrheit ist. Wir finden es lebendig bezeugt in der Heiligen Schrift, lebendig überliefert durch die Kirche, lebendig sichtbar gemacht durch gelebten Glauben. Dieses lebendige Wort Gottes wird verbindlich gemacht und bewahrt durch die mit dem Lehramt beauftragten und gesendeten Zeugen. Unser Gewissen verpflichtet uns, niemals Forderungen zu unterstützen oder Initiativen zu folgen, die diese Bindung an das lebendige Wort Gottes auflösen oder relativieren. Vielmehr geht es darum, in seinem lebendigen Wort den Willen Gottes für seine Kirche heute zu suchen...
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Lieber (...), Die im Manifest genannten Punkten sind gut formuliert, aber für meinen Geschmack zu sehr apologetisch, aber darüber würde ich gerne mit Dir reden; in letzter Instanz im Manifest scheint mir nichts neues zu sein (das Neue sehe ich in der Art und Weise wie Papst Franziskus redet und diese ist überhaupt nicht apologetisch). Und nach 20 Jahren Diaspora denke ich tatsächlich, dass ein synodaler Weg nötig ist, und ich bin nicht sicher, dass diese Leute des Manifests ihn tatsächlich wollen. Dein, R
(16.1.23) Aus meinem Tagebuch: Der von den Augustinern in Erfurt organisierten Vortrag von Prof. Dr. Bernd Dennemarck (Theologische Fakultät Fulda), „Recht schafft keine Wirklichkeit - Wirklichkeit ohne Recht ist Willkür, war sehr interessant. Zuerst eimal ist der Titel selbst interessant und wichtig. Das Erlassen eines Gesetzes seitens einer Autorität (Kirche, aber gilt auch mutatis mutandis für die Schule, etc.) schafft noch nicht die erwünschte Wirklichkeit, da auch die rezipierende Gemeinschaft berücksichtig werden soll. Und diese Gemeinschaft kann durch „Gewohnheit“ einiges durchsetzen, das die zuständige Autorität nicht vorgesehen hatte, und das nicht um der eigenen Faulheit willen, sondern weil sie sich ein anderes Gesetzt wünscht. Wenn diese Gemeinschaft die Kirche ist, sollte sich freilich an das Evangelium richten, da wir eben Kirche und nicht ein Verein sind. Ziemlich mit dem Professor einverstanden bin ich auch bezüglich der Einfragestellung, dass man theologisch, also im Namen eines liebenden Gottes, Strafen und Sanktionen legitimieren kann, auch wenn ich mehr die Analogie zwischen Gesetz und Liebe betonen würde. Wenn recht aber, für Straftaten die gegen die Menschenwürde sind, wird es nötig sein, die Täter den staatlichen Behörden zu übergeben. Ich bin auch einverstanden, dass man in Fragen des sexuellen Missbrauchs, sich an das Opfer und nicht etwa an die Gebundenheit des Täters an das versprochene Zölibat orientieren sollte, etc. Zur Frage ob in der Entwicklung des Strafrechts (1917, 1983, 2019, 2021) tatsächlich die Sanktionen effizienter geworden sind, müsste man viel argumentieren…ich lasse es dabei bewenden. Zum Schluss will ich sagen, dass der Vortrag bereichernd war, aber dass ich einige flapsige Bemerkung des Professors, etwa gegen die Bischöfe, die in Minderheit im deutschen synodalen Weg sind und die angeblich gegen die Synodalität verstoßen, als unfair empfunden habe, da die Leute, Bischöfe oder nicht, die den Mainstream widersprechen, werden regelrecht gemobbt, und das ist der Grund, warum dann einige nicht mehr öffentlich debattieren wollen. Und wenn es mir erlaubt ist es zu sagen, einige Formulierungen des synodalen Wegs in D entsprechen mehr den liberalen Mainstream als dem Evangelium (Tatsache diese, die in der Nicht-Würdigung des verstorbenen Papstes Benedikt XVI gerade hier in D, klar zu Tage gekommen ist), ohne in Frage zu stellen, dass Reformen tatsächlich notwendig sind und dass die Kirche Gottes in D in manchen Bereichen echt mutig ist. Aber wie es auch sei, es ist nicht gut, sich immer gegenseitig vorzuwerfen, den Dialog nicht zu wollen. Ich bin dennoch dankbar für den organisierten Vortrag.
