venerdì 1 marzo 2019

Die Kirche beansprucht für sich das genuin Menschliche zu vertreten - in Dialog mit Luigi Giussani über Heiligkeit und Katholizismus

Leipzig. "Die Kirche beansprucht für sich das genuin Menschliche zu vertreten" (Luigi Giussani, Warum die Kirche? Grundkurs christlicher Erfahrung, Sankt Ottilien, 2013, 311). Es ist nicht einfach in dieser Zeit, in der so viele Skandale bezüglich Sex und Macht, die die Kirche beschmutz haben (und nicht weil andere über sie schlecht reden, sondern weil die eigene Leute sie beschützen), offenbart werden, diesen Satz des Gründers von Comunione e Liberazione zu verstehen; noch weniger in diesen Tagen, in denen der ehemaligen Gouverneur der Lombardei, Roberto Formigoni, der zu der Laienvereinigung "Memores Domini" (eine Art säkularen Institut in dem die Mitglieder in Armut, Jungfräulichkeit und Gehorsam leben sollten) der Bewegung von Comunione e Liberazione gehört, im Gefängnis sitzt. Er ist wahrscheinlich schuldig Geld veruntreut zu haben, auch wenn er mit 71 in Gefängnis sitzt, auf Grund eines Gesetzes gegen Korruption der aktuellen Regierung, die wahrscheinlich mit der italienischen Verfassung nicht konform ist.  

Die Seite über Heiligkeit und Katholizität von Giussani sind richtig bereichernd und in Dialog mit großen Geistern, wie J.H. Newman oder Henri de Lubac, geschrieben worden. Giussani lässt uns verstehen, dass auch nach viele Jahrhunderte Kirchengeschichte, wir nicht weniger nah zu Christus sind als die Heilige der ersten Stunde - noch mehr: die Geschichte der Heiligkeit in der Kirche zeigt wie Christus heute noch wirkt. Und lässt uns verstehen, dass die universale Wichtigkeit der Kirche, seine Katholizität, galt als die Christen nur ein paar Duzende waren und wird gelten auch wenn wir "durch zahllosen Abfälle die meisten ihrer (der Kirche) Gläubigen verlöre" (de Lubac). Das genuin Menschliche der Verkündigung der Gratis Liebe Gottes entspricht dem ganzen Menschen. 

Und ich denke, dass die römische Kirche, wie das Dokument der Brüderlichkeit, das Papst Franziskus  und der Großimam Al Tayyeb unterschrieben haben zeigt oder die große Jesuiten wie Matteo Ricci (China) und Roberto De Nobili (Indien), die Giussani selbst zitiert, beweisen, in der Lage sei mit allen in Dialog zu treten. Damit verwirklicht sie die Kirche Jesu Christi. Wie der protestantische Schüler C. G. Jungs, Walter Nigg, denke ich nicht, dass Heiligkeit eine "konfessionelle Angelegenheit" sei (Dietrich Bonhoeffer war nicht weniger Heilig als Pater Maximilian Kolbe), aber ich denke, dem II. Vatikanischen Konzil folgend, dass die römische Kirche die Kirche Jesu Christi verwirklicht; jedoch nicht wenn sie sich in sich verschliesst, sondern wenn sie ökumenisch handelt, im Geist des buddhistischen Spruch: wenn die Blume sich öffnet kommt der Schmetterling, aber auch: wenn der Schmetterling kommt, öffnet sich die Blume. 

Auch wenn die Seite über die Kirche von don Giussani richtig bereichernd sind, denke ich, dass wir in dieser Stunde in einer echten Beichthaltung (Adrienne von Speyr) leben sollten - und das gilt auch für die Heiligen. Gestern in einem italienischen Post, den ich hier nur teilweise übersetzen kann, habe ich versucht dieses Thema durchzudenken, indem ich  zwischen "Charisma" und "System" in Comunione e Liberazione differenziert habe (was ich dort gesagt habe gilt jedoch nicht nur für Comunione e Liberazione).  

Mit "System" (ich meine nicht Institution) meine ich die Eroberung von politischen Räumen, die als Erweiterung des Reiches Gottes "verkauft" werden. Mit "Charisma" meine ich das Geschenk des Himmels an Don Luigi GIussani (in diesem Fall), einen Weg der Treue zur universalen Kirche, sub et cum Petro, in unserer Zeit. Bei der Konzeption der Eroberung der Machträume legitimieren die Ziele die eingesetzten Mittel, auch wenn diese in klarem Gegensatz zu den zehn Geboten stehen (und das darf nicht sein, weder ethisch noch theologisch). Das Charisma als Geschenk des Himmels "kommt existentiell vor dem Dogma" (Massimo Borghesi, Luigi Giussani, Bari, 2015, 239). Das Charisma kann niemals, da es Geschenk Christi selbst ist, der in die Welt gekommen ist, um "Himmel und neue Erde" (Jesaja) zu geben, in dem aber nicht einmal ein Jota des Gesetzes verloren geht, gegen die zehn Gebote sein. 

