martedì 13 febbraio 2018

„Ich bin traurig, aber nicht verbittert“! Eine Ansprache anlässlich des Todes von Samuel, Emma und Thu Giang

„Ich bin traurig, aber nicht verbittert“!
Eine Ansprache anlässlich des Todes von Samuel, Emma und Thu Giang 
Angesichts des Autounfalles, der uns in den letzten Stunden beschäftigt hat und in dem Samuel (12 a bei uns), Emma und Giang (GSG) ihr Leben verloren haben und in dem Mi (12 c bei uns) und Henning (GSG) überlebt haben, stellt sich automatisch die „Warum-Frage“, aber diese lässt sich auf einer Sinnesbene nicht antworten. Auch der Theologe und der Philosoph in mir schweigt. In der Bibel, genau im AT, stellt sich Hiob, ähnliche Fragen, wie wir uns in den letzten Stunden gestellt haben: es kommen drei Freunde, die ihm „erklären“ wollen, wieso er so viel leiden muss. Das hilft Hiob überhaupt nicht und Gott mag diese Erklärungen nicht.

Die andere unlösbare Frage ist die „Schuld-Frage“ - jeder weiß ein Fragment und jeder ist geneigt daraus eine Vermutung anzustellen. Schuld gibt es nur wenn jemand ganz bewusst jemand anderen weh tun will. Man ist geneigt eine Art philosophische Schuld auf sich zu nehmen nur auf Grund der Tatsache, dass man den Unfall überlebt hat. Auch diese Art von Schuldübernahme, wenn sie auch menschlich verständlich ist, ist sinnesfrei. 
Ich habe Dankbarkeit empfunden und zwar eine sehr tiefe, weil Mi und Henning leben. Es gibt 2 deutsche Worte, die mich immer zum Nachdenken angeregt haben: Gabe (Geschenk) und Aufgabe (Auftrag). Das Leben ist Gabe und wird immer geschenkt, damit wir eine Aufgabe übernehmen. Die Aufgabe lautet hier: auch für Samuel, Emma und Giang weiter zu leben. 
Man darf leben, ohne Schuldgefühle! Auch das Lukasevangelium rezitiert es so: 
„Er hat uns geschenkt (!!!) , dass wir aus Feindeshand befreit, ihm furchtlos (!!!) dienen, in Heiligkeit und Gerechtigkeit, vor seinem Angesicht all unser Tage.“
Ich habe in den Gänge der Schule auch lachen gehört, weil besonders untern den Kleinen niemand Samuel kannte, und dieses Lachen war mir Mahnung nicht zu vergessen, dass das wir leben dürfen. Zwar für mich, der 3 Jahre lang Klassenlehrer von Samuel war, für die Abiturienten, in viel intensiver Form, da sie jetzt einen leeren Stuhl vor sich haben und noch mehr, viel mehr, für die Familie ist es schwierig, sehr schwierig, aber wir alle dürfen leben, auch für Samuel, auch für Emma, auch für Giang. 
Schwarzer Elch, der Häuptling der Sioux, der bald selig gesprochen wird, sagte, als seine Frau und seine 3 Kinder gestorben sind, dass er traurig ist, aber nicht verbittert, weil er im Licht ist, im Licht der Hoffnung, die wir auch in der Kirche bei unserem Andacht angezündet haben. In Licht der Hoffnung, dass alles und alle, auch Personen, die so früh sterben mit all ihren Plänen aufgenommen, bewahrt und entfaltet werden vom himmlischen Vater.

NB Diese leicht veränderte Fassung wird in einer Zeitung hier in der Region veröffentlich:

Ich bin traurig, aber nicht verbittert"!
Eine der drei Ansprachen anlässlich des Todes von Samuel, Emma und Thu Giang am 12.2.2018 in der evangelischen Pfarrkirche in Droyßig

Angesichts des Autounfalles, der uns in den letzten Stunden beschäftigt hat und in dem Samuel (12 a bei uns), Emma und Giang (GSG) ihr Leben verloren haben und in dem Mi (12 c bei uns) und Henning (GSG) überlebt haben, stellt sich automatisch die „Warum-Frage", aber diese lässt sich auf einer Sinnebene nicht beantworten.  Auch der Theologe und der Philosoph in mir schweigt. In der Bibel, genau im AT, stellt sich Hiob, ähnliche Fragen, wie wir uns in den letzten Stunden gestellt haben: es kommen drei Freunde, die ihm „erklären" wollen, wieso er so viel leiden muss. Das hilft Hiob überhaupt nicht und Gott mag diese Erklärungen nicht.

Die andere unlösbare Frage ist die „Schuld-Frage" - jeder weiß ein Fragment und jeder ist geneigt, daraus eine Vermutung anzustellen. Schuld gibt es natürlich, wenn jemand ganz bewusst jemand anderen weh tun will. Man ist auch geneigt eine Art philosophische Schuld auf sich zu nehmen nur auf Grund der Tatsache, dass man den Unfall überlebt hat. Auch diese Art von Schuldübernahme, wenn sie auch menschlich verständlich ist, ist ohne Sinn. 
Das heißt nicht, dass wir aus einer so schlimmen Situation nicht auch lernen müssten.
  

Ich habe Dankbarkeit empfunden und zwar eine sehr tiefe, weil Mi und Henning leben. Es gibt 2 deutsche Worte, die mich immer zum Nachdenken angeregt haben: Gabe (Geschenk) und Aufgabe (Auftrag). Das Leben ist Gabe und wird immer geschenkt, damit wir eine Aufgabe übernehmen. Die Aufgabe lautet hier: auch für Samuel, Emma und Giang weiter zu leben. 