(22.5.23) Liebe Frau Breyer,
Ich habe nun mit Aufmerksamkeit das Dokument von Herrn Thomas Arnold gelesen. Ich bin mit der Identifikation des Themas (Machtmissbrauch) und auch mit der Idee der Transparenz der Machtausübung, einverstanden und nicht weil ich denke, dass wir ausschliesslich von der heutigen Demokratie etwas lernen können (auch in der Gesellschaft gibt es, um die Formulierung von Charles Peguy zu benutzen, „Klerikalen Antiklerikalen“) und müssen, sondern primär weil es zu dem Verständnis der Kirche selbst gehört, transparent Macht auszuüben. In dem Film „Von Menschen und Götter“ sieht man es genau wie die Mönche nicht in Frage stellen, dass der Oberer, Pater Christian, Entscheidungen trifft, sondern dass er es im Alleingang und ohne Transparenz es tut, also „klerikal“. Die im Dokument erwähnten Leitprinzipien, die sich an der katholischen Sozialehre orientieren, sind auch gut (besonders wichtig ist das Prinzip der Diversität zu unterstreichen ohne in der Sackgasse der Priesterweihe für Frauen zu kommen; auch die Feministin Lucetta Scaraffia meint, dass die Frage nach der Diversität auf die Frage von der Priesterweihe zu reduzieren, bringt es mindestens im Moment in der Weltkirche und in Rom gar nichts. Einmal, dass das alles zugeben worden ist, denke ich, dass die Sprache und die Eindringlichkeit, mit der man das Wort „Kontrolle“ im Dokument benutzt wird, wird es nicht helfen einen Dialog mit Rom zu führen; die Frage, die gestellt werden soll, ist m.E: wollen wir richtig etwas erreichen oder wollen wir nur Recht haben? Haben wir noch „sentire cum ecclesia“ genügend, um die Hierarchie als Mutter zu sehen (Ignatius), oder wollen wir mit einem „Verdacht“ anfangen? Geht es wirklich noch um Liebe (Glaubhaft ist nur Liebe, Balthasar) oder um Kontrolle der Macht? Das Dokument betont, dass Lernfähigkeit keine Anpassung an die Welt ist, aber dann werden bestimmten Themen übernommen als wären sind „Dogma“, währen die Welt selbst sich Fragen stellt ob es zum Beispiel Gleichheit gleichzusetzen wäre mit Gerechtigkeit (vgl bei Suhrkamp: Gleichheit oder Gerechtigkeit? Herausgegeben von Angelika Krebs). Oder um ein letztes Beispiel zu machen, man beklagt, dass man kein positives Bild des Priesters gibt, während ich als Philosoph (nicht primär Theologe) weiß, dass es sehr tiefe Literatur darüber gibt: Balthasar, Ratzinger zum Beispiel…
Ich höre jetzt auf, um nicht Ihre Zeit zu beanspruchen, aber mindestens das wollte ich Ihnen mitteilen, damit sie auch sehen, dass das, was Sie rumschicken auch gelesen wird; verzeihen Sie bitte einige Ungenauigkeiten meiner deutschen Sprache
Ihr Roberto Graziotto
(19.10.23) Aus meinem Tagebuch in automathische Übersetzung: (Abend) In unserer Gemeinde gibt es ein Buch, das dem Pfarrer (von Gera) und anderen gut gefallen hat: Tomáš Halík, Der Nachmittag des Christentums, Freiburg in Br., 2021. Ich bin in diesen Dingen sehr ein Sohn Balthasars, und ich finde diese Rahnersche Interpretation von Papst Franziskus inklusive anonymes Christentum langweilig, kurz gesagt, so etwas wie eine Selbstkastration, die den fruchtbaren Gegensatz zwischen fides qua und fides quae, zwischen emuna und pistis (Buber) zerstört, mit einer Priorität des ersten Faktors (fides qua, emuna), die in Wirklichkeit eine apriorische Kapitulation vor der Welt ist. Wie Balthasar sagen würde, eine solche Kirche bracuht nicht gemartert werden, sie tötet sich bereits selbst. Leider hat der Papst selbst auf Grund der zu vielen Interviews Anlass zu dieser Art von Interpretation gegeben. Natürlich ist nicht alles unwahr: es ist wahr, dass wir persönlich manchmal Zweifel haben können und nicht nur einen granitartigen Glauben, es ist wahr, dass das ursprüngliche Vertrauen, das durch die Worte fides qua und emuna dargestellt wird, ein wichtiger Faktor ist... es ist wahr, dass Abraham sich auf ein Land zubewegt, das er nicht kennt, aber all das ist wahr, gerade im polaren und fruchtbaren Gegensatz (Guardini) zu den Inhalten des Glaubens, zum großen Inhalt des Glaubens: Christus, der universale und konkrete Logos Gottes, der Fleisch geworden ist...
(23.10.23) Tomáš Halík's Buch "Geduld mit Gott. Die Geschichte von Zachäus heute", Praha 2007 (Freiburg i. Br, 2013) finde ich dagegen sehr spannend! In meinem Tagebuch werde ich in diesen Tagen darüber reden.
