Am Epiphanies Tag des Jahres 1925 schrieb Erich Przywara: "Eine Scheidung ward in mir, die ich nicht fasse". So ist auch heute in der Kirche: "Eine Scheidung ward in ihr, die ich nicht fasse". Der Jesuiten Pater, Lehrer von Hans Urs von Balthasar, sagte weiter: "Aber nun ist's als hätte ich mich nur in verborgen Gemach geflüchtet, darin ich allein bin in Abgeschiedenheit mit Ihm, auf Treppen aber und in Sälen und in Vorgemächern lärmt das alte Leben, und so ich hinaustrete in sie: auch ich bin wieder der alte".
Zweifelsohne in der Verborgenheit geschieht viel gutes in der Kirche, da "wo Christus am verborgensten wirkt, wirkt er auch am stärksten" (Przywara, Eucharistie und Arbeit, 1917).
Aber überall herrscht auch sehr viel lärm - sehr viele geistige Mundanität. Was über den Heiligen Vater Franziskus erzählt wird und jetzt sogar gegen Papst Benedikt XVI vorgetragen wird, ist ein klares Nein an die ganze Kirchengeschichte, die sich im zweiten Vatikanischen Konzil feierlich geäußert hatte. Häresie wäre an der Macht in der Kirche. Und alle die Problemen, die auch in den Zeitungen berichtet werden, hätten damit zu tun. in der katholischen Kirche würde reinen Subjektivismus herrschen.
Man möchte mit der Härte des Gesetzes zeigen, dass die Ehe unauflöslich ist und bleibt, dass Homosexuelle keine Ehebund schliessen dürfen, etc. All das ist sehr bekannt, ich brauche es nicht zu wiederholen.
Die Traditionalisten in der Kirche wissen offensichtlich nicht, "dass es Erzieher ist zu Freiheit freier und Nähe Gottes Näher, wenn es sich erfüllt in Liebe, die über dem Gesetzt steht und die Furcht austreibt" (Przywara, 1925). Eine gigantische Furcht vor dem Lärm des Weltgewühls sollte für sie mit einer statischen Treue zu einer Formulierung der Lehre, die die ganze Breite und Tiefe der Barmherzigkeit Gottes nicht kennt, überwunden werden.
Der italienische Philosoph Massimo Borghesi hat in einem Buch (Jose Mario Bergoglio. Una biografia intellettuale) dass in Dezember 2017 erscheinen ist, gezeigt, dass der Heilige Vater Franziskus eine tiefe Philosophie hat, die stets im Dialog mit den Großen der Theologie des Zwanzigsten Jahrhundert entstanden und entfaltet worden ist. Ich zitiere nur einige der Autoren, die von Massimo Borghesi wissenschaftlich studiert worden sind: Pater Gaston Fessard SJ, Pater Henri de Lubac SJ, Hans Urs von Balthasar, Romano Guardini, Luigi Giussani (Europa), Pater Lucio Gera, Alberto Methol Ferré (Latein Amerika). Die Wurzel der Kultur des Papstes gehen bis zu den großen Kirchenväter (Augustinus und Thomas von Aquin) zurück und bis zum Anfang des ignatianischen Charisma (Ignatius selbst, Pater Faber SJ). Die Kritik er würde die Tradition der Kirche verraten wollen ist absurd! Wahr ist es, dass diese traditionalistischen Kritiker ehr "modern" denken. Was sie als Tradition sehen ist eine bestimmte "Auswortung" der Tradition, wie sie in der Neoscholastik typisch war (eine Neoscholastik, die nicht mit Thomas von Aquin selbst zu verwechseln ist, wie unter anderen Etienne Gilson zeigte). Pater de Lubac zeigte in seine Studien schon im letzten Jahrhundert, dass die "neothomistische Lektüre" der Lehre der Kirche nicht an die Tradition (oder gar an Thomas) gebunden war. Als 1954 Joseph Ratzinger den Heiligen Bonaventura studierte präsentierte, wie "dramatisch" sein Verständnis von Offenbarung und Tradition/Gesichte war. Tradition ist nicht nur "bewahren", aber auch "aktualisieren", wie der selige Kardinal Neuwman gezeigt hat.