Man darf leben, ohne Schuldgefühle! Auch das Lukasevangelium rezitiert es so:   

„Er hat uns geschenkt (!!!) , dass wir aus Feindeshand befreit, ihm furchtlos (!!!) dienen, in Heiligkeit und Gerechtigkeit, vor seinem Angesicht all unser Tage."

Ich habe in den Gänge der Schule auch lachen gehört, weil besonders untern den Kleinen niemand Samuel kannte, und dieses Lachen war mir Mahnung nicht zu vergessen, dass das wir leben dürfen. Zwar für mich, der 3 Jahre lang Klassenlehrer von Samuel war, für die Abiturienten, in viel intensiver Form, da sie jetzt einen leeren Stuhl vor sich haben und noch mehr, viel mehr, für die Familie ist es schwierig, sehr schwierig, aber wir alle dürfen leben, auch für Samuel, auch für Emma, auch für Giang. 

Schwarzer Elch, der Häuptling der Sioux, der bald selig gesprochen wird,  sagte, als seine Frau und seine 3 Kinder gestorben sind, dass er traurig ist, aber nicht verbittert, weil er im Licht ist, im Licht der Hoffnung, die wir auch in der Kirche bei unserem Andacht angezündet haben. In Licht der Hoffnung, dass alles und alle, auch Personen, die so früh sterben mit all ihren Plänen aufgenommen, bewahrt und entfaltet werden vom himmlischen Vater.

Dott. Roberto Graziotto, Lehrer und Fachreferent für Philosophie und Religion im CJD Christophorusschule Droyssig; non profit Journalist für die Online Magazine „Il Sussidiario"

NB2 
Diese ist noch eine letzte Variante, in der auch die Fehler in der deutschen Sprache beseitig worden sind. 

„Ich bin traurig, aber nicht verbittert!“
Eine der drei Ansprachen anlässlich des Todes von Samuel, Emma und Thu Giang am 12.02.18, gehalten in der evangelischen Pfarrkirche St. Bartholomäus in Droyßig
Angesichts des Autounfalls, der uns in den letzten Stunden beschäftigt hat und in dem Samuel (Zwölftklässler an unserer Schule), Emma und Thu Giang (Elftklässlerinnen am GSG Zeitz) ihr Leben verloren haben, und in dem Mi (Klassenstufe 12 bei uns) und Henning (Klassenstufe 11 am GSG) überlebt haben, stellt sich automatisch die „Warum-Frage". Diese aber lässt sich auf einer Sinnebene nicht beantworten. Auch der Theologe und der Philosoph in mir schweigen.
In der Bibel, genauer im Alten Testament, stellt sich Hiob ähnliche Fragen, wie wir sie uns in den letzten Stunden gestellt haben: Es kommen drei Freunde, die ihm „erklären" wollen, wieso er so viel leiden muss. Das hilft Hiob überhaupt nicht, und Gott mag diese Erklärungen nicht.
Die andere unlösbare Frage ist die „Schuld-Frage" - jeder kennt eine Teilwahrheit des Ereignisses, und jeder ist geneigt, daraus eine Vermutung anzustellen. Schuld gibt es natürlich, wenn jemand ganz bewusst jemand anderem weh tun will. Man ist auch geneigt, eine Art philosophische Schuld auf sich zu nehmen nur auf Grund der Tatsache, dass man einen Unfall überlebt hat. Auch diese Art von Schuldübernahme, wenn sie auch menschlich verständlich ist, ist ohne Sinn.
Das heißt nicht, dass wir aus einer so schlimmen Situation nicht auch lernen müssten.
Ich habe Dankbarkeit empfunden und zwar eine sehr tiefe, weil Mi und Henning leben. Es gibt zwei deutsche Worte, die mich immer zum Nachdenken angeregt haben: 
Gabe (Geschenk) und Aufgabe (Auftrag).
Das Leben ist Gabe und wird immer geschenkt, damit wir eine Aufgabe übernehmen. Die Aufgabe lautet hier: auch für Samuel, Emma und Thu Giang weiter zu leben. 
Man darf leben, ohne Schuldgefühle! Auch das Lukas-Evangelium rezitiert es so:
„Er hat uns geschenkt (!!!) , dass wir aus Feindeshand befreit, ihm furchtlos (!!!) dienen, in Heiligkeit und Gerechtigkeit, vor seinem Angesicht all unser Tage."
Ich habe in den Gängen der Schule auch Lachen gehört, weil besonders unter den Kleinen niemand Samuel kannte, und dieses Lachen war mir Mahnung nicht zu vergessen, dass wir leben dürfen. Dies ist schwierig, und zwar für mich, der drei Jahre lang Klassenlehrer von Samuel war, wie für die Abiturienten (in viel intensiver Form, da sie jetzt einen leeren Stuhl vor sich haben) und wie auch noch mehr, viel mehr für die Familie. Aber wir alle dürfen leben, auch für Samuel, auch für Emma, auch für Thu Giang.
Schwarzer Elch, der Häuptling der Sioux, der bald selig gesprochen wird, sagte, als seine Frau und seine drei Kinder gestorben sind, dass er traurig sei, aber nicht verbittert, weil er im Licht ist, im Licht der Hoffnung, das wir auch in der Kirche bei unserer Andacht angezündet haben. Im Licht der Hoffnung, dass alles und alle, auch Personen, die so früh sterben mit all ihren Plänen, aufgenommen, bewahrt und entfaltet werden vom himmlischen Vater.
Dott. Roberto Graziotto, Lehrer und Fachreferent für Philosophie und Religion an der CJD Christophorusschule Droyßig; non profit Journalist für das Online-Magazin „Il Sussidiaro“

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