(24.10.23) Hier 2 Schritte meiner Überlegungen über Tomáš Halík (A und B); die erste ist eher positiv wie oben am 23.10. angekündigt, die zweite eher kritisch
A. (gestern geschrieben) Heute habe ich mit einiger Aufmerksamkeit viele Seiten des Buches von Tomáš Halík (* 1. Juni 1948 in Prag), "Geduld mit Gott", Prag 2007 (Freiburg, 2010), gelesen: im Gegensatz zu seinem Buch "Der Nachmittag des Christentums", Freiburg i.Br., 2021, fand ich es sehr interessant, vor allem seine Art, Teresa von Lisieux als Sympathisantin der Atheisten, der Ungläubigen zu interpretieren (50). So wie ich Etty Hillesum mit Teresa in Dialog bringe (jüdisch-christlicher Dialog), bringt er Nietzsche mit dem kleinen Mädchen von Lisieux in Dialog (atheistisch-christlicher Dialog). Sehr interessant finde ich auch seine Art, den Abschnitt aus dem Zachäus-Evangelium (Lk 19,1-10) zu interpretieren: wie Matthäus ändert er nach seiner Begegnung mit Jesus sein Leben radikal, aber im Gegensatz zu Matthäus wird Zachäus nicht zum Jünger, sondern bleibt ein "Fernstehender" (Halík will seine priesterliche Sendung in besonderer Weise für die Fernstehenden einsetzen). Schließlich finde ich es sehr interessant, wie der tschechische Theologe die Frage nach der Vernünftigkeit des Glaubens anspricht, wobei er mehr die Tatsache betont, dass es allein aus der Vernunft heraus in Wahrheit viele Argumente auch für den Nicht-Glauben gibt, obwohl er die Nicht-Gläubigen auffordert, mit Gott geduldig zu sein...Mir hat auch ein Zitat von ihm von einem tschechischen Philosophen gefallen, über das ich gerne mehr erfahren würde: "Das authentische Erbe des Christentums ist zu wertvoll, um es fundamentalistischen Sonderlingen zu überlassen", Slavoj Žižek, 2001. PS Ganz im Sinne des tschechischen Theologen schreibt Papst Franziskus in seinem apostolischen Schreiben (das war meinen ersten Eindruck, danach habe ich einen anderen Urteil gewonnen): "Teresina lebte den stärksten und sichersten Glauben in der Dunkelheit der Nacht und sogar in der Dunkelheit des Kalvarienbergs. Ihr Zeugnis erreichte seinen Höhepunkt in der letzten Periode ihres Lebens, in der großen 'Glaubensprüfung', die zu Ostern 1896 begann. In ihrem Bericht setzt sie diese Prüfung in direkten Zusammenhang mit der schmerzlichen Realität des Atheismus in ihrer Zeit. Sie lebte nämlich am Ende des 19. Jahrhunderts, d. h. im "goldenen Zeitalter" des modernen Atheismus als philosophisches und ideologisches System. Als sie schrieb, Jesus habe es zugelassen, dass ihre Seele "von der dicksten Finsternis heimgesucht wird", bezog sie sich auf die Finsternis des Atheismus und die Ablehnung des christlichen Glaubens. In der Vereinigung mit Jesus, der die ganze Dunkelheit der Sünde der Welt auf sich nahm, als er den Kelch der Passion zu trinken bereit war, erfasst Teresina in dieser düsteren Dunkelheit die Verzweiflung, die Leere des Nichts" ("C'est la confiance", 25).
B. "Aber die Finsternis kann das Licht nicht auslöschen: Sie ist von dem besiegt worden, der als Licht in die Welt gekommen ist" (vgl. Joh 12,46). Der Bericht von Teresina zeigt den heldenhaften Charakter ihres Glaubens, ihren Sieg im geistlichen Kampf, angesichts der größten Versuchungen. Sie fühlt sich als Schwester der Atheisten und sitzt wie Jesus mit den Sündern am Tisch (vgl. Mt 9,10-13). Sie legt Fürsprache für sie ein, indem sie ihren Glaubensakt immer wieder erneuert, immer in liebender Gemeinschaft mit dem Herrn: "Ich laufe zu meinem Jesus, ich sage ihm, dass ich bereit bin, mein Blut bis zum letzten Tropfen zu vergießen, um zu bezeugen, dass es einen Himmel gibt. Ich sage ihm, dass ich glücklich bin, diesen schönen Himmel nicht auf Erden zu genießen, damit er ihn für die Ewigkeit den ungläubigen Armen öffnet" (Papst Franziskus, C'est la confiance, 26) - Ich denke, es ist gut, die Interpretation der kleinen Teresa von Thomas Nevin und Tomáš Halík zu lesen (die eine bigotte Interpretation der jungen Frau aus der Normandie vermeiden), aber mir scheint, dass sie einen Schritt zu weit gegangen sind und dass es besser gewesen wäre, den heroischen Charakter ihres Glaubens nicht zum Gegenstand einer überlegenen Gnosis zu machen. Die Frage, die ich Nevin stelle, lautet: Ist es möglich, dass ein Heiliger ohne Glauben stirbt? Die Frage, die ich Halík stelle: Ist dieser bedingungslose Respekt vor den Ungläubigen