System bedeutet Machtmanagement - ohne diese radikale Wahrnehmung von J.R.R. Tolkien, dass der Ring der Macht nicht genutzt werden darf, sondern zerstört werden muss -, Machtmanagement, aber nicht im evangelischen Modus des "letzten Platzes" (Charles de Jesus), des Dienstes (Joh 13), sondern als angebliche Verteidigung der Freiheit der Kirche. Ich spreche nicht von ideologischem Pauperismus, sondern von jener letzten ontologischen Wahrheit, die "den gleichen Gebrauch der Worte Reichtum und Armut" kennt - das Sein ist äußerst reich, tatsächlich wird alles aus dieser Gabe des Seins geboren und man versteht damit die ganze Realität, aber das Sein ist auch extrem arm, weil nicht die Gabe des Seins, sondern die Dinge und Menschen, die gegeben werden, bestehen. Das Sein als Akt besteht nicht, es wirkt. Im Evangelium wird diese ontologische Wahrheit, diese polare Opposition (Romano Guardini) zwischen Sein und geschenkten Wesen in Gleichnissen erzählt. Auf philosophischer Ebene möchte ich folgendes hinzufügen: Dieser Punkt ist mir klar und ich kann ihn ohne Schwierigkeiten mündlich erklären; für seinen schriftlichen Wortlaut muss ich ihn in einem anderen Beitrag bearbeiten. Thomas Aquinas sagt, dass das Sein einfach und vollständig ist, aber es "subsistiert" nicht. Damit meint er folgendes: Es ist einfach und vollständig wie das Geschenk einer Rose, aber es ist die Rose, die existiert, nicht der Akt, nämlich die Rose zu geben. Das ist die Armut des Seins und seine Einfachheit. Das Sein ist so arm, dass es mit einem "Nichts" verwechselt werden kann. (Was ist dann das Geschenk einer Rose? Eine einfache Geste der Gratis Liebe). Aber nur das Bewusstsein dieser Armut erlaubt es uns, die ultimative Ungeschuldheit  des Seins zu verstehen, die für kein kirchliches oder politisches Projekt verwendet werden kann. Deshalb habe ich auf diese ontologische Passage nicht verzichtet. Die totale Unentgeltlichkeit des Seins - das das Herzstück des Evangeliums und der Schöpfung Gottes ist - ist keine Frage des pauperistischen Sentimentalismus (Armut als Ideologie), sondern die ultimative Struktur des Seins, die sich schlecht mit der jahrzehntelangen Logik eines Systems verbindet, das von "Gegensätzen" (die anderen sind die Bösen) und "bürgerlichem Luxus" lebt. Ohne diese ontologische Dimension von "Armut und Reichtum als die gleiche Dimension" zu verstehen, kann man nicht einmal die Bedeutung des evangelischen Rates der Armut verstehen. 

Wenn man nicht "bekennt", dass dieses System "Welt" und nicht "Kirche" ist, riskiert man, dass das Charisma vom historischen Urteil weggefegt wird, das sich in diesen Tagen der Welt in Form der Verhaftung von Formigoni präsentiert. Die christliche Nähe zu Formigoni oder anderen Mitglied der Bewegung, die in Gefängnis sitzen, kann wiederum nicht zur Legitimität ihrer Arroganz und ihrer  wahrscheinlichen Schuld werden (auch wenn man sagen muss, wie ich schon sagte, dass das Gesetz, das Formigoni in Gefängnis zwingt, der gegenwärtigen Regierung, der "pazza corrotti", wahrscheinlich verfassungswidrig ist).

Der verlorene Sohn im fernen Land, im "Gefängnis" der Schweine, in dem er sich befand, musste seine Schuld bekennen, ohne zu beanspruchen, wie ein Sohn behandelt zu werden. Im fernen Land verstand er, dass die Menge der Dinge, die er in Besitz genommen oder benutzt hatte, die Dimension der Seinsgabe, die immer vom Himmel intendiert wird, wenn ein neues Charisma geschenkt wird, vollständig gelöscht hatte.  Auch wenn uns nur die Nahrung der Schweine bleibt - ja, auch wenn sie uns auch verweigert wird -, wirkt die Gnade weiter, aber nicht in der Art und Weise der "narzisstischen Rechtfertigung des Selbst", sondern des "Bekenntnisses der Sünde". Wenn die zu erobernden Räume nicht mehr die Zeit der Gnade zeigen, die notwendig ist, um zu verstehen, dass wir nicht für diese Räumen leben, sondern weil uns jemand kostenlos das Sein - uns selbst - gibt, dann sind wir in der Domäne Satans, für den "Dinge" und "Menschen" nur noch Instrumente seines Dominanzwillens sind. Satan stiehlt unsere innere Ruhe, um das kostenlose Geschenk des Seins zu genießen! 