Was ist heute in der Krise in Spiel? Das Verständnis Gottes als Gratis Liebe! Eine Liebe, die nicht halt macht, auch nicht in einem Vernichtungslager wie Auschwitz. Ich bin einer Spur von Pater Antonio Spadaro SJ gefolgt, der neulich in einem Vortrag in Rom gesagt hat, dass drei wichtigen Autoren von Papst Franziskus Pater Faber, Pater Przywara e Fjodor Dostojewiskij sind. Ich konnte in diesen Autoren so viel finden, damit mein Wachstum im Glauben nicht stecken bleibt. Ein Wachstum, das nur ein Ziel hat: werde ein Kind (so wie Jesus selbst verlangt)! In Pater Faber, die Idee, dass Gottesliebe und nicht Selbstliebe das Wesentliche ist, in Pater Przywara, die Entdeckung, dass "Gott in mir", nicht "Ich in mir" not-wendig ist und in Dostojewiskij (Auszeichnungen aus dem Kellerloch) eine zwar pessimistischen, aber psychologisch geniale (Nietzsche) Entdeckung des einzigen wahren Bedürfnissen eines jeden Menschen: geliebt zu werden und zwar gratis.
Und was hat diese Gratis Liebe mit den Päpsten zu tun? Sie sind das letzte Kriterium, das Christus gewählt hat, um zu prüfen, ob man zum himmlischen Vater wandelt oder nicht (vgl. Mt 16).
Ein Freund sagte mir, dass ich angesichts dieser Krise traurig wirke. Eigentlich bin ich nicht traurig, da ich weiß, was der Heilige Geist zu mir sagt: "dass du abnehmen musst, damit Gott in dir zunehme; und dass Du in Deinen Schwachheit dich rühmen sollst, damit Gotteskraft dir innewohne, die zu Vollendung kommt in Schwachheit" (Przywara, 1925).
Der Ausweg aus der Krise hat einen Name: die entwaffnete Schönheit Christi, die niemand tötet, die getötet worden ist. Und das ist Evangelium (das was Franziskus verkündet), oder um mit Tolkien zu sprechen: Eukatastrophe.
PS Was die Polemiken gegen die apostolische Schrift "Amoris Laetitia" anbelangt, kann man synthetisch sagen: in diesem Apostolischen Schreiben negiert nirgendwo der Heilige Vater die "Doktrin" der Unauflöslichkeit der Ehe; die Änderung sind auf der Ebenen der "Disziplin" (vgl. Rocco Buttiglione). So wie ein Mal hat man die Kommunion nur nach einen langen Fasten empfangen dürfen, heute darf man sie empfangen nach eine Stunde fasten. Die Doktrin bezüglich von dem, was die Kommunion ist, ist durch die Änderung der Disziplin nicht geändert worden. Bezüglich der Frage nach dem Geschiedenen, die wieder geheiratet haben, sagt der Heilige Vater, dass nach einer aufmerksamen Unterscheidung der Geister, in bestimmten Fällen, es möglich ist. Die Doktrin, die zum Beispiel in der Familiaris Consortio von Johannes Paul der II enthalten ist, wird nicht negiert, sondern entfaltet, im Sinne von Kardinal Newman: bewahren und aktualisieren.
PS II Freilich besonders von Jungendlichen, die in einem lutherischen und atheistischen Kontext aufgewachsen worden sind, ist nicht einfach die Verbindung zwischen Papst und Gratis Liebe zu verstehen; vielleicht werden sie in 30 Jahren genauer verstehen, aber womöglich werde ich in 30 Jahre nicht mehr hier auf Erde walten; und vielleicht werden sie sich freuen einen echten römischer Katholik begegnet zu sein.
"PS II Freilich besonders von Jungendlichen, die in einem lutherischen und atheistischen Kontext aufgewachsen worden sind, ist nicht einfach die Verbindung zwischen Papst und Gratis Liebe zu verstehen; vielleicht werden sie in 30 Jahren genauer verstehen, aber womöglich werde ich in 30 Jahre nicht mehr hier auf Erde walten; und vielleicht werden sie sich freuen einen echten römischer Katholik begegnet zu sein. "...
RispondiEliminaIch bin nicht mehr jugendlich, aber in einem atheistischen Kontext aufgewachsen. Und ich freue mich, Dir begegnet zu sein, als einem echten römischen Katholiken.
Danke vom Herzen!
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