nicht, trotz aller Klarstellungen, ein Verrat an der Aufgabe, die der Herr uns gibt: das Evangelium der ganzen Welt zu verkünden? Denken wir in Ruhe nach: Pater Klein SJ erinnerte seine Mitbrüder angesichts des friedlichen Todes von Karl Rahner daran, dass das Sterben in Frieden eine stoische Tugend ist und keine christliche. Zu den sieben "Worten" Jesu am Kreuz gehört auch der Schrei, an den Matthäus erinnert: "Gegen drei Uhr rief Jesus mit lauter Stimme: 'Eloi, Eloi, lemà sabactàni?', was bedeutet: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (Mt 27,46) und Markus: "Um drei Uhr rief Jesus mit lauter Stimme: 'Eloi, Eloi, lemà sabactàni?', was bedeutet: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (Mk 15,34). Aber während er so schreit, zweifelt er nicht daran, dass es einen Vater gibt, sondern dass Er ihn da ist. Johannes erinnert uns daran, dass das letzte Wort war: "Und als er den Essig empfangen hatte, sagte Jesus: "Alles ist vollbracht!" Und er neigte sein Haupt und hauchte sein Leben aus". Es liegt kein Triumphalismus in diesen Worten, und obwohl Jesus in seinem Schrei einen Psalm rezitiert, rezitiert er genau diese Verse und keine anderen. Und am Ende macht er einen sehr diskreten Akt des Vertrauens und stellt fest, dass "alles vollbracht ist". Die Lektüre von Adrienne, die verblüffende "Glaubenslöcher" erlebt hat und ohne die Hilfe ihres Beichtvaters vielleicht verrückt geworden wäre, hat mir einen Einblick in das große Geheimnis der Gottverlassenheit gegeben; Adrienne hat es vielleicht wie kein anderer verstanden und erlebt und hat nicht den Fehler gemacht, von dem Balthasar spricht und den Teresa auch gemacht hätte, die ganze Gott-Sünder-Frage, wie Halík auch berichtet, auf ihre eigene Person zu beziehen: Adrienne ist für die Kirche und die Welt ihrer selbst beraubt, und das nicht für Tage, sondern für Jahre. Vielleicht kann man den Satz des Paulus, dass am Ende nur die Liebe übrig bleibt, um die ganz große kirchliche Mission der kleinen Theresa zu erklären, so interpretieren, dass die Idee einer "aufgeschlossenen Kirche" und der Begleitung von Atheisten in ihrem Atheismus (zumindest in einem ersten Schritt) noch stärker betont werden sollte. Halík selbst betont, dass Atheisten eine Aufgabe nicht in vollem Umfang erfüllen, darin machen sie sich schuldig, aber vielleicht hat der tschechische Theologe zu viel Respekt vor ihrem Sein und Bleiben in Atheisten-Distanz; auf jeden Fall bleibt die Tatsache bestehen, wie der Heilige Vater mit Schlichtheit sagt: dass "die Dunkelheit das Licht nicht auslöschen kann" und dass es nicht möglich ist, nicht "Fürsprache" für Atheisten zu halten, ob sie sich durch diese Fürsprache in ihrer Würde angegriffen fühlen oder nicht. Teresa ist in der Angelegenheit Pranzini sehr mutig: "Indem sie die Messe für ihn feiert und mit vollem Vertrauen für seine Rettung betet, ist sie sicher, ihn mit dem Blut Jesu in Berührung zu bringen und sagt Gott, dass sie sehr sicher ist, dass er ihm im letzten Moment vergeben hätte und dass sie es geglaubt hätte, "auch wenn er nicht gebeichtet und kein Zeichen der Reue gegeben hätte". Sie nennt den Grund für ihre Gewissheit: "Ich hatte so viel Vertrauen in die unendliche Barmherzigkeit Jesu". Welch eine Ergriffenheit also bei der Entdeckung, dass Pranzini, nachdem er das Schafott bestiegen hat, "sich plötzlich, von einer plötzlichen Eingebung ergriffen, umdreht, ein Kruzifix ergreift, das ihm der Priester überreicht, und die heiligen Wunden dreimal küsst!" (Papst Franziskus, C'est la confiance, 28). Sie ist sehr mutig, weil sie auch bereit ist, über die sakramentale Dimension hinauszugehen (ohne Beichte und ohne sichtbare Zeichen), aber mit großer Freude erfährt sie vom Küssen des Kreuzes. Halík hat Recht, wenn er sagt, dass es Teresa nicht um einen Weg der eigenen Vervollkommnung geht, sondern sie verkündet nicht eine allgemeine Solidarität mit den Ungläubigen, sondern die Barmherzigkeit Jesu: "Teresa lebt neben dem Glauben intensiv ein unbegrenztes Vertrauen in die unendliche Barmherzigkeit Gottes. Sie lebt, selbst in der Dunkelheit, das totale Vertrauen des Kindes, das sich furchtlos in die Arme seines Vaters und seiner Mutter begibt. Für Teresina leuchtet Gott vor allem durch seine Barmherzigkeit, die der Schlüssel zum Verständnis aller anderen Aussagen über ihn ist: "Er hat mir