Um Missverständnisse zu vermeiden. Es gibt so etwas wie "meine Sünde" oder "seine Sünde" in der Kirche nicht - "wenn ein Bruder leidet, leiden die anderen auch", bedeutet auch, dass wir an derselben Geschichte der Sünde beteiligt sind. Ich fühle mich nicht besser als den verlorenen Sohn oder als jemanden im Gefängnis - dass ich nicht im Gefängnis bin, ist einfach Gnade. 

Ich glaube, dass Luigi Giussani in der Tat ein Heiliger war - auch wenn ich ihn nicht ohne letztendliche Verantwortung für die Verbreitung des "Systems CL" betrachte (z.B. durch die Unterstützung von Menschen, die in erster Linie die Eroberung von Machträumen wollten (Lombardei....) -, wie Johannes Paul II., aber auch JP II. hat Fehler begangen, und auch ernsthafte Fehler  und nicht nur en passant, sondern als System. Als  l'appartamento (die Wohnung, d.h. der Papst und seine Sekretär) McCarrick als Erzbischof von Washington wollte, machten sie einen systemischen Fehler, bei dem nicht das Evangelium, sondern die "Freiheit der Kirche" und das Geld für die Kirche und die volle Seminare das Kriterium für die Entscheidung waren und nicht "der letzte Platz" des Evangeliums. Dann haben sowohl Giussani als auch JPII mit ihrer langen Krankheit sicherlich viel von ihren Fehlern gereinigt, aber bei diesen Dingen müssen klar und transparent sein, wenn wir nicht wollen, dass es Menschen gibt, die für diese Geschichte nicht mehr an Gott glauben und um das Gute retten, das es in der Bewegung und in vielen ihrer Menschen gibt. Andernfalls wird das historische Urteil alles wegfegen! 

 Es gehört zu Giussanis Genie und Heiligkeit, nicht nur seine Krankheit ertragen zu haben, sondern auch Don Julián Carrón als seinen Nachfolger gewählt zu haben, der gar nicht im System CL passte. Was die Irrtümer und Sünden der Heiligen betrifft, so beziehe ich mich auf das Buch "Allerheiligen" von Adrienne von Speyr, das jeden zum Beichten bringt, sogar Thomas von Aquin. Selbst die Idee, nicht zwischen meinen eigenen und den Sünden anderer unterscheiden zu können, hat als ultimative Quelle Adrienne. Was Giussanis Verantwortlichkeiten betrifft - das jedoch bedeutet nicht, dass er nicht alles unternommen hat, was er konnte, um das cl-System zu vermeiden - so denke ich, abgesehen von der, wie ich bereits sagte, Unterstützung bestimmter Personen, die sicherlich mit väterlicher Liebe getan wurde, an das, was mir ein Freund geschrieben hat: "Es ist offensichtlich, dass eine gewisse "Theorie" viele von CL beeinflusst haben muss. Ich glaube, dass der Diskurs über die Kritik des Moralismus die Theorie war, mit der das Verhalten (des Systems) gerechtfertigt wurde. Das Christentum ist keine Moral, die Christen sind frei vom Gesetz. Die Freiheit der Kirche ist das erste Kriterium in der Politik. Alles klar und auch richtig, aber ideologisch verwendet, um die Nichteinhaltung der zehn Gebote zu rechtfertigen. Und das ist schlimm! 
Aber das Gleiche galt auch für die roten Brigaden. Sie verurteilten korrupte Politiker, aber das rechtfertigt nicht, sie zu töten. Heute  die einzigen Garantien sind die Rückkehr zum Evangelium, die Rückkehr zu Petrus. Alle Charismen, alle Bewegungen, alle diese großen Menschen sind wichtig für die Kirche, aber wir dürfen die Nebenwirkungen einiger Predigten nicht unterschätzen".

Die Heiligkeit und die Katholizität der Kirche wird von Christus selbst, der eindeutig und ohne Abzüge die Gratis Liebe ist, und nicht von seinen Heiligen vollständig aufbewahrt.Und gerade diese Gratis Liebe ist das genuin göttliches Geschenk für allen Menschen!  

NB. Zum italienischen Post, der sehr philosophisch ist, kommt man durch diesen Link: https://graziotto.blogspot.com/2019/02/carisma-versus-sistema-riflessioni.html

Übersetzung einiger italienischen Passagen meines Posts mit Hilfe von:  Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator



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