seine unendliche Barmherzigkeit geschenkt, und durch sie betrachte und verehre ich die anderen göttlichen Vollkommenheiten! Dann erscheinen mir alle strahlend vor Liebe, selbst die Gerechtigkeit (und vielleicht noch mehr als alle anderen) erscheint mir in Liebe gekleidet". Dies ist eine der wichtigsten Entdeckungen Teresinas, einer der größten Beiträge, die sie für das gesamte Volk Gottes geleistet hat. Auf außergewöhnliche Weise ist sie in die Tiefen der göttlichen Barmherzigkeit eingedrungen und hat daraus das Licht ihrer unbegrenzten Hoffnung geschöpft" ("C'est la confiance", 27). In diesem Punkt ist Papst Franziskus völlig unmodern und unzeitgemäß: Er verkündet niemals eine allgemeine Solidarität mit den Sündern, sondern die Barmherzigkeit Gottes, der in seiner Liebe zu uns bis zum Ende keinen Schritt zurückgeht, nicht einmal den des Abstiegs in die Hölle, in der sich der ganze Schleim unserer Sünden befindet, vor allem der des Egoismus! Ich glaube, dass in diesem Punkt fast niemand den Papst verstanden hat, denn wir haben eine unglaubliche Schwierigkeit, die Sünde zu bekennen, und ich sage das ohne diese klerikale Brille, die überall Sünde sieht (vor allem im Sex), wie diejenigen, die mein Tagebuch lesen, gut wissen.
Vor einigen Jahren habe ich in Malta über Adriennes "Kreuz und Hölle" meditiert und Gott gesagt, dass Er sich um meinen Tod kümmern möge, dass ich ihm mit Angst, aber auch mit Vertrauen grünes Licht geben werde. Mein größter Wunsch ist es, sagen zu können: "Alles ist vollbracht". (mechanische Übersetzung von DeepL aus meinem Tagebuch)
(25.10.23) (Nachmittag) Ich lese langsam das "Instrumentum laboris" der Synode und in besonderer Weise hat mir diese Erklärung der Synodalität sehr gut getan: Der Hauptakteur der Synode ist der Heilige Geist, der uns in seiner Einheit hilft, die Unterschiedlichkeit der persönlichen und kirchlichen Charismen ernst zu nehmen, und der uns in besonderer Weise hilft, das, was uns wichtig ist, im Dialog mit den anderen nicht als Anspruch, sondern als etwas darzustellen, was uns für unser eigenes und das Gemeinwohl wichtig ist; kurzum, die Synode darf nicht auf einen Ort gewerkschaftlicher Ansprüche reduziert werden, sondern wir müssen den Mut zur Unterschiedlichkeit haben und sie zum Ausdruck bringen, damit jeder vom anderen lernen kann, sub et cum Petro! Und das gilt auch für die Pfarrei, für die Diözese, aber auch für eine Familie! (mechanische Übersetzung von DeepL aus meinem Tagebuch)
(27.10.23) (Jonsdorf (Lausitz), 27.10.23) Aus dem Instrumentum laboris, das in diesem Monat in Rom verwendet wurde, mir scheint eine Hauptbotschaft herauszuhören: "Gemeinschaft/Communio, Mission und Partizipation" und eine Methode, sie in die Praxis umzusetzen: "vom Ich zum Wir". In diesem Sinne wird ein anderer Vorschlag zur Radikalität des Rufes Gottes gemacht, ohne in Frage zu stellen, dass es "spezifische Berufungen" gibt: "Die Radikalität des Christentums ist nicht das Vorrecht einiger weniger spezifischer Berufungen, sondern ist der Ruf, eine Gemeinschaft aufzubauen, die eine andere Art des Verständnisses der Beziehung zwischen den Töchtern und Söhnen Gottes lebt und bezeugt, die die Wahrheit der Liebe verkörpert, die auf Gabe und Unentgeltlichkeit beruht. Die radikale Aufforderung besteht also darin, gemeinsam auf synodaler Ebene eine attraktive und konkrete Kirche aufzubauen: eine Kirche, die nach außen geht und in der sich alle willkommen fühlen" (IL, 26).
Dies gilt auf verschiedenen Ebenen: Es gilt für die Ehe, die ein attraktiver und konkreter Ort für den gemeinsamen Aufbau sein sollte. Es gilt für die Diözese und die Pfarrei, es gilt sicher auch für kirchliche Bewegungen oder Ordensgemeinschaften. Eine Ehe, in der es keine "Gemeinschaft/Communio" zwischen den Eheleuten und auch mit den Kindern gibt und in der die Mitglieder lediglich "erzogen" werden, ohne partizipative Formen der Urteilsbildung, ist sicherlich kein attraktiver Ort. Ehepartner, die es nicht verstehen, über ihre eigenen Mauern hinauszugehen, mit einer Aufgabe, z.B. der Arbeit, haben keine missionarische Kraft und riskieren am Ende, ihre Familie auf einen "Egoismus zu zweit" oder einen "Egoismus unter wenigen" zu reduzieren. Was ich für die Ehe sage, gilt auch für die Diözese, für die Pfarrei und für Bewegungen oder Ordens; ich gehe von dem aus, was ich weiß.
Ich gebe ein Beispiel, was das Verhältnis zwischen Bistum und Pfarreien betrifft: In den Pfarreien unseres Bistums (Dresden-Meißen) gibt es Laien, die die Verantwortung für die Abhaltung von "Wortgottesdiensten" mit Kommunionausteilung übernehmen, mit Hostien, die von einem Priester konsekriert werden. Die letztendliche Verantwortung für diese Entscheidung liegt beim Bischof, aber das Ordinariat trägt meiner Meinung nach der partizipativen und synodalen Methode nicht ausreichend Rechnung; Es besteht kein Zweifel daran, dass der Bischof und das Ordinariat Richtlinien formulieren können und sollen (um Formen des "Egoismus unter Wenigen" zu vermeiden), z.B. dass der Wortgottesdienst sich von der Heiligen Messe unterscheiden soll, aber es ist auch wahr, dass Erwachsene im Glauben im Dialog mit ihrem Pfarrer und dem heiligen Volk Gottes die Formen der "Fortbildung" auch ohne Weisungen nur von oben (d.h. aus dem Zentrum) bewältigen können, was eher in Frage gestellt werden sollte, wenn das heilige Gottesvolk oder andere Gemeindemitglieder ein Problem mit einer der Personen haben, die den "Wortgottesdienst" feiern. Zu bedenken ist auch, dass es nicht nur in Dresden, sondern gerade auch im dem "Nicht-bekannten" einer Peripherie oft erwachsene Christen gibt, die einen vollen Terminkalender haben und keinen "zentralisierten" Fortbildungskurs brauchen, an dem sie nicht 'teilnehmen" (im Sinne der Partecipation), sondern passiv dabei sein müssen, ihre wenige Freizeit opfern, oft auch (das ist meine Erfahrung in dreißig Jahren Kirche in Bayern, in Magdeburg und jetzt in Dresden-Meißen), alle innere Kraft, die sie haben, verstecken müssen, weil sie als Arroganz ausgelegt werden würde. Kurzum: Der Prozess vom "Ich" zum "Wir" ist nicht nur zentral, sondern eben "subsidiär" (synodal) - das Leben wird dort gestaltet, wo es geschieht, und nicht zentral, soweit das möglich ist.
Natürlich kann und muss man sich auch im "Zentrum" treffen, wie in diesem Monat in Rom, wo sich so viele Christen aus so vielen Teilen der Welt trafen und gemeinsam Schritte im Dialog und im Zuhören, im Gebet und in der Stille unternahmen. Aber ein Fortbildungungstreffen in einer Diözese hat nicht diesen Charakter: Es gibt einige, die eine gewisse kirchliche Macht haben, die oft in einer nicht partizipativen Weise lehren (das ist meine Erfahrung, besonders im Ordinariat München-Freising), was eine moderne, zeitgemäße Kirche ist. Für mich waren solche Begegnungen oft Formen ständiger Demütigung, und natürlich kann man aus Demütigung auch Demut lernen, wie mich der heilige Ignatius von Loyola lehrte, aber Demut und Demütigung sind nicht dasselbe. Es gab kein wirkliches Interesse an meiner Person und meinem spirituellen Weg, der in Wahrheit weder rechts noch links ist, um diese Art von politischem Vokabular zu verwenden, aber es gab Misstrauen mir gegenüber, und sei es nur deshalb, weil ich nicht glaube, dass es eine Form der katholischen Synodalität gibt, ohne das 'sub et cum Petro'.
Die große Schwierigkeit für mich war immer, dass meine theologische Seele (es ist nicht die einzige, die ich habe) immer eine ernsthafte Auseinandersetzung mit fruchtbaren Gegensätzen (Romano Guardini) gesucht hat, vor allem zwischen dem Glauben als einem Akt des elementaren und ontologischen Vertrauens und den Inhalten des Glaubens (z.B. dem dreieinigen Gott). Je nachdem, welchem Mainstream man angehört, hat man es in der Regel nur mit Ultra-Traditionalisten zu tun, für die nur "Dogmen" entscheidend sind (oft haben diese Ultra-Traditionalisten dann eine für den modernen "Viktimismus" typische Haltung), oder mit dem Glauben allein, für den der Glaube zu einer dunklen Nacht wird, in der alle Kühe schwarz sind. Oder ein pantheistischer Tag, an dem alles zu einer religiösen Erfahrung wird. Oft erlebt man in der Kirche Formen des inneren Exils, in denen man sich nicht traut zu sagen, was man denkt, aus Angst, misshandelt zu werden oder sofort mit einer bestimmten Partei identifiziert zu werden, mit der man sich nicht identifiziert.
Die Nachfolge des Petrus, aber in Wahrheit die Nachfolge Christi, war für mich immer ein Grund zur Freude, wenn ich im Dialog mit großen und kleinen Zeugen des Urvertrauens leben konnte, dass Christus, der dreifaltige Christus, uns nicht allein lässt; in den verschiedenen Institutionen (Ordinariat, Bewegung als Institution) habe ich immer den radikalen Verdacht erlebt, dass meine Person fremd (im Sinne von "strange", "seltsam") ist und nicht jemand, der nur die Unentgeltlichkeit der Liebe braucht: "15 Wir aber wollen, von der Liebe geleitet, die Wahrheit bezeugen und in allem auf ihn hin wachsen. Er, Christus, ist das Haupt. 16 Von ihm her wird der ganze Leib zusammengefügt und gefestigt durch jedes Gelenk. Jedes versorgt ihn mit der Kraft, die ihm zugemessen ist. So wächst der Leib und baut sich selbst in Liebe auf". (Eph 4,15-16). (mechanische Übersetzung von DeepL aus meinem Tagebuch, von mir revidiert).
(8.1.24) Aus meinem Tagebuch: (Nachmittag) Heute, nach Krankheit und Urlaub, habe ich mein Schul-E-Mail-Portal aufgesucht und auch Post vom Diözesanrat Dresden-Meißen gefunden. Zwei Themen möchte ich im Auge behalten und erwähne sie deshalb hier im Tagebuch kurz: Die Position der Ratsvorsitzenden Martina Breyer zur Frage des "synodalen Weges" betont eher den deutschen als den weltweiten, aber vielleicht täusche ich mich. Das andere große Thema, das diskutiert wird, ist das der Demokratie, weshalb ich zwei Folgen von 'SachsenSofa' (eine Sendung der Ökumenischen Akademie Dresden-Meißen) über Demokratie und demokratische Macht gesehen habe; die erste war am 7.7.2021 (demokratische Macht) mit den folgenden Gästen: Wolfgang Schäuble (ich erwähnte ihn im Tagebuch anlässlich seines kürzlichen Todes), der damals Bundestagspräsident war, Heinrich Timmerevers, Bischof des Bistums Dresden-Meißen, und Constance Arndt, Oberbürgermeisterin von Zwickau. Die zweite Folge, auf die auch im Protokoll der letzten Diözesanratssitzung verwiesen wurde, fand am 20.10.23 ("Unsere Zukunft in unserer Hand") mit folgenden Gästen statt: Franziska Schubert, Vorsitzende der Fraktion von Bündnis 90/ Die Grünen im Sächsischen Landtag, Jürgen Opitz (CDU), Bürgermeister von Heidenau, und Alexander Marguier, Chefredakteur des Politmagazins "Cicero". Beide Episoden hatten ein ordentliches Niveau und Schäubles Anwesenheit unterstrich die Bedeutung des demokratischen Staates und der Rechtsstaatlichkeit. In der zweiten hat man die Krise ernst genommen - die AfD in Sachsen hat eine sehr hohe Stimmenzahl -, aber es ist schon interessant, dass keine AfD-Vertreter eingeladen wurden, obwohl Alexander Marguier zu Recht sagte, dass sie vom politischen Diskurs nicht ausgeschlossen werden können. Der Bürgermeister von Heidenau meint, dass sie sich selbst ausschließen wollen. Bischof Timmerevers erklärte mit Recht den Unterschied zwischen der Kirche (Macht kommt von oben) und dem Staat (Macht kommt vom Volk), wies aber zu Recht darauf hin, dass Mechanismen zur Kontrolle der Macht auch für die Kirche notwendig sind. Ich unterstreiche es obwohl die Frage der Demokratie nicht nur eine Frage der "Kontrolle" ist; ich hatte darüber schon in meinem Tagebuch in meinem inneren Dialog mit Kardinal Matteo Maria Zuppi gesprochen: die Frage der Demokratie und auch die synodale Frage sind für die Kirche sehr wichtig, auch wenn sie das "sentire cum ecclesia", das nicht demokratisch ist, nicht ersetzen; aber auch für den Staat gilt (Schäuble zitierte Böckenförde), dass die letzten Grundlagen der Demokratie nicht aus der Demokratie selbst kommen. Ich würde mich sehr freuen, wenn im Leben der Gemeinden und kirchlichen Bewegungen der demokratische und synodale Charakter etwas mehr zum Vorschein kämen, ohne die hierarchische Struktur der Kirche in Frage zu stellen... kraft der Taufe sind wir alle erwachsene Christen!
(21.1.24) (21.1.24) „ Die Zeiten, in denen es Wahl-Hirtenbriefe mit Empfehlungen gab, sind vorbei - und das ist gut so“ (Bischof Bertram Meier, Augsburg). Jasper von Altenbockum, in dem Editorial der FAZ schreibt: „selbst die katholische Kirche ist aufgewacht und verschickt Mahnbotschaften an Gläubige Wähler“ (20.1.24). An der Seite 4 der Ausgabe von Samstag wird dann berichtet über die ostdeutsche Bischöfe, die vor der Wahl der AfD explizit in einem Brief warnen. „Die sechs katholischen Bischöfe in Ostdeutschland haben davor gewarnt, die AfD zu wählen. Sie könnten vor dem Hintergrund ihres eigenes Gewissens die Position „extremer Parteien wie dem III Weg, der Partei Heimat oder auch der AfD nicht akzeptieren“, heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Schreiben“ (FAZ). Als heute in der Kirche in Gera dieser Brief vorgelesen worden ist, hab ich sofort gedacht, dass es sich um einen strategischen und inhaltlichen Fehler handelt (Es wäre besser gewesen, wenn Sie das Schreiben, sowie ihre Mitbruder in den Westen, ohne Namen von Parteien veröffentlicht hätten, als eine Einladung zu den Werten der Demokratie und des Rechtsstaates). Der Grund hat der Bischof von Augsburg, Bertram Meyer, den ich vorher zitiert habe, sehr synthetischen und präzise ausgedrückt. Heute morgen habe mich gefühlt wie am Ende der Pandemie als ich in einer Kirche war und die Maske nur teilweise getragen habe (um mich herum war niemand): als ich zur Kommunion gegangen bin, hat mich der Priester erziehen wollen und gesagt, dass ich die Maske zu tragen habe. Ich habe sofort gedacht, dass sene Aufgabe wäre mir den Herrn zu geben, nicht seine Meinung, als gewissenhafter Beamter, zum Thema Pandemie zu sagen. Und was den Brief anbelangt: Die Bischöfe sind da, um zu versöhnen und ihre Aufgabe ist sich auch um die Leute zu kümmern, die die AfD bei uns in dem Osten der Republik wählen. In einer extrem Situation kann man sich auch benehmen wie sich Clemens Augustinus Joseph Emmanuel Pius Antonius Hubertus Marie Kardinal Graf von Galen (* 16. März 1878 in Dinklage, Oldenburger Münsterland; † 22. März 1946 in Münster, Westfalen) benommen hat. Aber dann denke ich, die Bischöfe hätten sich lieber für eine diplomatische Lösung des Konflikts in Ukraine engagieren müssen, statt sich in Parteiangelegenheiten Deutschlands (mi Angaben von Namen bestimmter Partei) einzumischen. Meine Frau hat mir gesagt, dass es ein bisschen verständlich ist, weil sie (die Bischöfen) gelernt haben, ein ganzes Leben lang, dass die Deutschen zu spät in der Zeit des Nationalsozialismus gehandelt hätten, etc. Aber wir sind nicht in der Zeit des Nationalsozialismus und die AfD ist nicht vergleichbar mit der nationalsozialistischen Partei. Auch wenn der Mainstream so denkt und suggeriert. Der Brief, der heute in allen Kirchen gelesen worden ist, (wenn ein Priester sich nicht verweigert hat) ist kein Beispiel von Mut. Das was von Galen tat, das war ein Beispiel von Mut. Was die Bischöfe gestern mit Ihrem Brief gemacht haben, ist nur eine Anlehnung an den Mainstream. Wenn sie schon über den Populismus äußern, dann sollten sie ganz unterschiedliche Narrationen zuhören, und eine Unterscheidung der Geister anbieten, die nicht so simpel ist.
(25.1.24) Sehr geehrte Frau Sylvia Ciesielski (Sekretariat des Kirchenrat- DD),
ich habe Pfarrer Wolf in Gera mitgeteilt, dass meiner Meinung nach ein strategischer und inhaltlicher Fehler gemacht wurde, indem die AfD in dem Schreiben der Bischöfe von Ost-Deutschland explizit genannt wurde. Pfarrer Wolf befürwortete dies, aber vermutlich vertreten viele Mitglieder der Pfarrei eine andere Meinung. Als Italiener hege ich keinerlei Sympathien für die AfD. In Italien, als Giorgia Meloni, deren Parteiprogramm dem der AfD ähnelt, zur Premierministerin gewählt wurde, dürfte Papst Franziskus, den ich in Fragen der Migration und des Friedens uneingeschränkt unterstütze, sicherlich nicht vor Freude gesprungen sein. Dennoch hat er nicht den Dialog durch einen Streit ersetzt. Der Begriff "Remigration" mag fragwürdig sein, jedoch fehlt der Stellungnahme von Pax Christi jegliche Objektivität. Bezüglich des Treffens mit Herrn Martin Sellner handelte es sich nicht um ein Geheimtreffen (eher ein Privattreffen mit einer sehr weiter Mailing List), sondern um die Besprechung seines Buches, das sich bereits in der 4. Auflage befindet. Die Kirche sollte nicht auf die Rolle eines rein politischen Organs reduziert werden; sie ist eine "Mutter" auch für die Menschen, die die AfD wählen.
Mit freundlichen Grüßen Dott. Roberto Graziotto